Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
schwierigste Aufgabe, nämlich den Wettbewerb mit den vielen anderen, haben Sie hinter sich. Das Ausfüllen der vielen damit verbundenen Formulare fällt jetzt mir und nicht Ihnen zu.« Er stieß einen Seufzer aus. »Jetzt aber an die Arbeit. Sie müssen mit den Unterschriften beginnen.« Und er schob dem jungen Mann einen dicken Ordner hin.
Eine halbe Stunde später verließ der junge Mann das Gebäude. Seine Rechte schmerzte von den vielen Unterschriften. Während er hinaustrat in die Spätnachmittagssonne, machte er Lockerungsübungen mit den Fingern.
Den hinter ihm auftauchenden Mann spürte er mehr, als daß er ihn richtig sah. Eine in Braun gehüllte Gestalt glitt aus den Schatten und stieß ihm einen Gegenstand zwischen die Rippen. Das Ding war einem Pistolenlauf verdächtig ähnlich. »Tun Sie, was ich sage«, sagte eine harte Stimme, »und es wird Ihnen nichts geschehen.«
Der junge Mann war weit davon entfernt, ein Feigling zu sein, wollte aber auch nicht den Tod riskieren, ohne zu wissen, worum es eigentlich ging. »Wie Sie wollen.« Er streckte die Hände seitlich ein Stück weg, als Zeichen der Unterwerfung.
»Marsch, hinein in die Seitengasse.« Der Bewaffnete deutete nach rechts, wo ein schmaler Durchgang zwischen zwei Gebäuden verlief. Der junge Mann wandte sich in die angegebene Richtung, sein Entführer blieb dicht hinter ihm. Die ganze Zeit über spürte der junge Mann die Waffe an den Rippen.
Sie gingen in den schmalen Durchlaß hinein, bis die dunklen Hausschatten sie vollkommen umgaben und sie von der Straße aus nicht mehr zu sehen waren. »Was wollen Sie?« wagte der junge Mann schließlich eine Frage. Sein Entführer gab keine Antwort, und er fragte noch mal, diesmal lauter.
»Still!« kam von hinten eine gedämpfte Stimme. Und nach einer Pause: »Sie würden es ohnehin nicht verstehen!«
Der Entführer trat neben ihn, und der Revolverlauf verließ einen Moment die Rippen. Jetzt war der Augenblick gekommen! Es war vielleicht die einzige Chance. Der junge Mann zögerte nicht lange. Einer der Gründe, warum man ihn für die Konkurrenz auserwählt hatte, war die Tatsache, daß er sich in hervorragender körperlicher Verfassung befand, seine Reaktion kam blitzartig. Mit der Linken faßte er nach der Waffe, während er mit der anderen Hand dem Gegner die Kapuze vom Kopf zog.
Doch das Ergebnis war nicht wie beabsichtigt.
Er hatte die Waffenhand des anderen mit aller Kraft getroffen, glaubte er wenigstens. Damit hätte er ihn zumindest vom Ziel abbringen, wenn nicht die Waffe aus der Hand schlagen müssen. Statt dessen traf seine Hand auf die des anderen, und nichts geschah. Der Arm des Gegners veränderte seine Stellung nicht um ein Jota, seine Körperkraft schien ungebrochen. Das Fehlschlagen seines Angriffes war aber nur eine gelinde Überraschung verglichen mit dem Anblick, der sich dem jungen Mann bot, als er die Gesichtsbedeckung des anderen herunterriß.
Zu seinem Entsetzen blickte er in sein eigenes Gesicht. Seine eigenen Augen starrten ihn gleichmütig an, seine Lippen verzogen sich zu einem gleichgültigen Lächeln. Da war auch kein Versuch, die Klangfarbe zu verändern, als der andere mit der Stimme des jungen Mannes sagte: »Sind die Errungenschaften der Wissenschaft nicht ein wahres Wunder?«
Ehe der junge Mann auch nur einen Überraschungsschrei ausstoßen konnte, hatte sein Doppelgänger abgedrückt. Ein versengender Hitzepfeil schoß aus der Waffe und brannte ihm ein Loch durch den Unterleib. Ohne auf die unausgesprochene Frage › Warum? ‹ eine Antwort zu erhalten, sank er zusammen.
Der Doppelgänger beugte sich mit einem schwachen Grinsen über ihn und schüttelte den Kopf. Mit einer einzigen lässigen Gebärde schulterte er den Körper, als wäre es ein Sack Lumpen. Er ging die schmale Gasse entlang zu seinem geparkten Wagen. Damit war seine Aufgabe hier beendet.
In dem riesigen, als Burg Rimskor bekannten Metallmonolithen, waren zwei Männer ebenfalls in das Thema der bevorstehenden Reise der Kronprinzessin vertieft.
Herzog Fjodor Paskoi von Kolokov war ein menschliches Skelett, dem man normalerweise die Fähigkeit zu leben abgesprochen hätte. Er brachte kaum 35 Kilo auf die Waage, maß dabei jedoch fast zwei Meter. Seine Haut spannte sich so straff über das Knochengerüst, daß Sehnen und Bänder wie dicke Seile hervortraten. Nennenswerte Muskeln hatte er nicht. Die Venen verliefen wie übergroße blaue Striemen direkt unter der Haut. Er erinnerte aus der
Weitere Kostenlose Bücher