Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Bild damit ganz andere Dimensionen«, fuhr der Chef fort. »Hochverrat ist für uns Serviceleute immer Alarmstufe eins. Doch die Chefin von Kolokov reagierte zu heftig, muß ich leider eingestehen. Zunächst gab sie die Meldung direkt an mich weiter – an sich das einzig Richtige -, doch dann wurde sie ungeduldig. Noch bevor ich ihr Direktiven geben konnte – seit Helena auf Urlaub ist, breche ich unter der Arbeit fast zusammen -, gab sie Winsted auf eigene Verantwortung einen Schuß Nitrobarb.«
Yvette nickte. Sie kannte den Gebrauch dieses wirksamsten aller Wahrheitsseren. Unter seinem Einfluß konnte niemand lügen oder Tatsachen verdrehen, auch nicht Menschen, die unter Hypnoseblock standen. Leider zeitigte diese Droge eine üble Nebenerscheinung – bei ihrer Anwendung gab es eine Sterblichkeitsrate von fünfzig Prozent. Aus diesem Grund stand die Droge auf der Verbotsliste. Allein der Besitz des Serums galt als Kapitalverbrechen, und doch ließen sich viele Menschen zu beiden Seiten des Gesetzes von der Anwendung nicht abhalten.
Der Chef führte weiter aus: »Ein Jammer, daß sie keine Expertin auf diesem Gebiet war und Winsteds Allergie dagegen nicht erkannte. Er starb nach dreißig Minuten, sich vor Schmerzen krümmend, und sie konnte nichts mehr von ihm erfahren.«
Wieder nickte Yvette. Sie hatte Nitrobarb selbst etliche Male verabreicht und wußte genau, wie heimtückisch sich die Droge auswirken konnte. Wer damit nicht umgehen konnte, glich einem Mörder, der die geladene Waffe an den Schädel des Opfers hält.
»Ich will die lauteren Motive der Sicherheitschefin nicht in Frage stellen«, sagte der Chef ruhig, »aber ich war gezwungen, gegen sie Disziplinarmaßnahmen zu ergreifen. Ihr überstürztes Vorgehen brachte auch das Leben der Prinzessin in Gefahr. Hätte sie etwas abgewartet, dann hätten wir einen Fachmann hinschicken können, der die Droge geschickter gehandhabt hätte. Wir hätten mehr, wenn nicht gar die ganze Geschichte erfahren. Wie die Dinge nun liegen, haben wir durch eigene Schuld die einzige Spur verwischt und tappen im dunkeln. Jetzt wißt ihr ebensoviel wie der Service.«
»Eine Zeitbombe, hm«, äußerte Jules in Gedanken. »Das ist eine sehr allgemein gehaltene Drohung. Woher wollen Sie wissen, daß das Ding während der Reise explodieren soll?«
»Ich weiß es nicht«, gestand der Chef. »Ich kann mich bloß auf meine gute Nase verlassen und Vermutungen anstellen. Vielleicht haben wir es hier nur mit einer leeren Drohung zu tun. Winsted hörte vielleicht nur, wie die Drohung als Möglichkeit aufs Tapet gebracht wurde. Wir müssen aber davon ausgehen, daß die Bedrohung ernst gemeint ist. Wenn ja, wo könnte eine solche Bombe versteckt sein? Der kaiserliche Palast und die anderen Residenzen scheiden aus. Die sind so scharf bewacht, daß es an Unmöglichkeit grenzt, dort eine Bombe einschmuggeln zu wollen. Außerdem hieß es ausdrücklich: ›...gegen die Prinzessin‹ Die einzige Sicherheit, sie und niemanden anderen zu treffen, bestünde darin, die Bombe in ihren Gemächern zu plazieren. Aber auch dazu sind unsere Sicherheitsvorkehrungen zu umfassend.
Aber in sieben Tagen tritt sie ihre Reise an, an einen Ort, wo die Sicherheit nicht in diesem Umfang gewährleistet ist. Wenn jemand eine Bombe hochgehen lassen möchte, wäre dies die beste Gelegenheit.«
»Ich nehme an, daß das Schloß des Barons in Cambria gründlich durchsucht wurde?«
»Von oben bis unten. Natürlich höchst diskret – wir wollten die Gastgeber nicht beunruhigen. Gefunden wurde nichts, was nur bedeutet, daß die Bombe noch nicht gelegt wurde. Wir brauchen eine ständige Überwachung, die garantiert, daß es gar nicht dazu kommt. Aus diesem Grunde möchte ich, daß ihr beide mitfahrt – eure Augen sind schärfer und eure Reflexe rascher als die aller anderen.«
»Warum sagt man die Reise nicht einfach ab?« fragte Yvette.
»Ja, das wäre wohl das einfachste. Aber nicht unbedingt das klügste. Denkt daran, daß wir unser Wissen nur einem Glücksfall verdanken. Wir kennen auch nur ein winziges Bruchstück der Pläne des Gegners. Hoffentlich weiß er noch nicht, daß wir es wissen. Winsted war wahrscheinlich nur ein kleines Rädchen im Getriebe. Sein Verschwinden wird nicht viel Aufsehen machen. Wenn wir aber die Reise absagen, wird unserem Gegner klar, daß wir Verdacht schöpften. Er wird seine Pläne ändern. Von seinem nächsten Plan erfahren wir vielleicht erst, wenn es schon zu spät ist. Nein,
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