Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Entfernung an ein von einem Kind gekritzeltes Strichmännchen. Das schüttere Haar beschränkte sich auf ein paar weiße, seitlich an seinem Schädel sprießende Büschel. Die Augen waren riesige weiße Kugeln mit kleiner grüner Iris und schwarzen Nadelstichpupillen. In diesen Augen schimmerte ein unheimlicher Fanatismus.
Trotz seiner furchterregenden äußeren Erscheinung war Herzog Fjodor höchst lebendig. In seiner Kindheit hatte er an einer für gewöhnlich tödlich verlaufenden Krankheit gelitten und hatte überlebt. Sein Vater, der damalige Herzog, hatte mit Einsatz großer finanzieller Mittel sein Überleben erkämpft und damit vor allem das Überleben des Namens. Prothesenartige Bestandteile jeglicher Art, die der Medizin des fünfundzwanzigsten Jahrhunderts zur Verfügung standen, garantierten das Funktionieren des Körpers.
Weil sein Körper zu leicht war, um der normalen Schwerkraft seines Planeten Widerstand entgegenzusetzen, stützte ihn ein mechanisches Außenkorsett. Mini-Motoren steuerten jede Bewegung seiner Gliedmaßen. Ein Schrittmacher regulierte den Schlag seines geschwächten Herzens. Maschinen steuerten die Aktivitäten aller seiner inneren Organe. Sogar die Zähne waren künstlich, die echten waren längst ausgefallen.
Als Lebensform war er mitleiderregend, als Überlebensform ein Triumph.
Die schwachen weißen Augen – von winzigen, fast unsichtbaren Linsen verstärkt – überflogen die Nachricht, die man ihm eben überbracht hatte. Die Neuigkeit brachte ihn zum Lachen. Es war ein unheimliches Geräusch, einem Todesröcheln nicht unähnlich. »Geschafft!« stieß er hervor. »Der Austausch ist geglückt.« Seine Stimme klang flach und summend, da sie elektronisch moduliert wurde. Sie drang aus Zwillingslautsprechern zu beiden Seiten des Kopfes und verlieh sogar seinen banalsten Äußerungen noch einen Hauch von Autorität.
Dr. Immanuel Rustin, der Mann in seiner Gesellschaft, lächelte. »Haben Euer Gnaden jemals an meinen Fähigkeiten gezweifelt?«
»Niemals. Ich wußte ja, daß ein Mann, der den mich am Leben erhaltenden Höllenkäfig erfand, alles erfinden kann. Aber bei unserem jetzigen Wagnis spielen andere Faktoren als Ihre Fähigkeiten mit. Es geht bei diesem Spiel um sehr hohe Einsätze, mein Freund. Wir müssen jede einzelne Phase äußerst kritisch betrachten. Ein Entdecktwerden in diesem Stadium wäre eine Katastrophe.«
»Wir bleiben unentdeckt.« Dr. Rustin, ein kleinwüchsiger Mann mit tiefliegenden, eindringlichen Augen und einer Geiernase, vollführte eine nachdrückliche Armbewegung. »Unsere kleine Schöpfung ist perfekt ausgefallen, Fingerabdrucke, Stimmprobe und Netzhautmuster inklusive. Nur eine Röntgenaufnahme könnte seine wahre Natur enthüllen. Seien Sie aber unbesorgt! Man wird den Burschen bis auf weiteres nicht mehr ärztlich untersuchen. Und wenn es jemals dazu kommen sollte, wird er bereits eine Position innehaben, in der er die Ergebnisse fälschen kann.«
»Ich weiß, ich weiß, das alles haben wir unzählige Male durchgesprochen. Aber meine ganze bisherige Existenz war ein einziger Überlebenskampf. Niemals konnte ich es mir leisten, etwas als gesichert anzusehen. Ich kann es auch jetzt nicht.«
Der Herzog blieb stehen und sah auf Rustin hinunter. Seine Augen schienen sich in den Geist des Wissenschaftlers brennen zu wollen. »Ein Gedanke, den ich nie auszusprechen wagte, läßt mir keine Ruhe: Was ist, wenn Er sich in der Programmierung irrte?«
Rustin wußte sofort, wer mit diesem ›Er‹ gemeint war. Nur von einer einzigen Person wurde in derart ehrfürchtigen Tönen gesprochen – von ihrem geheimnisumwitterten Auftraggeber, den sie nur als ›C‹ kannten. »Hat er sich denn schon jemals geirrt?«
Der Herzog hob eine Hand und befingerte den kleinen Anhänger mit dem integrierten Kreis, den er an einer Goldkette um den Hals trug.
»Nein«, sagte er. »Es ist ungeheuerlich, aber er irrte sich nie ... noch nie. Ich kenne den Ursprung seiner Informationen nicht, aber manchmal habe ich den Eindruck, er wüßte über sämtliche Vorgänge im Imperium Bescheid.«
»Deshalb könnt Ihr auf ihn vertrauen«, beruhigte Rustin den Herzog. »Er sagt, daß physischer Leib plus Persönlichkeit, die wir diesem Androiden einprogrammiert haben, genau das sind, was die Liebe der Prinzessin Edna erweckt. Sie wird ihn heiraten und in zwei Jahren das Imperium regieren – und unser Roboter wird ihr Prinzgemahl sein.« Er lächelte. »Wie ich Euch schon oft
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