Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
das feindliche sein. Wie steht es mit der Sicht? Was für ein Gebäude ist das?«
Yvette schaltete ein vergrößertes Fernsehbild ein und las: »Staatsgebäude, Sektor vier. Das kann einen Sinn ergeben. Vier war immer der loyalste Sektor, und die Bezeichnung ›Staat‹ ist immer die beste Tarnung für Sicherheitsdienste«
»Nimm den Test vor. Woher kommt unser Strahl?«
»Vom Dach. Innerhalb eines kleinen Lichtkreises ist dort ein kleiner Sender installiert. Ich sehe eine menschliche Gestalt in dem Lichtkreis. Das Infrarotbild zeigt mir eine zweite Gestalt, die außerhalb des Lichtkreises im Dunkeln steht.«
»Was hältst du davon?«
»Ich würde es riskieren«, sagte Yvette ohne zu zögern.
»Wir haben auch keine andere Wahl.« Jules strich sich übers Kinn. »Außerdem haben wir keine anderen Hinweise und könnten also nur nach Hause zurück. Alors. Los geht es! Für alle Fälle aber halte die Finger an der Abschußvorrichtung.«
Jules näherte sich vorsichtig und hielt auf den Lichtfleck auf dem Dach zu. Als sie näher kamen, wurde die im Licht stehende Gestalt deutlicher. Es war ein junges, schlankes Mädchen – für eine Erdenbewohnerin gar nicht so übel, dachte Jules bei sich. Das lange, schwarze Haar fiel ihr über den Rücken. Sie trug einen Pullover in Beige und braune Hosen. Um den Hals trug sie ein Kehlkopf-Mikrofon, in den Händen hielt sie zwei schwere Neunundzwanziger-Dienstpistolen.
Nachdem Jules auf zweihundert Meter heruntergegangen war, machte er halt und blieb im Schwebezustand über dem Mädchen reglos stehen. Er erwartete, daß sie den nächsten Zug tat. Als sie merkte, daß er nicht näher kommen wollte, drang ihre überdeutliche, kehlige Altstimme aus dem Lautsprecher: »Wir können jetzt miteinander reden, wenn wir nicht zuviel sagen. Sind Sie bewaffnet?«
»Ja.« Jules hielt sich an ihren Vorschlag und sagte nicht mehr als nötig.
»Gut. Aber das ist nicht nötig.« Das Mädchen trat jetzt genau in die Mitte, legte die furchterregenden Waffen auf den Boden und nahm dann wieder ihre frühere Position ein. Kurz gesagt, sie entwaffnete sich und überlieferte sich so der Gnade der beiden -eine sehr schätzenswerte Geste, wäre da nicht noch die Person auf dem Dach gewesen, die, den Sensoren nach zu schließen, noch immer im Schatten stand.
»Sie erkennen natürlich meine Stimme«, fuhr das Mädchen fort.
»Ja.« Jules begnügte sich mit dem Mindestmaß an Konversation. Yvette ließ kein Wort laut werden. Bis jetzt hatte man über Funk nur Jules' Stimme gehört. Es war vielleicht von Vorteil, wenn man eventuelle Feinde bei der Meinung beließ, er wäre die einzige Person im Flug-Fahrzeug.
»Ich nehme an, Sie haben ein Retinaskop bei sich – eine Netzhautaufnahme«, fuhr das Mädchen fort.
»Ja. Warten Sie.« Er unterbrach die Sprechverbindung und wandte sich an seine Schwester. »Was hältst du davon?«
»Sie wollen, daß wir jemanden anhand des Netzhaut-Schemas identifizieren. Aber die einzige Person, von der wir eine Aufnahme haben, ist das ›Haupt‹ selbst. Wenn sie von der richtigen Sorte sind, werden sie das wissen.«
»Das heißt, daß das Mädchen oder ihr Freund im Dunkeln der Kopf ist – was wiederum heißt, daß wir unseren Boß etwas rauher anfassen müssen, ehe wir seine Identität festgestellt haben.«
Yvette biß sich auf die Unterlippe. »Nun ja – schließlich müssen sie uns auf die eine oder andere Art von ihrer Person überzeugen – und das wäre der einfachste Weg. Was bleibt uns außerdem schon übrig?«
»Nichts«, gab Jules ihr recht und drückte wieder auf die blaue Taste. »Weiter! Was schlagen Sie vor?«
»Landen Sie, wo Sie wollen. Eine Person wird an Bord kommen. Unbewaffnet.«
»Karascho – das geht.« Jules ging außerhalb des Lichtkreises nieder, stellte die Betäubungswaffe schußbereit ein und öffnete den Einstieg auf der Seite seiner Schwester.
Die Person, die bis jetzt im Schatten gestanden hatte, kam heran. Als sie mit leeren ausgestreckten Händen näher kam, konnte man nur feststellen, daß es ein Mann war – von mittlerer Größe und durchschnittlichem Körperbau, fast völlig kahl. Beim Einsteigen streckte er seine Hände vor, und Yvette half ihm hinein. Der vordere Teil des Fahrzeugs war nun total überfüllt, und deswegen machten sich die d'Alemberts auch keine Gedanken wegen einer Gewaltanwendung von Seiten des sanft aussehenden Mannes. Trotzdem hielt Yvette seine Arme hinter dem Rücken fest, während Jules das Retinaskop
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