Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Verzweiflung geborener Schritt. Und bis jetzt ist die durch sie entstandene Bedrohung nicht so ernst. Sie zu töten, wäre zwar der sicherste, aber nicht imbedingt der klügste Weg.
Die zweite Alternative ist bestechend. Unter dem Einfluß von Nitrobarb kann niemand lügen. Sie würde alles ausplaudern: Wie sie uns auf die Spur kam, wie sie hierher gelangte, welche Pläne sie hat und wie die SOTE gegen uns vorgehen will. Selbst wenn sie bei dem Verhör stürbe, hätten wir uns zuvor einen Vorteil verschafft.«
»Und doch scheint mir, als hörte ich ein leises Zögern aus Ihren Worten heraus«, bemerkte Lady A. »Wenn die Verabreichung von Nitrobarb all diese Vorteile hat, warum dann nicht sofort, damit wir es hinter uns bringen?«
»Es sprechen einige Gründe dagegen. Angenommen, sie möchte hier mit jemandem Kontakt aufnehmen, mit jemandem, den sie nicht kennt und der sich ihr mittels eines Kode-Satzes nähert. In diesem Fall haben wir nichts davon, wenn wir sie festnehmen, da wir damit ihren Kontaktmann verscheuchen. Wenn wir sie aber an der langen Leine arbeiten lassen, machen wir vielleicht einen größeren Fang. Wenn wir sie am Leben lassen, könnten wir sie später als Tauschobjekt benutzen, falls es Schwierigkeiten gibt. Je länger wir sie frei umherlaufen lassen, desto mehr erfahren wir.«
»Diese Methode ist die unsicherste unter Ihren drei Alternativen«, bemerkte Lady A spitz. »Aber möglicherweise die lohnendste. Und die Bedrohung, die dieses Mädchen eventuell darstellt, ist noch immer minimal. Von diesem Planeten aus kann sie ohne unser Wissen keine Nachricht weitergeben. Ich werde ihre Sachen durchsuchen lassen, gründlich und diskret, versteht sich, damit wir sicher sein können, daß sie keine Funkanlage bei sich hat. Sie kann nur an Bord eines unserer Schiffe von hier weg, und aus diesem Grund werde ich die Wachen auf dem Raumhafen vervierfachen, damit sie uns nicht entwischt.«
»Und wie wollen Sie verhindern, daß Freunde von anderen Planeten hier mit eigenen Schiffen heimlich landen und sich mit ihr treffen?«
Garst lächelte. »Unser Planet liegt abseits der Haupthandelswege und wurde, wie Sie wissen, vom Imperium als zwar entdeckt, aber unbesiedelt zu den Akten gelegt. Die einzigen Schiffe, die näher an uns herankommen, sind unsere eigenen, und deren Fahrplan kennen wir. Sollte sich etwas anderes den Grenzen dieses Sonnensystems auch nur nähern, wird es sofort vom Himmel gepustet. Wir kontrollieren alles Kommen und Gehen – dessen bin ich sicher.«
Lady A sagte zunächst nichts darauf. Garst sah ihr regloses Gesicht und versuchte aus ihren Blicken Zustimmung oder Ablehnung zu lesen. Hatte er die Prüfung bestanden und ihr Vertrauen wiedergewonnen, oder hatte er bei seinen Überlegungen einen Fehler gemacht, der ihn als unfähig brandmarkte?
Schließlich setzte die Frau zum Sprechen an. »Gut, Garst, ich stimme mit Ihren Überlegungen überein. Wenn wir Helena von Wilmenhorst mit Nitrobarb behandeln, haben wir auf lange Sicht nicht viel Nutzen davon. Wir haben nämlich bereits Zugang zu sämtlichen Informationen, welche die allgemeinen Operationen der SOTE betreffen. Im Hinblick auf ihre jetzige Sondermission sind wir besser dran, wenn wir sie dicht beschatten lassen. Und Sie sorgen dafür, daß die Überwachung wirklich lückenlos erfolgt – ohne Löcher, ohne Lecks, ohne eine Möglichkeit des Entkommens.« Ihr Ton deutete unmißverständlich an, wie sich andernfalls sein weiteres Schicksal gestalten würde.
»Keine Angst, das machen wir schon. Ich sorge dafür, daß meine besten Leute sämtliche Räume ihres Appartements durchsuchen und rund um die Uhr überwachen. Wir werden in ihren Kleidungsstücken Abhörwanzen verstecken. Sie wird auf allen Wegen ständig Beschatter haben. Wir werden alle unter die Lupe nehmen, mit denen sie Kontakt hat, und jede kleinste verdächtige Spur weiterverfolgen. Ich werde mich persönlich mindestens einmal täglich um den Stand der Überwachung kümmern, um sicherzugehen, daß uns keine Fehler unterlaufen, Helena von Wilmenhorst wird besser bewacht werden als die gesamte kaiserliche Familie. Uns wird nichts entgehen, dafür hafte ich mit meinem Leben.«
»Ja«, sagte Lady A. »Sie tun gut daran.« Nachdem seine Besucherin sich empfohlen hatte und er seine Überwachungstaktik durch Befehle in die Tat umgesetzt hatte, blieb Garst allein und in Gedanken versunken in seinem Büro sitzen. Worauf habe ich mich da eingelassen? fragte er sich. Und
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