Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
hatte geplant, das eine Ende des Schachtes, wo sich nahe der Wiederaufbereitungsanlage eine kleine Vertiefung befand, als Toilette zu verwenden – unbequem zwar, aber jedenfalls einer Entdeckung vorzuziehen. Doch als Pias an einer der Einzelunterkünfte vorüberging, belauschte er zwei Piraten, die sich auf der anderen Seite des Belüftungsgitters unterhielten.
Dieser Raum hatte einem Piraten gehört, der bei dem Gefecht mit den Passagieren erschossen worden war. Nun entfernte man seine persönlichen Habseligkeiten und verteilte sie unter seine Kameraden. In der nächsten Zeit würde sein Zimmer leer bleiben, bis man einen neuen Piraten rekrutiert hätte. Kaum waren sie draußen, entfernte Pias das Gitter und schlüpfte in den Raum. Er versiegelte die Tür von innen und sicherte den Raum auf diese Weise für ihre ganz bestimmten Zwecke ab. Eine einzige Toilette für vierzig Menschen war zwar nicht ideal, aber immerhin besser als gar nichts.
Die Zeit schleppte sich mit unmeßbarer Trägheit dahin, man wagte nicht, sich länger zu unterhalten, um der Langeweile Einhalt zu gebieten. Meist hockten die Leute nur auf dem glatten Röhrenboden, standen wieder auf und gingen umher, damit die Muskeln nicht steif würden. Die meisten hatten sich mit ihrem Schicksal abgefunden und verschliefen die Zeit.
Pias und Yvette machte die ungewohnte Inaktivität nervös. Wie Tiger im Käfig, so liefen sie ruhelos hin und her und bespitzelten die täglichen Aktivitäten der Piraten. Besondere Aufmerksamkeit schenkten sie dem Anführer Ling. Er schien ebenso nervös wie sie selbst, fuhr seine Leute an, kam seinen verwaltungstechnischen Pflichten übellaunig nach und lief in dem teilweise zerstörten Nachrichtenzentrum umher wie ein Mensch, der jede Minute eine wichtige Nachricht erwartet. Die zwei SOTE-Agenten vermuteten, daß er Befehle von seinen Vorgesetzten innerhalb der Verschwörerbande erwartete.
Am Morgen des dritten Tages nach ihrer Flucht belauschten Yvette und Pias einen der Funkoffiziere, wie er seinem Kommandanten mündlich eine Nachricht übermittelte. »Nachricht von C, Sir«, sagte der Mann. »Die Ersatzleute sind nach Plan eingetroffen und werden zur richtigen Zeit in der Halle ihre Plätze einnehmen. Wenn der Coup klappt, bekommen Sie den Befehl zum Eingreifen in etwa vierundzwanzig Stunden. Sie sollen sich ruhig verhalten, bis der Befehl kommt.«
»Verdammt, also weiter herumstehen und warten!« stieß Ling wütend hervor. »Das macht mich wahnsinnig! Smooth, melde C, daß ich die Anweisungen zur Kenntnis nehme ... daß ich aber nicht entzückt darüber bin – nein, das laß lieber weg.«
Die zwei SOTE-Agenten hatten genug mitbekommen. Das Wort Coup hatte im besonderen ihre Aufmerksamkeit geweckt, doch sie waren im Augenblick machtlos. Der Hinweis auf die ›Ersatzleute‹ hatte ihre Neugier geweckt und ließ ihnen keine Ruhe, bis sie dann nach leise geführten Gesprächen mit den Passagieren erfuhren, daß man allen ihre Identitätsnachweise abgenommen hatte – Ringe, ID-Karten und dergleichen.
»Deswegen hatten sie eine Abschrift der Passagierliste«, sagte Pias. »Man will also alle Adeligen, die an Bord der Querida waren, mit Hilfe von Ersatzleuten darstellen. Aber wie stellen die sich das vor? Die Computer können die Betrüger in Sekundenschnelle entlarven.«
»Man kann Roboter-Doppelgänger von Menschen herstellen«, sagte Yvette. »Jules und ich sind einem begegnet, der beängstigend perfekt war.«
»Auf der Passagierliste standen dreißig Adelige. Kann man denn so viele Roboter herstellen?«
»Ich weiß nicht. Jules und ich wissen bloß von dreien, die noch frei umherlaufen – und zwei davon sehen aus wie Menschen von einer Welt mit hoher Schwerkraft, was zu keinem der Passagiere paßt. Diese Roboter lassen sich nur sehr schwer herstellen, aber die Verschwörung verfügt über unbegrenzte Mittel. Ich werde mir darüber noch mehr den Kopf zerbrechen müssen.«
»Und was die vierundzwanzig Stunden betrifft – damit muß die Vermählung der Prinzessin gemeint sein. Die ist für morgen angesetzt.«
»Ich weiß.« Yvette ließ sich in Sitzposition gleiten und lehnte sich an die Wand. »Dieses Gefühl der Ohnmacht ist schrecklich. Zu wissen, daß etwas passieren wird und nicht eingreifen zu können...«
Pias lächelte. »Auf Newforest gibt es ein altes Sprichwort: ›Mit Boxhandschuhen kann man kein Küken stehlen. ‹«
»Und was soll das heißen?«
»Das heißt, daß man als erstes die Handschuhe
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