Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
die Verteidigungsanlagen kaum durchdringen können. Unter diesem Gesichtspunkt grenzte es an ein Wunder, daß sie so viel erreicht hatten. Weitere Angriffe wie der eben erlebte würden weitere Todesopfer fordern, ohne damit bessere Resultate zu garantieren.
Auch wenn die fotografierten Dokumente sich als unwichtig erweisen sollten, konnte man die Mission nicht als Fehlschlag bezeichnen. Sie hatten in Erfahrung gebracht, daß die Invasoren Lebewesen fremder Gattung waren, und sie wußten einiges über deren Sprache und Strategie. Sie hatten die Waffen der Invasoren in Aktion erlebt, und falls ihnen die Flucht glückte, würden sie ein fremdes Schiff dafür benutzen, aus dem die Experten Rückschlüsse auf den technischen Entwicklungsstand und die Denkweise des Feindes ziehen konnten. Das alles war ein großer Fortschritt, gemessen an der Lage, in der das Imperium sich befand, als das Team losgeschickt wurde.
»Sie hat recht«, sagte er laut. »Mehr dürfen wir nicht erhoffen. Machen wir uns davon, solange wir noch die Chance haben.«
Fortier nickte. Er flog jetzt hoch über dem dunklen Landefeld, damit sie sich einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten verschaffen konnten. »Mir scheint, wir haben eine große Auswahl«, bemerkte er.
Lady A, die von allen am besten in der Nacht sehen konnte, beugte sich vor und studierte das Feld aus dem Vorderfenster.
»Wir brauchen etwas, das für uns fünf Platz bietet, andererseits darf es nicht zu groß und schwerfällig sein. Geschwindigkeit ist jetzt das Wichtigste. Wir müssen schnell fort. Man wird alles versuchen, um uns aufzuhalten, darauf könnt ihr euch verlassen.«
Nach kurzer Beratung einigte man sich auf ein Schiff der Aufklärerklasse am nördlichen Rand des Feldes. Sein Haupteinstieg stand offen. Wieder einmal hing der Erfolg der Mission von Tatianas linguistischen Talenten ab. Die Anordnung der Instrumente und Meßgeräte des fremden Schiffes würde ungewohnt und fremdartig sein. Tatiana würde ihnen erklären müssen, wo die verschiedenen Hebel und Schalter lagen und wie sie funktionierten. Und dieses Wissen mußten sie in Rekordzeit verarbeiten und in die Tat umsetzen, wenn sie rechtzeitig davonkommen wollten.
Schon das Erreichen des Schiffes ihrer Wahl gestaltete sich ein wenig schwieriger als erhofft. Als der Kopter auf dem Landefeld niedergehen wollte, wurden schlagartig Flutlichter eingeschaltet, die das Gelände in taghelles Licht tauchten. Schwere, im Umkreis der Landebahn aufgestellte Geschütze nahmen den Kopter unter Beschuß, und Fortier mußte seine ganze Kunst aufbieten, um sich zwischen den Energiestrahlen hindurch einen Weg zu suchen. Einige Strahlen trafen, und der Kopterbus erbebte unter der Wucht der auf die Metallplatten aufprallenden Strahlen.
Fortier mußte Zuflucht zu einem Verzweiflungsmanöver nehmen und vollführte mit dem Kopter einen steilen Sturzflug, direkt zwischen die Reihen der Raumschiffe. Sobald er einen bestimmten Winkel erreicht hatte, war er für die Geschütze unerreichbar, da diese sonst Gefahr liefen, die eigenen Schiffe zu treffen. Es bestand natürlich immer noch die Gefahr des Angriffs durch Bodentruppen, aber im Moment war die schwere Artillerie ausgeschaltet.
Fortier flog einen Kurs durch das Durcheinander von Schiffskörpern, bis sie das von ihnen ausgesuchte Fluchtschiff erreicht hatten. Mit einem unsanften Stoß setzte der Kopter auf, und die Passagiere beeilten sich auszusteigen. Yvette und Lady A liefen als erste die Leiter zum fremden Aufklärer hinauf, während Jules und Fortier Tatiana behilflich waren. Ohne sich absprechen zu müssen, teilten sich die zwei Frauen an Bord auf. Lady A bewegte sich mit schußbereiter Waffe in Richtung Cockpit, während Yvette den rückwärtigen Teil übernahm. Sie sahen sofort, daß das Schiff unbemannt war. Jetzt konnten sie den anderen das Zeichen geben, daß reine Luft war.
Sie gingen sofort auf die Brücke, wo Tatiana begann, die Zeichen an der Steuerkonsole zu entziffern. Die Brücke war fünfeckig und enthielt sieben Beschleunigungsliegen nebeneinander. Leider waren die Liegen für Passagiere von Humanformat zu klein, aber damit mußte man sich abfinden.
Während sie daraufwarteten, daß Tatiana erste Ergebnisse lieferte, ging Jules zu seiner Schwester und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Ich muß wieder raus zum Kopter.«
»Warum?« Yvette war fassungslos.
»Ich habe vier Batterien um das Landefeld gezählt. Wenn alle vier intakt sind,
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