Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Aber ich möchte, daß wir die Sache eine Weile in Betracht ziehen, ja?«
»Ich kann mir kein angenehmeres Thema für Überlegungen vorstellen«, erwiderte Yvette.
Die zwei standen lange eng aneinandergeschmiegt beisammen und genossen das Gefühl der gegenseitigen Zuneigung. Dak beugte sich über sie und ihre Lippen trafen sich in einem leidenschaftlichen Kuß.
Yvettes ganzer Körper prickelte noch von dem Kuß, als sie mit dem Lift hinauffuhr und den langen Gang zu ihrer Suite entlangging. Ihr Kopf war angenehm umnebelt von der Verwirrung, die der Konflikt zwischen Gefühl und Verstand mit sich gebracht hatte. Ihre Gefühle sagten ihr, daß hier wenigstens ein Mann wäre, den sie lieben konnte. Sie war neunundzwanzig und noch immer allein. Im fruchtbaren Clan der d'Alemberts galt dies als ungewöhnlich. Sie hatte natürlich ihren Anteil an romantischen Verwicklungen abbekommen, aber noch nie hatte der magische Funke so hell gebrannt wie jetzt. Dak Lehman sah gut aus, war intelligent, charmant, liebenswürdig, reich, noch zu haben und in sie verliebt. Die Kombination hätte nicht besser sein können. Dabei spielte es keine Rolle, daß ihr Vater nicht nur Direktor des Zirkus, sondern Herzog des Planeten DesPlaines und sie selbst eine Dame des Reiches war. Einer Ehe mit einem Bürgerlichen haftete kein Makel an. In gewissen Kreisen wurden solche Ehen sogar aktiv gefördert.
Eine Tatsache allerdings konnte sie nicht unbeachtet lassen. Dak Lehman stammte nicht von DesPlaines. Das war nicht Chauvinismus, was diesen Punkt so wichtig machte, sondern praktische Überlegung. Daks Heimatplanet Largo besaß eine Oberflächenschwerkraft, die annähernd jener der Erde entsprach, während Yvette aus einer Welt mit dreimal so hoher Schwerkraft stammte. Er würde in ihrer Heimat nicht leben und sich wohl fühlen können. Sogar bei seiner jetzigen, hervorragenden körperlichen Verfassung würde er stark behindert sein. Und in zehn, zwanzig, dreißig Jahren würde aus ihm ein hoffnungsloser Krüppel geworden sein.
Yvette ihrerseits hätte die geringe Schwerkraft anderer Welten viel besser vertragen, aber Komplikationen hätte es dennoch gegeben. Menschen aus Hochschwerkraftwelten neigten zu Knochenerkrankungen, wenn sie sich ständig bei geringerer Schwerkraft bewegten. Sie könnte als arthritischer Krüppel enden – ein Schicksal, das ihr wahrlich nicht erstrebenswert schien. Dazu kam, daß sie sich in ein selbstgewähltes Exil würde begeben müssen, getrennt von allen Freunden und Familienangehörigen, die ihr alle so nahestanden.
Dann war da noch die Frage der relativen Kraftverhältnisse. Bis jetzt hatte sie in dieser Beziehung sehr vorsichtig sein müssen. Mitten in einer leidenschaftlichen Umarmung hatte sie darauf achten müssen, daß sie Dak dabei nicht ein paar Rippen brach. In einer Ehe mit ihm würde sie ständig mit solcher Furcht leben müssen und würde sich nie gehenlassen dürfen, weil die Gefahr bestand, ihn zu verletzen oder sogar zu töten. All diese Gedanken zügelten ihre Leidenschaft, während sie in ihrer Tasche nach dem Schlüssel suchte.
Aber ich liebe ihn dennoch, dachte sie bei sich.
Als sie den Magnetschlüssel in der Hand hatte und damit über das Türschloß streichen wollte, bemerkte sie, daß unter dem Türrahmen Licht schimmerte. Sie konnte sich deutlich erinnern, daß sie das Licht ausgeschaltet hatte, als sie vor Stunden das Zimmer verlassen hatte ... und ihre Zimmerbeleuchtung war nicht darauf eingestellt, von selbst zu verlöschen.
Plötzlich waren alle Gedanken an Dak Lehman aus ihrem Bewußtsein verbannt, und sie war wieder Yvette d'Alembert, Spitzenagentin des Service of the Empire. Jetzt ging es um ihre Mission. Eine oder mehrere Personen waren also in ihr Zimmer eingedrungen, hatten Licht gemacht und es nicht wieder ausgeschaltet. Vielleicht handelte es sich um einen simplen Einbruch und der Dieb war schon seit Stunden wieder weg, aber dieses Risiko durfte sie nicht eingehen. Während sie angestrengt nachdachte, wurde ihr plötzlich bewußt, wieso der Abend so zwanglos und nett verlaufen war – die zwei bedrohlichen Schatten hatten sie nicht verfolgt. Zunächst war sie darüber überrascht gewesen, dann hatte sie es im Verlauf des herrlichen Abends vergessen. Jetzt war alles plötzlich klar. Sie hatten sie nicht verfolgt, weil sie ihr in ihrem eigenen Zimmer auflauerten.
Yvette war froh, daß sie auf Daks Vorschlag nicht eingegangen war. Diese zwei Gesichtslosen bereiteten ihr
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