Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
ausgeführt, die auch jetzt das Gebäude bevölkerten. Die Fassade war bis zur dritten Etage mit Atlasstatuen geschmückt, die als Pfeiler des Riesenportals dienten, und wurde von einer riesigen Leuchtschrift gekrönt, die ihr rotes Licht verstrahlte:
GEFAHR – DREIFACHSCHWERKRAFT – GEFAHR
Auf jeder Seite des Monsterportals war auf einer kleinen bestechend schlichten Tafel – Obsidianlettern auf Silbergrund – zu lesen:
du Clos.
Die vorangegangene Werbung für das Gesundheitscenter war unaufdringlich, dennoch erfolgreich verlaufen. Schon wochenlang vor der Eröffnung hatte es in den obersten Kreisen der Hofgesellschaft gerüchteweise geheißen, daß dieses ›Haus der Kraft‹ nur für die Creme der Creme zur Verfügung stünde – und genauso kam es.
Adelige Bewerber wurden zu Dutzenden abgewiesen. Die ersten – und wochenlang einzigen – Klienten waren der überaus einflußreiche Graf von Moskau, seine Gräfin und zwei alberne Töchter im Teenageralter. Da solcher Snobismus den Hochadel zu noch höherem, zum Ultra-Snobismus reizte, schraubte das ›du Clos‹ auf diese Weise den Snobismus zu bis dahin in der Geschichte unbekannten Höhen.
Nach der ersten Woche wurde so starker Druck auf das Unternehmen ausgeübt, daß das Haus seinen Standard um eine Stufe ›herunterschrauben‹ mußte und zwei Großherzöge samt Anhang aufnahm – von denen übrigens keiner in der Sache Banion verdächtig schien. Die Honorare waren astronomisch, doch niemand beklagte sich darüber. Sie bekamen den Gegenwert für ihr Geld, obwohl niemand ahnte, daß der Mann, der ihre Körper ertüchtigte, tatsächlich der beste männliche Athlet der Welt war.
Die d'Alemberts waren übereingekommen, daß Yvette sich diesmal hübsch im Hintergrund halten solle. Die Gegner würden nämlich nach einem Paar von DesPlaines Ausschau halten, und wenn Jules allein auf der Szene erschien, würde das einen etwaigen Verdacht erst gar nicht aufkommen lassen. So mußte der heimlich agierende Teil des Paares wieder zu einer Verkleidung greifen – zu einer der schwierigsten. Denn für eine junge, hübsche Person wie Yvette war es nicht einfach, sich mit Absicht häßlich zu machen.
Und doch war es gerade das, was sie tat. Sie malte sich Runzeln ins Gesicht und polsterte die Wangen aus, wodurch sie um zwanzig Jahre älter aussah. Ihre Kleidung war – wenn auch schick – so doch sehr matronenhaft im Schnitt und ließ sie gesetzt erscheinen. Die Haare faßte sie zu einem unvorteilhaften Dutt zusammen. Yvette nannte sich Gosposa Henrietta Bergere und gab sich als Sekretärin – mittleren Alters – und Empfangsdame des Unternehmens aus.
Eines Tages, es war in der dritten Woche ihrer Tätigkeit, trat Jules an den Schreibtisch seiner Schwester, nachdem die übrigen Angestellten bereits fort waren. »Na, wie geht's, Schwesterherz?«
»Ich langweile mich zu Tode«, seufzte sie. »Kein Vergleich mit den lebensgefährlichen Situationen, die ich bis jetzt mitgemacht habe – Langeweile ist das Allerletzte. Lieber eine Armee von Gangstern mit rauchenden Schießeisen – jederzeit. Die Schreibtischarbeit bringt mich noch ins Grab. Na – kommst du voran mit dem Fall?«
»Ein paar Brocken da und dort – aber nichts Greifbares, je mehr ich darüber nachdenke, desto wahrscheinlicher erscheint mir Sektor zwanzig.«
»In diesem Fall gebe ich dir einen Tip, der mir schon tagelang im Kopf herumgeht. Ich wollte nicht davon reden, ehe ich nichts Festeres hatte, aber da du das Thema anschneidest – also, wie macht sich folgendes: Du kennst doch die Herzogin von Swingleton, die hochnäsige kleine Göre, die angeblich die Tochter der Großherzogin Olga von Sektor zwanzig ist?«
Jules zog die Brauen hoch. »Angeblich?«
»Nun – sie ist es wirklich«, lachte Yvette. »Ich hätte das nicht so zweifelnd ausdrücken sollen, aber in den letzten Wochen habe ich es mir angewöhnt, den Adel von oben herab zu behandeln, so daß es mir schon ganz natürlich vorkommt – aber immer auf meine unnachahmliche damenhafte Art natürlich.«
»Ich würde dir diese Art sicher abgewöhnen, wenn du mir so kämst.«
»Auch Herzogin Tanja möchte das gern, aber sie wagte es nicht. Ich habe sie so eingeschüchtert, daß sie wie eine Fackel lodert. Ihre Mutter trägt das gelassener, aber die kleine Tanja tut so, als handle es sich um Majestätsbeleidigung.«
»Wir beide kennen ja viele verwöhnte kleine adelige Frauen, die sich so benehmen, wenn nicht alles nach ihrer
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