Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
werden vielleicht jeden Augenblick ums Leben kämpfen müssen. Wir müssen uns also über jeden Schritt klar sein, ist es nicht so?«
»Oui.« Sie sah ihn direkt an. Bildete er es sich nur ein, oder sah er wirklich eine Träne in ihrem Auge schimmern? Was immer er gesehen haben mochte, es war in Sekundenschnelle verschwunden. »Ich weiß nur«, sagte sie ruhig, »daß ich meiner Gefühle ihm gegenüber nicht mehr Herr werde, so wie es dir bei Vonnie geht. Ich verspreche aber, daß ich eine brave kleine Agentin sein und nicht zulassen werde, daß meine Gefühle der Pflichterfüllung im Wege stehen.«
»Das habe ich keine Sekunde lang bezweifelt.« Jules schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln, das erste seit fast einer Woche. »Ich glaube, wir sollten uns für den heutigen Tag trennen. Du könntest diesen Teil hier übernehmen, während ich mich im Westen umsehe. Wir werden sehen, was uns eventuell ins Netz geht.«
»Geht in Ordnung«, sagte sie, wieder ganz beruhigt. Jules ließ sie stehen und nahm einen Wagen, der ihn zu einem Einkaufszentrum im Westen der Stadt brachte, wo er umherstreifte und mehr Augen für die Menschen als für die ausgestellten Waren hatte.
Nach zwei erfolglosen Stunden wollte er aufgeben und sein Wirkungsfeld verlagern, als er sie sah. Helena kam mit einem Päckchen unterm Ann aus einem Laden und schlug die ihm entgegengesetzte Richtung ein.
Jules' Herz machte einen Luftsprung. Helena war noch am Leben! Somit waren ihre ärgsten Befürchtungen unbegründet. Blieben nur zwei wichtige Fragen. Erstens, wie viel hatte sie von der hiesigen Organisation erfahren und zweitens, viel wichtiger, wie sollten sie alle drei jemals wieder diesen Planeten lebend verlassen?
8. KAPITEL
Turbulentes Durcheinander
Jules wollte sich eben Helena an die Fersen heften, als seine scharfen Augen eine weitere Einzelheit wahrnahmen: Helena wurde beschattet. Ein Mann, der bis jetzt an einer Mauer auf der gegenüberliegenden Straßenseite herumgelungert hatte, richtete sich plötzlich auf und setzte sich parallel zu ihr in Bewegung. Sein Verhalten war unauffällig, auch bekundete er kein besonderes Interesse für Helenas Ziel, aber Jules ließ sich nicht hinters Licht führen.
Jules' Herz sank klaftertief. Wenn die hinter dieser Verschwörung steckenden Köpfe Helena so viel Bedeutung beimaßen, daß man ihr sogar zwei Beschatter hinterherschickte, dann bedeutete dies, daß man sie erkannt hatte. Und doch ließ man sie noch frei herumlaufen! Nach Jules' Ansicht konnte dies nur eines bedeuten – die Organisatoren mußten sich ungeheuer sicher fühlen. Sie wußten wohl, daß sie Helena jederzeit festnehmen konnten. Man benutzte das Mädchen also als Köder für andere SOTE-Agenten, zum Beispiel für ihn und Yvette. Daraus folgte, daß die d'Alemberts sich ihr nicht nähern durften, ehe sie nicht ausreichende Vorkehrungen zum Schutze der eigenen Tarnung getroffen hatten.
Gleichzeitig aber durfte er Helena jetzt, da er sie endlich gefunden hatte, nicht einfach davonlaufen lassen. Er mußte zumindest in Erfahrung bringen, wo sie zu erreichen war. Auf eine weitere Zufallsbegegnung durfte er nicht hoffen. Nachdem er sich vergewissert hatte, daß ihm niemand folgte, nahm er in betont unauffälliger Haltung die Verfolgung Helenas und ihrer beiden Beschatter – der zweite war eine Frau – wieder auf.
Diese heimliche Prozession schlängelte sich nun durch das Ladenviertel. Helena betrat zwei Läden und erstand einige Kleinigkeiten. Danach drückte sie an der Ecke den Knopf einer Ruf-Säule und wartete auf ein Wägelchen. Jules ging an eine andere Ecke und rief für sich ein Gefährt. Die zwei Schatten ebenfalls, wie er bemerkte. Solange er Münzen einwarf, konnte er unbegrenzt weit fahren, folglich hatte er keine Bedenken, daß sein edles Wild ihm entkommen könne. Mit fünfzehn Stundenkilometern konnte sie weder zu schnell werden noch zu weit kommen.
Er folgte ihr bis zu ihrer Wohnung, wo sie ausstieg und ins Haus ging. Ihre zwei anderen Verfolger nahmen Standorte ein, die ihnen, wie es schien vertraut waren, und von denen aus sie den Eingang beobachten konnten. Es handelte sich also tatsächlich um Helenas eigene Wohnung, und wie Jules' Wohnung, hatte auch diese hier zweifellos nur eine Tür. Jules merkte sich die Adresse und fuhr weiter, nachdem er sich vergewissert hatte, daß die zwei Beschatter ihn nicht bemerkten.
Eine Hürde war überwunden: Er wußte nun, daß Helena am Leben war und wo sie wohnte. Das
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