Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
ungehört unter.
»Meiner Meinung nach habe ich mich in diese Sache vorher zu stark eingemischt«, fuhr der Chef fort. »Wenn der Boß dauernd über die Schulter schielt, wird ein Agent abgelenkt und verliert jede Eigeninitiative. Ich habe ihnen nun einmal den Auftrag erteilt, und ihr Vater hat ihnen die Ausbildung mitgegeben – alles übrige ist ihre Sache. Außerdem«, ergänzte er bedeutsam, »darf ich mich nicht in Sicherheit wiegen, daß ich sämtliche Verräter in meinem Verein hier ausgemerzt habe. Zuviel Kontakt mit Jules und Yvette könnten deren Tarnung schaden.«
»Ein vernünftiger Standpunkt«, nickte jetzt der Ältere.
»Ich wage sogar die Vermutung, daß Jules und Yvette schon einige von jenen, die sich für das Body-Building interessieren, als Verdächtige ins Auge gefaßt haben. Das heißt wiederum, daß sie ein Stadium erreicht haben, in dem sie ihre Aufmerksamkeit auf einzelne Personen einschränken können – ich weiß nicht, wen sie im Visier haben, aber ich halte dies alles für ein hoffnungsvolles Zeichen.«
»Aber in dieser Entfernung von Durward ...«
»Ist vielleicht das beste. Wir haben dort so viele gute Agenten eingebüßt, daß es den Anschein hat, als wäre dieser Planet eine einzige riesige Falle. Solange jedenfalls die d'Alemberts den Fall bearbeiten, bekommen sie von mir, was sie wollen – ohne weitere Fragen.«
»Das ist sicher richtig, noch dazu, da sie so wenig von uns verlangen. Unglaublich, daß sie von uns keinen Spesenersatz fordern. Ich weiß zwar, daß diesem Zirkus die Steuern erlassen worden sind, aber sicher verbrauchen sie mehr als das bei ihrer Tätigkeit für das Imperium.«
»Ich glaube nicht. Sicher, die Velasquez sind eine teure Tarnung, aber für gewöhnlich schaffen sie es mit billigeren Verkleidungen. Und der Zirkus hat so viel Erfolg, daß der Steuernachlaß auch riesig hoch ist. Der Herzog wollte mir natürlich nicht sagen, wie hoch – er ist in dieser Hinsicht etwas eigen. Als ich ihn einmal fragte, ob unser Verein ihm nicht Geld schulde, sagte er: wenn ich Credits zählen wolle, dann sollte ich mir einen Job in einem Kramladen suchen.«
Der alte Mann lachte. »Typisch für ihn. Aber DesPlaines ist ein reicher Planet, und Etienne d'Alembert ist ein sehr fähiger Mensch – und einer meiner besten Freunde. Aber jetzt halte ich dich nicht länger von der Arbeit ab. Ich unterhalte mich so gern mit dir, lieber Zan, wenn ich niedergeschlagen bin. Du richtest mich wieder auf.« Erhob sein halbleeres Glas zum Trinkspruch des Service: »Auf ein Morgen, Kameraden und Freunde! Auf daß wir alle es erleben.«
Nachdem sie einander zugeprostet hatten, erhob sich Seine Kaiserliche Majestät William Stanley, Zehnter Herrscher des Erdimperiums und aller menschlichen Domänen, und schritt majestätisch hinaus.
Helena lächelte ihrem Vater zu. »Ich weiß, du hast eigentlich nicht gelogen. Aber wenn er so viel wüßte wie wir, würde er sich nicht so aufgerichtet fühlen.«
»Er hat genug eigene Sorgen und soll sich nicht auch noch über unsere den Kopf zerbrechen – oder über die Loyalität seiner eigenen Großherzöge. Außerdem wissen wir ja noch nicht, wer der große Unbekannte ist. Es könnte ebensogut jemand außerhalb des Kreises der fünf Verdächtigen sein.«
»Glaubst du das wirklich?«
Der Chef wandte sich ab. »Ich weiß nicht. Ich kenne sie schon jahrelang. Das ist auch einer der Gründe, warum ich den d'Alemberts nicht im Wege stehen möchte. Ich möchte nicht, daß der Fall von meinen persönlichen Gefühlen beeinflußt wird.«
Das Mädchen stand auf und streichelte ihren Vater am Nacken. »Hätten wir einen genügend Verdächtigen, könnten wir ihm einen Schuß Nitrobarb verpassen«, sagte sie. »Aber so haben wir nur verdächtige Geldbewegungen, dorthin, wo sie nicht stattfinden sollten. Damit aber kommen wir vor einem Gericht keinen Schritt weiter, nicht einmal, um einen Landstreicher zu überführen, geschweige denn einen Großherzog vor dem Obersten Gerichtshof. Aber wie – um des Himmels willen – kann denn dieses glorreiche Körperkultur-Institut helfen, das Rätsel zu lösen?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, meine Liebe – und unter uns gesagt, bin ich ebenso gespannt auf den Ausgang wie du.«
Ein zehnstöckiges schwerkraftgesteuertes Gebäude in einem der sich immer weiter ausbreitenden Moskauer Stadtbezirke war total umgebaut und renoviert worden. Alle Arbeiten wurden von an die hohe Schwerkraft gewohnten Arbeitern
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