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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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dir vorhanden, und heute würde es nicht einmal mehr zu einem räudigen Kater reichen. Dabei fühlst du dich noch wohl in deiner Gedunsenheit.«
 Pablo nickte. »Wir hätten alle umbringen sollen oder keinen. Alle oder keinen.«
 »Hör mal, Inglés «, sagte Agustín. »Wie kommt es, daß du in Spanien bist? Kümmere dich nicht um Pablo. Er ist besoffen.«
 »Vor zwölf Jahren bin ich zum erstenmal hierher gekommen, um das Land kennenzulernen und die Sprache zu studieren«, sagte Robert Jordan. »Ich erteilte spanischen Unterricht an einer Universität.«
 »Du siehst gar nicht wie ein Professor aus«, sagte Primitivo.
 »Er hat keinen Bart«, sagte Pablo. »Schaut ihn euch an. Er hat keinen Bart.«
 »Bist du wirklich ein Professor?«
 »Ein Dozent.«
 »Aber du gibst Unterricht?«
 »Ja.«
 »Warum denn aber spanischen Unterricht?« fragte Andrés. »Wäre es nicht leichter für dich, Englisch zu unterrichten, wo du doch ein Engländer bist?«
 »Er spricht Spanisch genauso gut wie ihr«, sagte Anselmo. »Warum soll er nicht spanischen Unterricht geben?«
 »Ja«, sagte Fernando. »Aber es ist gewissermaßen eine Überheblichkeit von einem Ausländer, spanischen Unterricht zu geben. Ich will nichts gegen dich gesagt haben, Don Roberto.« »Er ist kein echter Professor«, sagte Pablo sehr zufrieden mit sich selbst. »Er hat keinen Bart.«
 »Englisch kannst du sicherlich viel besser«, sagte Fernando. »Wäre es nicht viel besser und einfacher und selbstverständlicher, Englisch zu unterrichten?«
 Pilar begann sich einzumischen. »Er unterrichtet doch nicht Spanier –«
 »Das will ich hoffen«, unterbrach Fernando sie.
 »Laß mich ausreden, du Esel«, sagte Pilar zu ihm. »Er unterrichtet Amerikaner. Nordamerikaner.«
 »Können die nicht Spanisch?« fragte Fernando. »Die Südamerikaner können Spanisch.«
 »Esel«, sagte Pilar. »Er unterrichtet Nordamerikaner, die Englisch reden.«
 »Trotz alldem finde ich, es wäre für ihn viel einfacher, Englisch zu unterrichten, wenn das seine Sprache ist«, sagte Fernando.
 »Hörst du denn nicht, daß er Spanisch spricht?« Pilar schüttelte den Kopf und sah Robert Jordan verzweifelt an.
 »Ja. Aber mit einem Akzent.«
 »Mit was für einem?« fragte Robert Jordan.
 »Estremadura«, erwiderte Fernando affektiert.
 »O meine Mutter!« sagte Pilar. »Was für ein Volk!«
 »Möglich«, sagte Robert Jordan. »Ich komme von dort.«
 »Und das weiß er ganz genau«, sagte Pilar. Dann wandte sie sich an Fernando: »Du alte Jungfer! Hast du genug zu essen gehabt?«
 »Ich könnte noch etwas essen, wenn genügend da ist«, erwiderte Fernando. »Und du sollst nicht glauben, Don Roberto, daß ich etwas gegen dich gesagt haben will –« »Milch«, sagte Agustín trocken. »Und noch einmal Milch. Machen wir Revolution, um zu einem Genossen Don Roberto zu sagen?«
 »Für mich ist die Revolution so, daß alle zu allen Don sagen werden«, sagte Fernando. »So sollte es unter der Republik sein.«
 »Milch«, sagte Agustín. »Schwarze Milch.«
 »Und ich glaube trotzdem, es würde für Don Roberto einfacher und klarer sein, Englisch zu unterrichten.«
 »Don Roberto hat keinen Bart«, sagte Pablo. »Er ist kein echter Professor.«
 »Was soll das heißen, ich habe keinen Bart?« sagte Robert Jordan. »Und was ist das ?«
 Er strich sich über das Kinn und die Wangen, über die drei Tage alten blonden Stoppeln.
 »Das ist kein Bart.« Pablo schüttelte den Kopf. »Kein Bart.« Seine Stimme klang jetzt fast jovial. »Er ist kein echter Professor.«
 »Ich sch... auf alles«, sagte Agustín, »wenn es hier nicht zugeht wie in einem Irrenhaus!«
 »Du solltest was trinken«, sagte Pablo zu ihm. » Mir kommt alles ganz natürlich vor. Bis auf das eine, daß Don Roberto keinen Bart hat.«
 Maria strich mit der Hand über Robert Jordans Wange.
 »Er hat einen Bart«, sagte sie zu Pablo.
 »Du mußt es ja wissen«, sagte Pablo, und Robert Jordan sah ihn an.
 Ich glaube, er ist gar nicht so sehr betrunken, dachte Robert Jordan. Nein, gar nicht so sehr betrunken. Und ich werde mich in acht nehmen müssen.
 »Du!« sagte er zu Pablo. »Glaubst du, es wird noch lange schneien?« »Was meinst du?«
 »Ich habe dich gefragt.«
 »Frag jemand anders«, erwiderte Pablo. »Ich bin nicht dein Nachrichtendienst. Du hast ja ein Papier von deinem Nachrichtendienst. Frag die Frau. Sie befiehlt hier.«
 »Ich habe dich gefragt.«
 »Geh und – – – dich

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