Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
schraubte die Hand am Gelenk ab. Ein Schuß hatte ihn vor vierzehn Jahren während einer Mission der Hand beraubt. Die künstliche Hand, die den Verlust seitdem ersetzte, war perfekt nachgebildet und von einem natürlichen Körperteil nicht zu unterscheiden. Sie war eigentlich noch hilfreicher, denn in jedem Finger waren Geräte ganz spezieller Art verborgen. Die Finger waren oberhalb der Knöchel abnehmbar, und Herzog Etienne besaß mehrere Garnituren für verschiedene Zwecke. Diese Tatsache war jedoch außerhalb der Familie nicht allgemein bekannt. Etienne tarnte die Verbindungsstellen an den Fingern mit auffälligen Ringen.
In Herzog Fjodors Augen leuchtete es auf, als er einen anderen Prothesenträger vor sich sah. »Wie ist das passiert?« wollte er wissen.
Etienne antwortete mit einem Achselzucken: »In einem Zirkus lassen sich Unfälle nicht immer verhindern.«
Als Herzog Fjodor sich vorbeugte und die Ersatzhand begutachtete, bemerkte Etienne das sonderbare Schmuckstück am Hals des anderen – so ein Anhänger mit einem integrierten Kreis an einer Goldkette. Das habe ich schon irgendwo gesehen, überlegte er, doch ein hastiges Durchstöbern seines Gedächtnisses förderte kein konkretes Bild zutage. Er gab es für den Moment auf und deponierte die Tatsache als interessantes Detail in seinem Bewußtsein. Im Augenblick mußte er sich um wichtigere Dinge kümmern.
Nachdem die anfängliche Befangenheit überwunden war, kamen die zwei Herzöge prächtig miteinander aus. Wie versprochen, hatten sie die besten Plätze, nämlich die Privatloge des Direktors. Die Artisten wußten, daß ein Ehrengast anwesend war, und lieferten eine besonders eindrucksvolle Vorstellung. Herzog Fjodor war hingerissen von ihren Darbietungen.
»Ich gestehe, daß ich körperliche Gewandtheit immer bewundert habe. Vielleicht deswegen, weil ich selbst in dieser Hinsicht immer behindert war, und wenn ich sehe, wie Menschen ihre Körper mit nicht zu überbietender Perfektion beherrschen, findet das meine uneingeschränkte Bewunderung.«
Nach der Vorstellung erklärte Herzog Fjodor Herzog Etienne, er freue sich sehr, daß er sich schließlich doch entschlossen hätte zu kommen. Er könne sich nicht erinnern, sich jemals so gut unterhalten zu haben. »Sie müssen mir während Ihres Aufenthaltes die Ehre Ihres Besuches zuteil werden lassen. Morgen Anarianer gebe ich einen Empfang für den Botschafter von Horatia – zur Feier des 250. Jahrestages der Koloniegründung. Es handelt sich um eine Party im großen Stil. Ich bestehe darauf, daß Sie mein Gast sind. Ich möchte mich für die heutige Vorstellung revanchieren.«
»Ich werde sehr gerne kommen. Darf ich meinen Bruder Marcel mitbringen?«
»Natürlich. Seine Darbietung fand ich hinreißend. Glauben Sie, ich könnte ihn bitten, meinen Gästen morgen eine kleine Vorstellung zu geben?«
Etienne d'Alembert lächelte. Genau diese Gelegenheit hatte er herbeigesehnt. »Selbstverständlich, es wird ihm eine Ehre sein. Also dann bis morgen.« Und die zwei Herzöge – der eine ein Verräter, der andere ein getreuer Agent der Krone – schieden in aller Freundschaft voneinander.
Herzog Fjodor ließ seine zwei Ehrengäste am nächsten Abend mit einem seiner Privatgleiter vom Zirkus abholen. Herzog Etienne d'Alembert von DesPlaines und Lord Marcel d'Alembert, um sie mit ihren vollen Titeln zu nennen, waren so gekleidet, wie es ihrem Rang entsprach. Der Herzog trug eine graue Samttunika über grauen Hosen. Die Tunika-Ärmel waren geschlitzt und ließen die silbernen Unterärmel sehen. Ein schlichter Platinreif schmückte den Kopf und wurde von den silbergrauen Locken fast versteckt. In der Mitte der Brust prangte ein Saphir, der an einer Platinkette hing und genau zu den Saphiren an den Ringen der künstlichen Finger paßte. Darüber trug er ein halblanges graues Samtcape, mit grauer Seide abgesetzt. Die Füße steckten in Artistenschuhen aus besticktem grauen Samt.
Marcel betonte sein geheimnisvolles, dämonisches Aussehen durch einen hautengen schwarzen Anzug, dessen geschlitzte Ärmel ein leuchtendrotes Innenfutter sehen ließen. Die Mitte umschlang ein schwarzer Ledergürtel mit Rubinen, das jettschwarze Haar war von einem roten Samtkäppchen bedeckt. Die hohe schlanke Gestalt wurde durch ein bodenlanges schwarzes Cape mit rotem Futter noch betont. Diese zwei auffallenden, gutaussehenden Zirkusmänner waren dazu angetan, Aufmerksamkeit und Interesse aller in Frage kommenden Damen auf dem
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