Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
entfernten Planeten, ist es für ihn viel schwieriger, jemanden aufzuspüren. Er muß eine ganze Organisation hinter sich haben.«
Die Bedeutung dieser Äußerung drückte noch mehr auf die Stimmung, obwohl keiner der beiden laut äußerte, was zu befürchten war. Der letzte Teil der Strecke wurde in brütendem Schweigen zurückgelegt.
Kaum auf Felicite angelangt, nahm Pias sofort per Subcom Kontakt mit dem SOTE-Chef auf der Erde auf. Großherzog Zander von Wilmenhorst war aber leider momentan nicht zu erreichen. Pias konnte nur mit seiner Tochter Helena, seiner Stellvertreterin, sprechen. Er bat sie um Urlaub in einer dringenden Familienangelegenheit und beschrieb ihr ziemlich eingehend, was er über die Zustände in seiner Heimat erfahren hatte. Helena hörte aufmerksam zu und überlegte sodann.
»Ich kann mich an keinen ausgesprochen negativen Bericht über Newforest erinnern«, meinte sie. »Und ich siehe mir praktisch alle einlaufenden Berichte an. Es sind so viele, daß meine Augen brennen.« Sie versuchte sich zu konzentrieren. »Soweit ich mich erinnere, sind die Modernisierungsbestrebungen auf Newforest das einzig Interessante. Man hat einen großen Sprung nach vorn getan. Daran ist ja nichts auszusetzen. Wir haben uns nicht weiter darum gekümmert. Wenn das stimmt, was Ihre Schwester behauptet, dann hat uns jemand saftige Lügen aufgetischt - möglicherweise jemand in der Dienststelle des Service. Das will mir gar nicht gefallen.«
Sie blickte Pias offen an. »Pias, das sieht mir nicht nach einem simplen Urlaub aus. Eher nach einem Topeinsatz zur Untersuchung ungesetzlicher Aktivitäten auf Newforest samt Einleitung geeigneter Schritte zur Bereinigung der Situation. Dafür brauchen Sie keine Bewilligung.«
»Persönliche Motive spielen mit hinein«, erklärte Pias, »und ich wollte nicht einfach verschwinden. Es könnte ja sein, daß Sie eine andere Aufgabe für mich vorgesehen haben.«
»Die Familie d'Alembert, der Sie jetzt angehören, hat den Dauerbefehl, alles Verdächtige von sich aus zu untersuchen, es sei denn, es ergibt sich ein anderer, spezifischer Auftrag. Im Moment scheint alles ruhig. Alles wartet mit angehaltenem Atem, wie sich die Situation auf Omikron entwickelt. Es steht Ihnen frei zu untersuchen, was Ihnen untersuchenswert erscheint. Allerdings wüßte ich gern, wo Sie sich aufhalten - nur für alle Fälle. Ich werde auch dem zuständigen SOTE-Büro Order geben, Ihnen jede mögliche Hilfe zuteil werden zu lassen.«
»Das wäre nicht sehr klug«, wandte Vonnie ein, die mithörte. »Immerhin müssen wir damit rechnen, daß wir dort in der Dienststelle einen Verräter sitzen haben, der die Berichte fälscht.«
Helena schrak zusammen. »Natürlich, das stimmt. Ein schrecklicher Gedanke, einen Verräter in unserer Organisation zu haben. Die große Säuberung während der Banion-Affäre war schon schlimm genug. Also, an die Arbeit. Falls offizielles Eingreifen nötig werden sollte, können wir Unterstützung von auswärts holen. Falls es wirklich so schlimm um Newforest steht, wir Ihre Schwester behauptet, dann halten Sie sich nicht mit Kleinkram auf. Sie liefern uns einen Vorabbericht, und wir setzen Spezialisten auf die Sache an, die alles übrige erledigen. Es ist nicht nötig, daß Sie sich wegen einer Dutzendangelegenheit in Gefahr begeben. Der Service benötigt Ihre Talente für wichtigere Projekte.«
Für Pias Bavol war das alles andere als eine ›Dutzendangelegenheit‹. Es ging um seine Familie, und Newforest war sein angestammtes Erbe. Mochte der Planet in der galaktischen Geschichte auch nur eine unbedeutende Rolle gespielt haben, so war er doch seine Heimat. Er überwand die gar nicht so geringe Versuchung, seine Freunde und die Familie, die ihn verraten hatten, die Folgen ihres Handels ausbaden zu lassen und gelobte statt dessen, sich diesem Fall mit der nötigen Energie zu widmen, damit auf Newforest wieder alles ins Lot käme.
3.
Rückkehr nach Newforest
Noch vor seinem Abflug hatte Pias einen harten Kampf auszufechten. Yvonne d'Alembert, die die aufgezwungene Untätigkeit ebenso ungeduldig ertrug wie er und die Ungewißheit über das Schicksal ihres Mannes kaum aushielt, wollte ihn unbedingt nach Newforest begleiten. Sie wollte nicht ständig an Jules und seine gefährliche Mission auf Omikron denken müssen. Pias wandte ein, daß die Kinder nicht ohne Aufsicht bleiben durften, worauf Vonnie zu bedenken gab, daß es auf Felicite genügend Dienstboten gäbe und notfalls
Weitere Kostenlose Bücher