Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
wirklich weit entfernt sein ...
»Pias, ich...« Beti zögerte und kramte in ihrem Gedächtnis nach den Worten, die sie sich zurechtgelegt hatte. »Gut siehst du aus«, brachte sie endlich verlegen hervor.
»Und du hast dich so verändert, daß ich dich kaum erkannt hätte«, entgegnete Pias. »Du bist erwachsen geworden. Kein Wunder, es ist ja so lange her ...«Er ließ den Satz unvollendet, weil er gefährliches Terrain vermeiden wollte. Um keine Pause eintreten zu lassen, setzte er hinzu: »Das ist Yvonne, meine Schwägerin, und ihr Sohn Maurice. Und, sieh mal, Beti, Yvette und ich haben eine Nichte für dich, die kleine Kari.«
Beti machte große Augen, und langsam wich die Anspannung aus ihrer Miene. »Pias, wie niedlich die Kleine ist. Komm, gib sie mir. Ich möchte sie in den Arm nehmen.«
Pias legte ihr das Kind in den Arm, und Beti fuhr fort: »Wo ist Yvette? Wie geht es ihr? Seid ihr noch immer zusammen?«
»Yvette ist beruflich unterwegs«, äußerte Pias vorsichtig. »Über ein Wiedersehen mit dir würde sie sich gewiß sehr freuen.«
Baron Roumenier machte sich durch ein Räuspern bemerkbar. Aus Erfahrung wußte er, wann seine Gegenwart überflüssig war. »Yvonne, wir beide könnten mit Maurice im Garten Spazierengehen. Ich muß schon sagen, du machst dich bei uns sehr rar.« Vater, Tochter und Enkelsohn empfahlen sich taktvoll und überließen das Feld den Bavols.
Wieder senkte sich Schweigen über den Raum. Beti Bavol, die ihre kleine Nichte auf dem Schoß hielt, wich verlegen dem Blick ihres Bruders aus. Es war Pias, der als erster das Schweigen brach.
»Wie ich hörte, hast du Schwierigkeiten«, sagte er, sich neben ihr auf der Couch niederlassend. »Jemand trachtet dir nach dem Leben. Was ist los? Wie konnte das passieren?«
Beti sah ihn mit tränenfeuchten Augen an. »Ach, Pias, was für Unrecht ich dir angetan habe! Wir alle haben dir Unrecht getan. Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut. Ich wollte es nicht, weil ich dich immer sehr lieb hatte. Aber ich war ja nur ein Mädchen und konnte mich doch nicht allen entgegenstellen. Das hätte ja doch nichts genützt.
Da war es viel einfacher, mit den anderen mitzumachen und so zu tun, als existiertest du nicht. In den Jahren seither habe ich viel über dich nachgedacht und mich oft gefragt, wo du wohl sein magst und was du treibst. Aber laut durfte ich ja nichts sagen ...« Sie hielt es nicht mehr aus und fing an laut zu schluchzen. Dabei schlang sie die Arme um ihren Bruder.
Pias hielt sie liebevoll umfangen. Er sagte kein Wort, und ließ Beti sich ausweinen. Mit geschlossenen Augen saß er da und versuchte, gegen Bitterkeit und Schmerz anzukämpfen. Beti war schuldlos an dem, was man ihm angetan hatte. Was hätte sie als junges Mädchen gegen den harten Urteilsspruch des Kriss schon ausrichten können? Sein Groll mußte sich gegen andere, gegen Ältere und Mächtigere richten. Am liebsten hätte er Beti gesagt, sie solle ihn in Ruhe lassen und nicht alte, fast verheilte Wunden wieder aufreißen. Sein Herz und sein Gewissen aber sagten ihm, daß er sie in ihrer Bedrängnis nicht allein lassen konnte.
Als ihr Schluchzen endlich nachließ, fragte er: »Hat der Kriss sein Urteil revidiert?«
Beti schüttelte bekümmert den Kopf. »Solange Tas an der Macht ist, würde das der Ältestenrat nie wagen.«
»Papa ist doch noch Herzog, oder?« Pias hielt sich über die Vorgänge auf Newforest ständig auf dem laufenden, aber seine Heimat war ein verhältnismäßig unbedeutender Planet, und ein Regierungswechsel hätte keine sensationelle Neuigkeit im galaktischen Maßstab dargestellt. Überdies war er viel unterwegs und hätte eine eventuelle Todesnachricht übersehen können.
»Ja, nominell ist er es noch.« Betis Tränen waren fast versiegt. Ihr Vater litt an einer seltenen Abart des Fleckfiebers, einer unheilbaren Krankheit, die mit jahrelangem Siechtum verbunden war. »Du weißt ja, wie zäh er ist.«
»Aber Tas hat den Kriss in der Hand«, wiederholte Pias.
»Tas hat alles in der Hand«, sagte Beti. »Ihm wurde das Erstgeburtsrecht zugesprochen, und er wird Herzog, wenn Papa ... von uns geht. Mit Papas Kräften geht es rapide bergab, er vegetiert praktisch dahin. Und er hat nicht mehr die Kraft, sich Tas entgegenzustellen. Tas tut so, als sei er bereits Herzog - ach, er tut fast so, als sei er Kaiser. Wenn du mich schon kaum erkannt hast, dann solltest du ihn mal sehen. Er hat sich zu einem richtigen Diktator gemausert, der
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