Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
geraten wir in ein Kreuzfeuer, das uns vom Hirnmel pustet. Jemand muß sie unschädlich machen. Wie viele Minigranaten hast du noch im Gürtel?«
»Zwei Stück.«
»Mit meinen zwei dürfte das reichen.« Er nahm die Granaten, die Yvette ihm überließ. Als er sich umdrehte, vertrat Fortier ihm den Weg.
»Ich komme mit«, sagte der Navy-Mann.
»Nein. Es handelt sich um eine Einmannmission. Als Teamführer darf ich die Auswahl treffen. Mit Ausnahme von Lady A bin ich der schnellste Pilot mit dem besten Reaktionsvermögen. Lady Abraucht ihr zum Führen des Schiffes. Ich setze nicht unnötig ein zweites Leben aufs Spiel. Entweder ich schaffe es allein, oder der Kopter wird abgeschossen, ob nun eine oder zwei Personen an Bord sind. Du bleibst hier und unterstützt Lady A.«
Dann wandte er sich wieder an Yvette. »Falls ich nicht zurückkomme, sorge dafür, daß der Chef das hier bekommt.« Er übergab ihr die Minikamera, mit der er die feindlichen Pläne aufgenommen hatte.
Ihre Blicke begegneten einander sekundenlang. Die Geschwister hatten dem Tod so oft ins Auge gesehen, daß alle Abschiedsworte bereits gesagt worden waren. Sie wußten, daß jeder Abschied der letzte sein konnte, und gleichzeitig wußten sie, daß das Band zwischen ihnen den Tod überdauern würde. Dennoch gab es immer wieder den Augenblick, wo das Unvermeidliche ein wenig näher rückte, und sie hielten inne, um sich die Züge des anderen noch einmal einzuprägen.
Dann war der Augenblick vorbei, und Jules wurde ganz sachlich. »Ich umfliege das Landefeld und schalte möglichst viele Geschütze aus. Damit habt ihr Zeit gewonnen, um euch hier mit der Steuerung anzufreunden und zu starten. Laßt euch bloß nicht einfallen, auf mich zu warten. Wenn dir der Start gelingt, ehe ich zurück bin, dann nichts wie los. Wenn ich hier zurückbleibe, schlage ich mich in eine Stadt durch und schließe mich den Freiheitskämpfern an, bis die Situation bereinigt ist. Der Krieg wird nicht ewig dauern. In der Zwischenzeit wird mir schon nichts passieren.«
Yvette nickte knapp. Sie wollte nicht, daß er ging, viel lieber wäre sie selbst gegangen, doch sie sah ein, daß es für die Mission unbedingt nötig war. Jules würde dafür sorgen, daß das Schiff sicher startete und die wichtigen Informationen zur Erde bringen konnte, damit sie dort analysiert und ausgewertet wurden. Außerdem wußte Yvette, daß ihr Bruder ein Überlebenskünstler war. Auch wenn sie ihn hier auf Omikron notgedrungen zurücklassen mußten, würde er irgendwie einen Ausweg aus der Situation finden. Sie traute ihm sogar zu, die Führung der Freiheitskämpfer zu übernehmen, die Invasoren zu besiegen und vom Planeten zu vertreiben.
Und dann war Jules fort. Die äußere Luftschleusentür schloß sich zischend. Damit war der Kontakt abgeschnitten. Sie konnten nicht einmal beobachten, ob es ihm glückte, die feindlichen Geschütze unschädlich zu machen. Sie mußten sich blindlings auf seine Fähigkeiten verlassen - und falls diese ihn im Stich ließen, würde ihre Flucht von Omikron sehr bald scheitern.
Tatiana war schon dabei, die Worte und Zahlen unter den zahlreichen Schalteinrichtungen zu entziffern. Sie selbst war nicht Pilotin und konnte nur wörtliche und nicht sinngemäße Übersetzungen liefern. Fortier und Lady A nahmen aufmerksam jedes Wort zur Kenntnis und versuchten, die Anweisungen technisch umzusetzen, damit das Schiff starten konnte.
Yvette hatte unterdessen nichts zu tun. Sie zerrte an dem ihr widerwärtigen Metallhalsband, während sie die Einrichtungen der weniger wichtigen Konsolen studierte und hinter deren Zweck zu kommen versuchte. Wenn die fremdartigen Wesen über logisches Denkvermögen verfügten und wenn Form durch Funktion bedingt wurde, dann war sie vielleicht selbst imstande, den Zweck dieser Vorrichtungen zu entdecken. Das Schiff zu fliegen, traute sie sich nicht zu, aber sie konnte immerhin die Zusatzsysteme wie Waffen oder Sensoren bedienen.
Nach einigen Minuten intensiver Konzentration und ein paar Schlappen hatte sie endlich Erfolg. Nachdem sie eine Reihe matter Plastikflächen auf einem Kontrollpaneel niedergedrückt hatte, schaltete sich ein Sichtschirm ein und zeigte einen Teil der Szenerie außerhalb des Schiffes. Ermutigt von ihrem Erfolg schritt Yvette nun den Raum ab und schaltete alle Außensichtschirme ein. Weil es sich um ein Aufklärungsschiff handelte und gutes Sichtvermögen zu den wichtigsten Funktionen dieses Schiffstyps gehörte, konnte
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