Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
ließ ein spöttisches Zungenschnalzen hören. »Und wie oft hast du mir gepredigt, ich solle Geduld beweisen und dir vertrauen?«
»Vertrauen ist ja wunderschön«, meinte Pias und hob die Waffe, »aber ein Strahler ist auch nicht zu verachten.«
Fortier sah jetzt eine Chance, ins Gespräch einzusteigen. »Ein Glück für Sie, daß ich in Shens Büro eine Wanze deponiert habe, andernfalls hätten wir nicht gewußt, daß Sie in Schwierigkeiten stecken.« Pias sah zu Boden. »Diesmal habe ich mich total verschätzt.«
»Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, meinte Fortier. »Man hat die Pläne ohnehin geändert. Eben bekam ich einen Subcom-Anruf vom Hauptquartier auf Luna. Man weiß dort, wann der Angriff stattfinden wird, und man hat neue Befehle für uns bereit.«
Fortier erklärte, daß das Oberkommando erfahren hätte, die feindliche Flotte würde sich in einigen Tagen an einem bestimmten Punkt zusammenfinden. Fortier und mindestens einer der SOTE-Agenten sollten diesen Punkt ansteuern und dort warten, während die Navy ihre Schiffe außer Detektorenreichweite versteckt hielt. Sobald die Piratenflotte aufkreuzte, würde das Aufklärungsschiff die Navy rufen, die sofort zur Stelle sein würde, um den Feind zu vernichten, ehe dieser die Erde angreifen konnte. »Es ist ganz logisch, daß Sie mich begleiten werden« sagte Fortier abschließend. »Sie sind ein toter Mann, wenn Sie sich auf dieser Welt noch blicken lassen.«
»Und was ist mit ihr?« fragte Pias auf Yvette deutend. »Kommt sie nicht mit?«
»Jemand muß doch bei Shen bleiben für den Fall, daß er irgendwie aus der Reihe tanzt«, sagte Yvette. »Logischerweise müßte Fortier diese Aufgabe übernehmen, aber er ist der einzige von uns, der ein Schiff steuern kann. Deswegen wird er mit dir gehen. Leider geht damit seine Tarnidentität flöten, aber wir haben keine andere Wahl. Dasselbe gilt für dich. Ich habe hier noch so etwas wie eine Chance - Shen glaubt vielleicht noch immer, daß ich ihm nützlich sein könnte. Ich bleibe hier.«
Beide Ehegatten wußten, wie dünn dieser Hoffhungsfaden war. Shen war völlig unberechenbar und konnte schon morgen den Befehl geben, Yvette zu töten - aus einem echten oder eingebildeten Grund. Pias war bedrückt, weil er seine Frau einem so ungewissen Schicksal ausliefern mußte, aber er wußte, daß sie recht hatte - wenn jemand hierbleiben mußte, war das Yvette. Und beide hatten sich längst damit abgefunden, daß eine Fehlentscheidung sie unter Umständen das Leben kosten würde. Es war keine angenehme Alternative, aber sie war unumgänglich.
Fortier zeigte ihnen den Weg zu einer anderen Liftröhre, die selten benutzt wurde, und das Trio verschwand wieder in den Tiefen der Piratenbasis. Jetzt fiel ihnen auf, daß hier gesteigerte Aktivität herrschte und daß hart daran gearbeitet wurde, die Schiffe kampfbereit zu machen. Eine große Aktion stand knapp bevor, wie das Hauptquartier es vorausgesagt hatte, und die Streitkräfte der Rebellen legten letzte Hand an.
Diese gesteigerte Aktivität machte die Entführung eines Schiffes etwas schwieriger, da es kaum ein Schiff gab, das nicht überholt wurde. Während Pias und Yvette im Verborgenen blieben, mischte Fortier sich dreist unter die Arbeiter, abgesichert durch seine Identität als Rocheville, Erster Assistent Admiral Shens. Eine halbe Stunde später meldete er den SOTE-Agenten, er hätte ein Aufklärungsschiff gefunden, an dem bloß zwei Mechaniker arbeiteten. Im Moment wäre es das geeignetste, das zur Verfügung stünde. Die Zeit wurde schon knapp. Shen würde sehr bald erfahren, daß Pias noch am Leben war, und dann würde zur großen Jagd nach den Flüchtigen geblasen.
Die drei getarnten Agenten schlichen sich durch kaum frequentierte Gänge zu dem Schiff, das Fortier ausgesucht hatte. Nach einem Handgemenge von Sekundendauer war das Schiff in ihrer Gewalt.
»Die Mechaniker waren mit ihrer Arbeit fast fertig«, bemerkte Fortier, als sie die Burschen fesselten und in einem selten benutzten Vorratsraum deponierten. »In zehn Minuten können wir startklar sein.«
Zehn Minuten waren eine viel zu kurze Zeitspanne für die Bavols, die einander noch viel zu sagen hatten. Ihre neuerliche Trennung fiel ihnen um so schwerer, weil sie um die Möglichkeit wußten, daß sie einander womöglich niemals wiedersehen würden.
Worte konnten ihre Gefühle nicht ausdrücken, als sie dastanden und warteten, daß Fortier ankündigte, das Schiff wäre startklar. Sie sahen
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