Weltraumzirkus d'Alembert 6-10 - Letzter Einsatz
Koje fahren konnte. Jules sprang heraus und lief eilig in den Kontrollraum, wo eine eigene Subcom-Anlage ihn mit der Zentrale auf der Erde verbinden würde.
Aber auch dieser Plan war undurchführbar. Jules konnte weder die Zentrale selbst noch die Notfallnummer des Chefs erreichen, die theoretisch immer erreichbar war. Die Affäre auf Omikron hatte Jules gelehrt, daß die Verschwörung imstande war, die Subcom-Verbindungen eines ganzen Planeten zu blockieren. Gut möglich, daß Nereid jetzt vom Rest des Imperiums total abgeschnitten war. Als er versuchte, den Herrensitz der d'Alemberts auf DesPlaines zu erreichen, erging es ihm ähnlich.
Jules hoffte nun, daß seine Hypothese von den blockierten Subcom-Leitungen im Bereich um Nereid zutraf. (Die Alternative nämlich, daß auf der Erde und DesPlaines auch etwas passiert sein mußte, war zu schrecklich, um sie genauer ins Auge zu fassen.)
Da ein Kontakt mit der Erde nicht möglich war, blieb ihm nichts anderes übrig, als hinzufliegen und persönlich Bericht zu erstatten. Bei seinem Abflug vor wenigen Wochen war alles friedlich gewesen und in Hochstimmung, weil man einen Sieg über die Verschwörer erzielt hatte. Jules brachte den Ballon höchst ungern zum Platzen, aber hier hatten sich furchtbare Dinge ereignet, von denen der Chef unbedingt informiert werden mußte.
Das Fluglotsensystem war ein ebensolches Chaos wie der Straßenverkehr. Die Lotsen versuchten die Lage zu meistern, indem sie sämtliche Starts und Landungen verschoben, bis man sich Klarheit über die Situation verschafft hatte. Jules aber konnte nicht warten. Unter Mißachtung aller über Funk durchgegebenen Warnungen schoß er von Nereid aus ins All, mit der Absicht, sofort Kurs auf die Erde zu nehmen.
Die nächsten Minuten änderten seine Pläne drastisch, als nämlich zwei große und schwer bestückte Kreuzer in der Nähe von Nereid aus der Subsphäre auftauchten. Die zwei waren Reste der einst mächtigen Verschwörerflotte und standen noch immer unter Admiral Shens Kommando. Nach der verheerenden Niederlage, die sie in den Rückzug getrieben hatte, waren sie umgruppiert worden und hatten sich auf einen erneuten Aufbau vorbereitet. Plötzlich war von C die Nachricht gekommen, die Revolution sei in vollem Gange, und sie müßten nach besten Kräften in den Kampf eingreifen. Da Nereid über keine Navy-Basis verfügte und von der SOTE-Niederlassung kein organisierter Widerstand zu erwarten war, konnte man davon ausgehen, daß zwei Kreuzer ausreichten, die einheimische Bevölkerung niederzuhalten.
Im Luftraum um Nereid angekommen, gaben sie über alle Frequenzen den Befehl durch, die Verantwortlichen des Planeten sollten sich sofort den Kräften des ›Zweiten Imperiums‹ ergeben. Eine Weigerung würde auf der Stelle Vergeltungsmaßnahmen nach sich ziehen. Die Kreuzer würden ohne Zögern Kanister voller TCN-14 auf die Städte werfen, wenn man sich den Bedingungen der Verschwörung nicht fügte.
Trichloronoluen war ein Nervengas, ein wahrer Alptraum. Schon ein Hauch wirkte tödlich. Wer diesem Gas zum Opfer fiel, starb schreiend unter Todesqualen. TCN-14 war in der Zeit vor Gründung des Imperiums mehrfach in den Kriegen der Planeten gegeneinander eingesetzt worden - und wenn es vom Himmel fiel, gab es keinen Schutz davor. Manche Historiker behaupteten, TCN-14 hätte die Menschheit noch mehr als Nuklearwaffen so sehr in Angst und Schrecken versetzt, daß das Imperium eine notwendige Einrichtung wurde. Es mußte eine zentrale Autorität geben, die eine Welt daran hinderte, die Menschen einer anderen zu vernichten.
Der Planet Nereid verfügte über keine organisierte Streitmacht, die er den Rebellen hätte entgegenwerfen können. Die Nachrichtenübermittlung auf dem Planeten war gestört und funktionierte allenfalls lückenhaft, doch der Herzog beriet sich mit jenen Ratgebern und ihm untergeordneten Edelleuten, die er erreichen konnte. Sie hatten nur wenig Spielraum für ihre EntScheidungen. Man mußte sich ergeben und hoffen, daß dem Imperium ein Schlag gegen die Rebellen gelang, der die alte Ordnung wiederherstellte.
Keine der beiden Seiten hatte mit Jules d'Alembert und seinem Raumschiff gerechnet. Es war nur ein kleines Zweipersonenschiff, allerdings besser bestückt als die meisten Schiffe, die ein Vielfaches größer waren. Jules hörte die Forderung der Piraten zähneknirschend mit. Solange er in der Sache noch etwas mitzureden hatte, würde Nereid nicht an das sogenannte Zweite Imperium
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