Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Umgebung an. Sie drehte und wirbelte, machte Purzelbäume in der Luft und wurde von ihren Mitpassagieren bejubelt – die keine Ahnung hatten, daß sie der größten Akrobatin der Galaxis zusahen.
»Das können Sie ja fabelhaft«, bemerkte Dak, während sein Blick bewundernd über Yvettes herrlich gerundete Gestalt glitt.
Yvette schenkte ihm ihr wärmstes Lächeln. »Körperliche Ertüchtigung war schon immer meine große Leidenschaft. Mein Körper ist meine Wohnung – und ich habe nur einen Körper. Deswegen lasse ich ihm die bestmögliche Pflege angedeihen.«
Den Rest des Tages verbrachte sie damit, Dak in die Grundlagen ihrer Kunst einzuführen. Er war ein begabter Schüler, und nach wenigen Stunden ›schwammen‹ sie miteinander ganz annehmbar, wenn auch nicht vollendet.
Die glückliche Vollkommenheit des Tages wurde nur von der ständigen Gegenwart der zwei schattenhaften Beobachter getrübt. Zunächst bemerkte Yvette sie nur, wenn sie sich in Daks Gesellschaft befand. Diese zwei unauffälligen Gestalten beobachteten sie heimlich aus dem Hinterhalt, ohne selbst gesehen werden zu können. Später, als sich ihre Beziehungen zu Dak vertieften, war es nur mehr einer von den beiden, der ständig hinter ihr her war.
Aus praktischen Gründen nannte sie den Großen Gaspard und den Dicken Murgatroyd und versuchte jeden ihr bekannten Trick, um die beiden dazu zu bringen, Farbe zu bekennen – vergeblich. Sie duckte sich hinter Ecken und machte überraschend kehrt – aber die Kerls kannten diesen Trick und ließen sich nicht hereinlegen. Sie tauchte in größeren Menschenansammlungen und offenen Räumen unter, aber sie drängten sich ebenfalls in die Menge und ließen sie nicht aus den Augen. Es gelang ihr zwar mehrmals, sie abzuschütteln, aber an Bord eines Schiffes war der Raum doch zu beschränkt, und die beiden hatten nach wenigen Stunden wieder ihre Fährte aufgenommen.
»Wer sind die zwei?« fragte sie sich immer häufiger. »Die sind verdammt gut. Gehören sie etwa zu der Verschwörung, die ich aufdecken soll? Nichts spricht dafür, daß die Bande auch Späher auf den einlaufenden Schiffen unterhält – aber möglich wäre es immerhin. Wer immer sie sein mögen – die beiden machen mir schwer zu schaffen.«
Der letzte Abend der Reise war gekommen. Am nächsten Tag würde die ›Kaiserin Irene‹ auf Vesa festmachen, und Yvettes richtige Arbeit würde beginnen. Aber heute Anarianer wollte sie sich in aller Ruhe amüsieren. Sie speiste mit Dak, und ihre Unterhaltung war freizügiger als zuvor. Ein paarmal fiel Yvette auf, daß ihr Begleiter offenbar von einem bedrückenden Gedanken verfolgt wurde und nahe daran zu sein schien, sie ins Vertrauen zu ziehen. Aber irgend etwas mußte ihn davor zurückhalten, und er änderte dann unvermittelt das Thema. Yvette, die fühlte, daß sie ihn nicht drängen durfte, sagte dazu gar nichts.
Nach dem Dinner gingen sie gemächlich und eng umschlungen an Bord spazieren und sprachen nicht viel. Beim Lift angekommen, wo sie sich gewöhnlich trennten, lud Dak sie ein, heute nacht zu ihm zu kommen. Yvette zögerte und lehnte dann höflich ab, indem sie ihre erst kurze Zeit währende Witwenschaft vorschob. »Wie ich schon sagte, kommt manchmal mein purityanisches Erbe durch und setzt sogar mich in Erstaunen. Dein Angebot ist verlockend, aber Carlos' Tod liegt noch nicht lange zurück ...« Sie brach nachdenklich ab.
»Verstehe«, sagte Dak leise. Er sah sie an und nahm sie in seine Arme. Eine endlose, sinnliche Minute lang preßten sich ihre Körper aneinander, dann sagte er: »Ich bin ein Redner, der, wenn ihn ein echtes Gefühl überkommt, nichts herausbringt und daran erstickt. Und eben jetzt geht es mir so. Ich weiß, daß Schiffsromanzen eine geheimnisvolle Mystik innewohnt, und ich kämpfe dauernd dagegen an. Aber ich habe den Kampf verloren, Carmen, ich glaube, ich bin verliebt in dich. Möchtest du mich heiraten?«
Yvette mußte feststellen, daß sie Tränen in den Augen hatte. »Deine Sprachlosigkeit muß ansteckend sein«, stammelte sie.
»Mir fällt nur das alte Klischee ein, daß alles so plötzlich kommt und dergleichen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ja, ich weiß, du verdienst eine bessere Antwort – aber mehr kann ich im Augenblick nicht dazu sagen.«
Dak zuckte die Achseln. »Ich erwarte heute keine Antwort. Vielleicht werden wir im kalten Licht des Morgens auf Vesa darüber lachen, wie albern wir waren, Begehren mit Liebe zu verwechseln.
Weitere Kostenlose Bücher