Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
zumindest alle acht gleichzeitig auf den ersten Blick auf sie losgefeuert, statt zuerst den Kontaktmann umzulegen. Das zeigt, daß die Leute unseren Sicherheitsdienst mehr fürchteten als die angeblichen delfianischen Agenten – ein fataler Irrtum ihrerseits.«
»Ach so – ich verstehe. Entschuldige die Unterbrechung.«
»Schon gut. Das gehört zu deiner Schulung, mein Mädchen für alles.«
»Aber wenn sie von uns auch nichts Genaueres wußten«, meinte Yvette »so wußten sie doch, daß ein Unternehmen im Gange war. Es existiert eine undichte Stelle, und wir müssen sie stopfen – schleunigst.«
»Richtig«, pflichtete Jules bei. »Wer wußte denn von dem Treffen?«
Der Chef zählte an den Fingern auf. »Da wäre ich – diese Möglichkeit schließe ich aus. Dann Sie beide. Nicht sehr wahrscheinlich, daß Sie sich selbst töten lassen wollten. Dann Ihr Vater, der Herzog. Wenn er Sie hätte töten wollen, hätte er es im Zirkus arrangieren und als Unfall tarnen können, ohne sich die Hände beflecken zu müssen. Dann Sarbatte, Ihr Kontaktmann. Da sehe ich eine Möglichkeit, obwohl er getötet wurde. Er hat die Zusammenkunft vielleicht verraten, in der Meinung, man würde nur Sie töten, und dann mußte auch er daran glauben, damit es besser aussieht. Unwahrscheinlich, aber immerhin möglich.«
»Und was ist mit ihr?« Jules wies mit dem Glas in der Hand auf Helena.
Das Mädchen errötete und schüttelte den Kopf. Ihr Vater nahm die Frage auf. »Unmöglich. Sie wußte zwar, daß der Zirkus irgendwie beteiligt war, aber ich sagte ihr kein Wort von Ihnen. Ich zog sie erst hinzu, als wir von dem Mini-Aufruhr in den ›Dunedin Arms‹ hörten, weil ich wußte, daß ich ihr vertrauen kann.«
»Sonst noch jemand?« fragte Yvette.
Der Chef runzelte die Stirn. »Sarbattes Vorgesetzter, Oberst Grandon. Er ist der Chef unserer gesamten Inneren Sicherheitsabteilung. Ich wollte das gesamte Gebäude in Bereitschaft halten für den Fall, daß die Gegenseite etwas plante.«
»Ist es derjenige, den Sie aufs Dach schickten, damit er die zwei Gefangenen holt?« fragte Jules.
Die gesamte Szene erstarrte, als den vier Menschen klar wurde, was sich jetzt zutragen konnte. Entschlossen drückte der Chef einen Schaltknopf des TV-Monitors, der eine Infrarot-Ansicht des Daches auf den Schirm brachte.
Es standen jetzt zwei Fahrzeuge da. Ein Mann – es konnte nur Grandon sein – zerrte eben einen bewußtlosen Körper aus dem Fahrzeug der d'Alemberts und schleppte ihn zu dem anderen.
»Grandon!« rief der Chef ins Mikro. »Legen Sie den Mann hin, und melden Sie sich sofort in meinem Büro!«
Grandon machte einen Luftsprung, als die Stimme des Chefs aus dem Dachlautsprecher ertönte. Er sah sich verzweifelt um und merkte dann, daß er allein war, aber beobachtet wurde. Und da geriet er in Panik. Er reagierte rasch und schleuderte den bewußtlosen Mörder über den Dachrand hinaus in die Luft. Ohne abzuwarten, wie der Mann 93 Stock tief in den Tod stürzte, lief Grandon zu seinem Fahrzeug und floh mit Höchstgeschwindigkeit.
5. KAPITEL
Die Jagd
Noch ehe Oliver Fenton Arnold den Sub-Äther-Antrieb erfand, der die Erforschung der Galaxis ermöglichte, geriet die ganze Erde, mit Ausnahme der NAL unter den Einfluß des Kommunismus – und Nordamerika selbst wurde infiltriert und unterminiert. Der richtige explosionsartige Exodus der Menschheit in den Weltraum begann jedoch nicht vor 2013, als John Copeland den uranreichen Planeten Urania IV entdeckte und damit der Menschheit billige und praktisch unerschöpfliche Energie verschaffte. 2016 verließen die amerikanischen Antikommunisten, angewidert und beunruhigt von den Folgeerscheinungen, verursacht durch die ›Tue-nichts‹- und ›Tue-Gutes‹-Schreier‹, die alle erfolgversprechenden Aktionen abwürgten, die Erde in Scharen und wanderten nach dem sehr passend bezeichneten Planeten Newhope aus. Daraufhin fiel dem Kommunismus die ganze Erde zu, ohne daß ein Schuß abgegeben oder eine Rakete abgeschossen werden mußte.
(von Mees, Geschichte der Zivilisation, Band 21, Nummer 1281.)
Die d'Alemberts warteten Oberst Grandons Reaktion auf seine Entdeckung gar nicht ab. Schon während der Chef den Knopf für die Dachlautsprecher betätigte, hatten ihre blitzschnellen Reflexe sie aus den Sesseln in sofortige Aktion katapultiert. Der gemeinsame Gedanke war, so rasch wie möglich das Dach zu erreichen und den Verräter aufzuhalten, ehe er noch mehr Schaden anrichten konnte. Beide
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