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Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums

Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums

Titel: Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E E Smit & Stephen Goldin
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Genialität des Systems gebührend beeindruckt.
    Nav und Yvette bekamen im Theater eine Loge für sich allein. Sie gingen das Verzeichnis der zur Verfügung stehenden Vorstellungen durch und berieten lange, was sie sich ansehen sollten. Schließlich entschieden sie sich für ein Kostümepos, das im Frankreich der Renaissance-Zeit spielte. Dann lehnten sie sich in ihren Spezial-Sitzen zurück und harrten des Genusses.
    Im Prinzip funktionierte der Sensabel-Projektor so ähnlich wie ein Stürmer. Beides waren Geräte, die einen bestimmten Strahl auf ihr Ziel abschossen und das Nervensystem des Opfers beeinflußten. Im Falle des Stürmers traten als Folge Lähmung, Bewußtlosigkeit oder gar der Tod ein, das hing von der eingestellten Stufe ab. Der Projektor jedoch zeitigte Wirkungen, die viel komplizierter waren.
    Kurz gesagt, ein Sensabel-Strahl wirkte auf alle Körpersinne ein und spielte ihnen etwas vor. Er beschränkte sich nicht nur auf Gesichts- und Gehörsinn wie frühere Unterhaltungsmedien. Der Mensch, der sich diesem Erlebnis aussetzte, war nicht nur Zuschauer, sondern nahm aktiv an der Handlung teil. Obwohl sein Bewußtsein ihm sagte, daß er physisch in einer Sensabel-Zelle saß, meldeten ihm seine Sinne, daß er die um ihn in Szene gehende Geschichte tatsächlich miterlebte. Er konnte die Ereignisse sehen und hören, wie die ›Hauptperson‹, und wurde von den Düften der Szene umweht. Wenn die ›handelnde Person‹ speiste, konnte der Zuschauer die Speisen schmecken. Alles was die ›handelnde Person‹ erlebte – Schmerz, Freude, Laufen, Stehen – erlebten auch die Teilnehmer. Eigentlich war der Zuschauer eine Marionette, welche die Story des Autors in die Tat umsetzte und dabei doch gemütlich in ihrem Sessel in der Sensabel-Zelle saß. Die Sensabel-Show stellte vielleicht die höchste Stufe nachempfindenden Vergnügens dar.
    Die Vorstellung, die Nav und Yvette jetzt erlebten, war genau das Richtige für ein romantisches Pärchen. Es gab zwei Hauptrollen, Held und Heldin, und die zwei Teilnehmer spielten ihre Rollen mit großem Vergnügen. Besonders Yvette fand ihre Rolle sehr unterhaltsam. Die Heroine war eine passive Frau, ganz und gar vom Helden abhängig, der sie aus allen möglichen gefährlichen Situationen erretten mußte. Im wirklichen Leben hätte Yvette sich mit dieser Sachlage niemals abgefunden, doch in diesem Zusammenhang fand sie es sehr amüsant.
    Gutgelaunt verließen sie das Theater und hatten den ernsten Ton ihres Tischgespräches überwunden. »Immer schon hatte ich das Gefühl, ich gehörte in jenes Zeitalter«, bemerkte Nav, während er den Knopf einer Ruf-Säule drückte. »Sieh dir die heutige Lage des Universums an. Wo gibt es die großen Romantiker, die nach einer Rose schmachten? Wer erklettert den Balkon der Dame und schwingt sich an ihrem Vorhang hinein? Zu Asche zerfallen sind sie, und haben die Welt den Krämern und Rechnern überlassen.«
    »Es gibt schließlich dich«, sagte Yvette bewundernd.
    »Ja, unseresgleichen taucht hin und wieder auf, Relikte eines längst entschwundenen Zeitalters – doch müssen wir leider feststellen, daß wir nicht in Mode sind«, seufzte er. »Ich habe ständig das Gefühl, ich sollte mit Schwert, Rose und Cape herumlaufen.«
    »Rose und Cape hast du bereits. Ein Schwert wäre mancherorts nicht erlaubt und würde gar nicht zu deiner Garderobe passen.«
    »Und würde indigniert hochgezogene Brauen hervorrufen«, ergänzte Nav. Dir Gefährt traf ein, und der Newforester half Yvette beim Einsteigen, bevor er selbst einstieg. »Wohin?« fragte er.
    »Zu mir«, erwiderte Yvette. »Leider bin ich sehr müde. Ich habe zu lange auf Welten mit geringerer Schwerkraft gelebt. Ich ermüde rascher, als ich eigentlich sollte.«
    »Bei mir ist es dasselbe. Was gäbe ich darum, eben jetzt auf Newforest zu sein, auf einer Waldlichtung zu sitzen und, eine Zigeunerweise pfeifend, wieder mal richtige Schwerkraft zu spüren.«
    Nav warf den angezeigten Fahrpreis ein und lenkte den Wagen zu Yvettes Wohnung. Während der Fahrt wurde nicht viel gesprochen. Yvette kuschelte sich an den starken, maskulinen Newforester und aalte sich in der Wärme ihrer Beziehung. Sie hatte das Gefühl, er sei genau das Richtige für sie. Ihr Wesen, ihre Wünsche, ihre Gedanken paßten so gut zueinander. Und doch wußte sie tief im Inneren, daß es stimmte, was ihr Bruder ihr klarzumachen versuchte. Sie würde hier ihren Auftrag abschließen, hoffentlich in nächster Zukunft, und

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