Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
um genau das handeln mußte, was er selbst behauptet hatte – um einen Gast, der sich erfrischen wollte. »Seine Gnaden, der Herzog befindet sich im Ballsaal bei der Darbietung eines Zauberkünstlers«, sagte er und setzte den Weg in die Küche fort. Der Eindringling war bereits aus seinem schwachentwickelten Bewußtsein gelöscht worden. Etienne stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und machte sich auf den Weg zurück zum Hauptschauplatz. Seine wichtigste Aufgabe hatte er erfüllt. Burg Rimskor war ausgekundschaftet, der wahrscheinliche Ort möglicher weiterer Hinweise festgestellt. Das Auffinden der gesuchten Informationen mußte warten, bis die Sturmtruppe der d'Alemberts und nicht die zwei Patriarchen die Sache in die Hand nahmen.
Inzwischen durfte er sich mit Vergnügen das Ende der Vorstellung seines Bruders zu Gemüte führen.
7. KAPITEL
Eine Jagdgesellschaft
Der zweite Tag der Vorstellungstour ließ sich so schön an wie der erste, doch die zwei d'Alemberts waren nicht in geeigneter Stimmung. Beide hatten in der Nacht nicht geschlafen, sondern ihre Unterlagen miteinander verglichen und das Gebäude von oben bis unten durchsucht. Yvette hatte den Gang in jenem Schloßtrakt, in dem Edna wohnte, Zentimeter für Zentimeter mit ihrer elektronischen Ausrüstung abgesucht. Jede Ritze, jedes kleinste Loch im Verputz, jeder Bilderrahmen, jedes einzelne Möbelstück waren von ihr eingehend abgetastet worden. Das einzige Ergebnis waren rotgeränderte Augen und eingehende Kenntnis der Architektur von Schloß Rockhold.
Jules' Suche war ebenso ergebnislos. Während Borov seiner Rippen wegen noch im Krankenhaus lag, nahm sich Jules die Freiheit heraus, das Zimmer des Kandidaten mit seinen eigenen Detektoren abzusuchen. Er überprüfte die persönlichen Sachen, Kleider, Gepäck, Möbel, alles, was eventuell eine Bombe verbergen konnte. Nichts. Falls Borov der Attentäter war, hatte er die Bombe ins Krankenhaus mitgenommen. Ein gefährlicher Schachzug – aber schließlich spielte er ein gefährliches Spiel um hohe Einsätze. Natürlich war es ebensogut möglich, daß Borov nicht der Verräter war – in diesem Fall blieben Jules ein Dutzend Verdächtige, über die er sich den Kopf zerbrechen konnte.
Er diskutierte mit Yvette das Problem. »Ednas Trakt ist sauber«, sagte Yvette, »und die Sicherheitsvorkehrungen sind so umfassend, daß ich mir nicht vorstellen kann, wie jemand sich einschleichen und eine Bombe legen könnte – auch keine kleine.«
Sie stieß einen enttäuschten Seufzer aus. »Bis jetzt waren wir höchst mittelmäßig, mon eher frere. Wir müssen etwas übersehen haben, oder aber die Drohung kommt aus einer Richtung, von der wir nichts ahnen.«
Jules litt unter ähnlichen Gefühlen. Wütend hieb er mit der Faust auf die Handfläche. »Möglich. Möglich. Ich habe gelernt, auf deine Intuition zu vertrauen. Aber damit haben wir nicht den leisesten Hinweis darauf, was wir eigentlich suchen. Ehe wir nicht auf etwas Besseres kommen, müssen wir an unserer einzigen Spur weiterarbeiten.«
»Und in der Zwischenzeit hängen wir tagsüber wie die Kletten an der Prinzessin und geistern in der Nacht durchs Schloß. Wenn wir den Verräter nicht in den ersten drei Tagen finden, falle ich um vor Erschöpfung.«
Die Geschwister trennten sich. Jeder ging auf sein Zimmer und versuchte, wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu finden, ehe wieder die Pflicht rief.
Beim Frühstück verehrte Choyen Liu Prinzessin Edna eine wunderschöne Papierblume. »Wie hübsch«, rief sie aus. »Woher haben Sie die Blume?«
»Ich habe sie gestern Anarianer selbst gemacht«, erwiderte er. »Die Blütenblätter stellen die Entfaltung der Seele um den Mittelpunkt des essentiellen Seins dar.«
»Ach.« Mehr fiel der Prinzessin als Antwort zunächst nicht ein. »Ich danke Ihnen. Ich weiß das Geschenk zu würdigen. Es ist Ihnen so ähnlich.«
»Sie sind zu liebenswürdig. Es stellt nur ein nützliches Meditationsobjekt dar.«
Als sie sich mit Yvette an den Frühstückstisch setzte, arrangierte Edna die Blume so geschickt, daß die Agentin sie unauffällig untersuchen konnte. Mit scheinbar lässigen Bewegungen näherte Yvette ihre getarnten Sensoren bis auf wenige Zentimeter dem Objekt. Keine Gefahr. Yvette nickte unmerklich, und Edna befestigte die Papierblume an der Schulter ihrer Tunika.
Die Strandaktivitäten des Vortages forderten einen höheren Preis als erwartet. Niemand hatte sich gegen die Sonne geschützt, und als
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