Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
einleitendem Sprung ebenfalls in einem Kistenstapel gelandet. Helena, für die diese plötzliche Aktion ganz unerwartet kam, schnappte nach Luft, doch Yvette ließ ihr keine Verschnaufpause. Jetzt zählte jede Millisekunde. Sie zog Helena hinter sich her über den Boden, bis sie wieder hinter einem Kistenstapel Deckung fanden.
Der Suchscheinwerfer war über sie hinweggeglitten, und sie befanden sich in völliger Dunkelheit, doch dieser Zustand würde nicht lang dauern. Der Lärm, den die Bewegung in diesem Bereich hier verursachte, würde sehr bald die Flutlichter auf sich lenken, die sich dann sicher auf dieser Stelle konzentrierten. Yvette hörte, wie Strahler abgeschossen wurden. Sie nahm an, daß ihr Bruder wenigstens einige der Wachtposten in Schach hielt, doch mochte es weitere geben, die in der Finsternis nach den zwei Frauen suchten. Ihre einzige Überlebenschance lag in ihrer großen Beweglichkeit. Nicht ein einziges Mal wagten sie stehenzubleiben.
Helena hustete und schüttelte benommen den Kopf. Yvette zog sie unsanft hoch. »Kommen Sie«, flüsterte sie, »wir dürfen nicht stehenbleiben.« Und insgeheim fügte sie hinzu: Du wolltest Außendienstluft schnuppern. Jetzt hast du sicher die Nase voll für dein ganzes Leben. Leider wird dieses Leben vielleicht nicht mehr allzulange dauern. Helena unternahm einen heldenhaften Versuch, auf die Beine zu kommen und schaffte es. Das lange schwarze Haar hing ihr in wirren Strähnen ins Gesicht, so daß sie kaum sehen konnte, wohin sie trat. Yvette führte sie an der Hand und verlangsamte ihren Schritt beträchtlich. Nichts zu machen. Helena mußte hier heil weggeschafft werden.
Wieder streiften sie die Flutlichter, Sirenen heulten durch die Nacht. Das Geräusch bohrte sich den Frauen in den Kopf und brachte die bedanken durcheinander. Yvette ging jetzt nicht mehr verstandesmäßig vor und verließ sich nur noch auf ihre geübten Instinkte. Wenn die ihr nicht mehr weiterhelfen konnten, war es ohnehin aus.
Vor ihnen hob sich im Lichtschein eine Silhouette ab. Yvette gab reflexartig einen Schuß ab, und die Figur verschwand. Weitere Gestalten tauchten auf. Sie stieß Helena aus der Schußlinie und begann selbst einen nervösen Tanz, um den tödlichen Strahlen auszuweichen.
Ohne Vorwarnung loderte plötzlich neben ihre eine Flammenwand auf. Offenbar enthielten die Behälter in diesem Bereich brennbares Material, und ein Strahlenschuß hatte sie in Brand gesetzt. Innerhalb weniger Sekunden stieg die Hitze unerträglich, und schwarzer, dicker Rauch legte sich über das Gelände.
Yvette war nicht die einzige, die an dem Rauch halb erstickte—auch ihre Verfolger waren Gefangene des Infernos. Das Husten verräucherter Kehlen drang an ihre Ohren und vermischte sich mit dem hysterischen Sirenengeheul. Instinktiv lief sie fort von den Hustengeräuschen, und merkte dann erst, daß Helena nicht mehr da war.
Sie sah sich verzweifelt um. Die Augen brannten. Durch einen Tränenschleier hindurch glaubte sie zu sehen, wie Helena von einem der Wachtposten gepackt wurde. Er zog die wild um sich Tretende und Beißende mit sich fort. Dann tauchten weitere Wachen auf, umstellten die Szene und entzogen Helena ihrer Sicht.
Sie mußten Helena retten! Dieser eine Gedanke dröhnte in ihrem Bewußtsein. Doch als sie ihr nachlaufen wollte, fiel ein Stapel brennender Kisten um und versperrte ihr den Weg. Funken sprühten nach allen Richtungen. Die Hitze zwang sie zum Rückzug, und als sie endlich wieder hinsehen konnte, war Helena endgültig verschwunden.
Ihre Uberlebensinstinkte gewannen die Oberhand. Wenn es im Moment unmöglich war, die Mission zu erfüllen, dann mußte sie sich retten, damit sie diese später zu einem guten Ende bringen konnte. Sie flüchtete vor dem Feuer und schoß sich den Weg frei, indem sie alle ihr zufällig über den Weg laufenden Posten umlegte. Mit jeder Sekunde schienen mehr aufzutauchen, und mit der Munition wurde es langsam knapp. Sie blieb neben dem verkohlten Leichnam eines ihrer Beinahe-Mörder stehen und tauschte mit ihm die Waffen. Er würde die seine nie wieder brauchen.
Jetzt war das ganze Flugfeld in Licht getaucht und von Truppen umstellt. Aus allen Richtungen hörte sie ihre Zurufe. Sie waren bemüht, koordiniert vorzugehen, um Yvette leichter fangen zu können. Nach den Stimmen zu schließen, mußten es mindestens fünfzig sein.
Es war einer der seltenen Augenblicke in Yvettes Leben, da sie ihr Mut verließ. Gegen fünfzig Mann konnte sie
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