Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
nächste Problem war eine verzwickte logistische Sache – wie konnte er sich mit ihr in Verbindung setzen, ohne den zwei Typen, die sie beobachteten, seine Identität zu verraten? Fest stand, daß er nicht einfach bei ihr anklopfen konnte. Sicher wurden sofort alle Besucher notiert. Helenas Com-Leitung wurde sicher abgehört. Auch wenn er sie von einer öffentlichen Zelle anrief und nur den Code benutzte, würden ihre Beobachter merken, daß sie fremde Kontakte hatte, und würden auf der Hut sein. Er konnte warten, bis sie wieder herauskam und wegging, konnte sodann in ihre Wohnung eindringen und eine Nachricht hinterlassen – nur war zu erwarten, daß ihre Wohnung mit Mikros und Kameras gespickt war und man ihn ablichten und identifizieren würde.
Jules stellte seinen Wagen ab und wanderte die Straße entlang weiter, wobei er dieses Problem wälzte. Schließlich hatte er eine Lösung gefunden. Er betrat einen Schreibwarenladen und kaufte Schreibpapier, einen Schreiber und eine Schachtel mit Kreiden. Dann ging er zu einer Parkbank und stellte sorgfältig eine Nachricht im höchsten Geheimcode der SOTE zusammen. Dechiffriert lautete die Nachricht: ›Um Punkt sieben Uhr die folgende Nummer anrufen: 84-76-873. Das ist eine öffentliche Zelle im Beechwood Cafe. Einer von uns wird sich melden. Sagen Sie, Sie hätten sich in der Nummer geirrt und legen Sie sofort auf.‹ Dann gab er weitere Instruktionen für ein Treffen.
Kaum hatte er fertig geschrieben, sah er sich nach einem Stein passender Größe um und nahm ihn mit zu Helenas Wohnung. Er legte den Stein neben die Ruf-Säule, versteckte darunter das Blatt Papier, so daß eine Ecke kaum sichtbar hervorlugte. Hier war er außer Sichtweite von Helenas Beschattern, und als er sicher sein konnte, daß es auch niemand anderer sah, nahm er ein Stück Kreide und kritzelte damit etwas auf die Ruf-Säule. Es war ein Herz. In die obere Ecke schrieb er den Namen ›Wombat‹ (seinen eigenen Kode-Namen) und schräg darunter ›Periwinkle‹ Yvettes Decknamen. Dann kam ein Pfeil mitten durchs Herz.
Für den flüchtigen Betrachter war das Gekritzel das Werk eines kindlichen Gemütes, etwas was in der gesamten Galaxis zu finden war. Niemandem würde dabei einfallen, daß es auf dem Asylplaneten ja keine Kinder gab. Alle würden die Zeichnung glatt übersehen. Sie gehörte zu den Dingen, die zivilisierte Menschen nicht mehr bewußt aufnahmen.
Aber Helena war keine flüchtige Betrachterin. Jules wußte aus Erfahrung, wie rasch sie scheinbar harmlose Signale erfaßte und sie sofort aufschlüsselte. Diese Ruf-Säule war die ihrer Wohnung am nächsten gelegene und war mit Sicherheit diejenige, die sie benutzte. Die beiden Deck-Namen würden ihrem Aktenordner ähnlichen Gehirn sofort auffallen. Ihr Auge würde der Richtung des Pfeiles folgen, der direkt auf den Stein wies. Sie würde sich unter einem Vorwand bücken und den Stein begutachten und schließlich das Papier entdecken, das sie unauffällig an sich nehmen und lesen konnte, sobald sie ungestört war.
Jules betrachtete sein Werk prüfend. Ja, tadellos. Dann entfernte er sich rasch. Je länger er hier herumlungerte, desto größer die Möglichkeit, Verdacht zu erregen. Der Plan mußte nun in die Tat umgesetzt werden. Der nächste Schritt mußte von Helena ausgehen.
Er ging zwei Häuser weiter zur nächsten Ruf-Säule und wollte eben einen Wagen kommen lassen, als er Pias Nav auf der anderen Straßenseite erblickte. Der Spieler war aus einer Seitenstraße gekommen und sah sich nach allen Seiten um, als hätte er Angst, gesehen zu werden. Den mehr als sechzig Meter weit entfernten Jules konnte er nicht sehen. Er wischte sich nervös die Hände am Anzug ab und schlug hastig die andere Richtung ein.
Jules blieb stehen. Warum dieses seltsame Verhalten? In dieser Seitengasse ist etwas passiert, womit er nicht in Verbindung gebracht werden möchte, dachte er. Möchte doch wissen, was -Yvettes wegen.
Er überquerte die Straße und bog mit gespielter Gleichgültigkeit in die Seitengasse ein. Der Abstand zwischen den Hausmauern war hier gering, und die Häuser waren so hoch, daß kaum Tageslicht hereindrang und man nur schwer etwas ausmachen konnte. Vorsichtig überkletterte er auf dem Boden verstreute Kartons und Abfälle, bis er sah, daß er in eine Sackgasse geraten war. Jules sah sich um, konnte aber auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches entdecken. Schon wollte er zurück zur Hauptstraße, als er auf einer feuchten Stelle
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