Wem die Stunde schlaegt
daß Don Roberto und ich gute Freunde sind?«
»Sieh dich vor, ehe du negro zu mir sagst.« Agustín stellte sich vor Pablo hin, die Hände an den Hüften.
»Alle sagen negro zu dir.«
»Aber du nicht!«
»Na schön, also blanco –« »Auch das nicht!«
»Was denn? Roter?«
»Ja. Roter. Rojo. Mit dem roten Stern der Armee und für die Republik. Und mein Name ist Agustín.«
»Was für ein Patriot!« sagte Pablo. »Schau, Inglés, was für ein musterhafter Patriot!«
Agustín schlug ihm mit der linken Hand auf den Mund, mit dem Rücken der linken Hand, daß es klatschte. Pablo rührte sich nicht. Seine Mundwinkel waren mit Wein bekleckert, und seine Miene blieb unbeweglich, aber Robert Jordan sah, wie seine Augen sich verengten, gleich den Augen einer Katze, wenn im grellen Licht die Pupille sich zu einem senkrechten Schlitz verengt.
»Auch das nicht!« sagte Pablo. »Auch damit sollst du nicht rechnen, Weib.« Er drehte den Kopf zu Pilar hin. »Ich lasse mich nicht provozieren.«
Agustín schlug abermals zu. Diesmal schlug er ihm mit der geballten Faust auf den Mund. Robert Jordan hielt unter dem Tisch die Pistole in der Hand. Er hatte die Waffe entsichert, und mit der linken Hand schob er Maria weg. Sie rückte ein wenig zur Seite, und er versetzte ihr mit der linken Hand einen heftigen Rippenstoß, damit sie sich endlich entferne. Nun gehorchte sie, und er sah mit einem Seitenblick, wie sie an der Wand der Höhle entlang zum Herdfeuer huschte, und dann beobachtete er Pablos Gesicht.
Mit seinem kugelrunden Schädel saß Pablo da, starrte Agustín aus seinen flachen kleinen Äuglein an. Die Pupillen waren noch schmaler geworden. Er leckte sich die Lippen, wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und sah das Blut auf seiner Hand. Dann fuhr er mit der Zunge über die Lippen und spuckte aus.
»Auch das nicht«, sagte er. »Ich bin kein Dummkopf. Ich provoziere nicht.« »¡Cabron!« sagte Agustín.
»Du mußt es ja wissen«, sagte Pablo. »Du kennst ja die Frau.«
Agustín schlug ihm noch einmal kräftig auf den Mund. Pablo lachte ihn aus, zeigte die Zähne, die gelben, zerfressenen, schlechten Zähne in dem geröteten Spalt seines Mundes.
»Laß das sein!« sagte er und schöpfte Wein aus dem Napf.
»Keiner von euch hat genug cojones, um mich zu töten, und diese Ohrfeigen sind einfach lächerlich.«
» Cobarde«, sagte Agustín.
»Worte taugen schon gar nichts«, sagte Pablo und ließ schmatzend den Wein über seine Zunge laufen. Dann spuckte er auf den Boden. »Über Worte bin ich längst hinaus.«
Agustín blickte auf ihn nieder und begann zu schimpfen, langsam, deutlich, erbittert und voller Verachtung, in gemessenem Rhythmus, als würfe er mit der Mistgabel Dung aus dem Karren auf den zu düngenden Acker.
»Alles zwecklos«, sagte Pablo. »Laß es sein, Agustín. Und schlag mich nicht mehr. Du wirst dir die Hände verletzen.«
Agustín wandte sich von ihm ab und ging zur Tür.
»Geh nicht hinaus!« rief Pablo. »Draußen schneit es. Mach dir's hier drinnen bequem.«
»Und du! Du!« Agustín hatte sich an der Tür umgedreht und legte all seine Verachtung in dieses eine Wörtchen. »Tú.«
»Ja, ich«, sagte Pablo. »Ich werde noch am Leben sein, wenn du längst unter der Erde liegst.«
Er füllte von neuem seine Tasse mit Wein und trank Robert Jordan zu. »Auf den Professor!« Dann wandte er sich zu Pilar. »Auf die Señora Kommandantin!« Dann trank er allen zu. »Auf die Illusionen!«
Agustín ging rasch zu ihm hin, und mit einer schnellen Handbewegung schlug er ihm die Tasse aus der Hand. »Das ist Verschwendung«, sagte Pablo. »Das ist dumm.« Agustín warf ihm ein Schimpfwort an den Kopf.
»Nein«, sagte Pablo und nahm eine frische Tasse. »Ich bin betrunken, siehst du? Wenn ich nicht betrunken bin, rede ich nicht. Du hast mich nie viel reden hören. Aber ein kluger Mensch muß sich manchmal betrinken, um seine Zeit mit Dummköpfen hinzubringen.«
»Geh und – – – in den Saft deiner Feigheit!« sagte Pilar zu ihm. »Ich kenne dich zu gut, dich und deine Feigheit.«
»Wie das Weib redet!« sagte Pablo. »Jetzt gehe ich zu den Pferden.«
»Geh und bespring sie!« sagte Agustín. »Gehört das nicht zu deinen Sitten?«
»Nein«, sagte Pablo und schüttelte den Kopf. Er nahm seine schwere Manteldecke von der Wand und sah Agustín an. »Du«, sagte er, »du Gewalttäter!«
»Was willst du denn bei den Pferden?« fragte Agustín.
»Sie
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