Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
ob sie von den Schiffen her kamen oder schon aus dem Sklavenlager zurück waren, aber wenn Tatiana ihre Arbeit fortsetzen sollte, mußten sie erledigt werden. Jules und Lady A kämpften verzweifelt, während Tatiana versuchte, alles um sie herum zu ignorieren und mit ihrer Lektüre weiterzumachen. Als die Eindringlinge schließlich unschädlich gemacht und Jules und Lady A wieder ansprechbar waren, zeigte sich Tatiana sehr aufgeregt.
»Ich glaube, ich habe etwas gefunden.« Sie hielt einige Karten in die Höhe. »Eine Aufstellung mit mehreren Kolonnen, seitenweise. In der ersten Kolonne sind Namen angeführt, in den anderen Seriennummern und Klassifikationen.«
»Ach, das ist vermutlich bloß ein Dienstplan oder eine Personaltabelle«, wandte Lady A ein.
Tatiana schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Sehen Sie dieses Symbol hier? Das ist eine Gewichtseinheit. Das Verhältnis zum Kilogewicht kenne ich nicht genau, aber anhand der Betriebsanweisung, die wir gefunden haben, wiegt einer dieser wandelnden Türme etwa das Siebenfache dieser Einheit. Was immer diese auf der Liste angeführten Dinge sein mögen, sie wiegen zwischen ein paar Dutzend und einigen hundert dieser Einheiten. Einige sogar über tausend. Das müßten ziemlich gewichtige Mannschaften sein.«
»Schiffe«, sagte Jules.
Lady A nickte. »Ja, sieht ganz danach aus.« Sie nahm eine Liste aus Tatianas Hand und überflog sie. »Hier sind über tausend Einzelposten angeführt, es kann sich also nicht bloß um die auf Omikron stationierten Schiffe handeln. Das könne eine Teil- oder sogar eine Gesamtaufstellung ihrer Flotte sein.«
Sie steckte die Karten in eine Innentasche ihres Anzugs. »Für eine genaue Analyse ist jetzt keine Zeit. Das überlassen wir nach unserer Rückkehr den Experten, Hauptsache, wir wissen, daß es wichtig ist. Sehen Sie sich um, hier müßten noch weitere Schätze liegen.«
Angespornt von ihrem Erfolg widmete Tatiana sich ihrer Aufgabe mit neuem Eifer. Es dauerte nicht lange, und sie machte wieder eine Entdeckung. »Das sieht ja aus wie eine Sternenkarte«, rief sie aus. »Und hier eine Koordinatenliste. Ich weiß zwar nicht, in welcher Relation es zu unserem Koordinatensystem steht...«
»Das kann jeder fähige Astronom ausrechnen«, meinte Lady A ungeduldig. »Wir nehmen auch das mit.«
»Höchstwahrscheinlich ist alles hier auf dem Schreibtisch von großer Bedeutung«, sagte Jules. »Wir können nicht alles mitnehmen. Ich habe da eine bessere Idee. Legen Sie die Karten und Papiere auf die Platte.«
Tatiana kam der Aufforderung nach, und Jules holte aus dem Vielzweckgürtel um seine Mitte eine Minikamera, mit der er nun in rasender Eile Aufnahmen schoß. »Das hat den Vorteil, daß wir die Originale hier zurücklassen können«, bemerkte er beim Fotografieren. »Auf diese Weise kann der Feind nicht wissen, wie viele Informationen uns in die Hände gefallen sind. Je größer die Verwirrung, desto besser.«
Lady A sagte nichts dazu, Jules bemerkte aber, daß sie ihm über die Schulter blickte und die auf dem Schreibtisch ausgebreiteten Dokumente anstarrte. Er mußte sich in Erinnerung rufen, daß sie trotz der überzeugend menschlichen und perfekten äußeren Erscheinung in Wahrheit eine genial ausgeklügelte Maschine war. Sie war stärker und schneller als jeder Mensch, und sie konnte in fast völliger Dunkelheit sehen. Es gab keinen Grund, daran zu zweifeln, daß sie auch über ein eingebautes fotografisches Erinnerungsvermögen verfügte. Die verborgenen Details ihrer Konstruktion würden wohl für immer ihr Geheimnis bleiben, doch hätte er seinen Kopf dafür verwettet, daß sie diese Papiere gleichzeitig mit ihm für späteren Gebrauch fotografierte.
Er behielt seine Vermutung für sich und fuhr fort, die Dokumente fachmännisch zu fotografieren. Als er damit fertig war, legte er das Material wieder dorthin zurück, wo sie es gefunden hatten, damit die Invasoren nicht merkten, was ihnen in die Hände gefallen war und was nicht.
»Ein hoher Offizier umgibt sich meist mit hochkarätigen Mitarbeitern«, sagte Lady A. »Die anderen Schreibtische hier enthalten möglicherweise auch wertvolles Informationsmaterial. Tatiana, könnten Sie rasch nachsehen?«
Die junge Frau beeilte sich, der Anordnung nachzukommen. Der nächste Schreibtisch enthielt überhaupt keine Schriftstücke, doch der zweite war wieder voll von bedruckten Kärtchen, eine gern benutzte Form bei den Invasoren. Tatiana überflog sie in aller
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