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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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schließlich war da noch die Kavallerieabteilung, die nach dem Kampf mit El Sordo nach La Granja hinuntermarschierte«, fuhr Anselmo fort.
 Er nannte die Zahl der Verwundeten, die er gesehen hatte, und die Zahl der Toten, die über den Sätteln gehangen hatten.
 »Auf dem einen Sattel lag ein Bündel, aus dem ich nicht schlau werden konnte«, sagte er. »Aber jetzt weiß ich, daß das die Köpfe waren.« Er fuhr fort, ohne eine Pause zu machen: »Es war eine Schwadron. Sie hatten nur noch einen Offizier. Das war nicht derselbe, der heute früh hier vorbeikam, als du am MG warst. Der muß gefallen sein. Zwei von den Toten waren Offiziere, das habe ich an den Armstreifen gesehen. Sie waren mit dem Gesicht nach unten an den Sätteln festgebunden, und die Arme hingen herunter. Und auf dem Sattel, auf dem der Sack mit den Köpfen lag, hatten sie auch El Sordos máquina festgebunden. Der Lauf war verbogen. Das ist alles«, sagte er zum Abschluß.
 »Und das genügt«, sagte Robert Jordan, seine Tasse in den Weinnapf tauchend. »Wer ist außer dir schon einmal drüben auf der republikanischen Seite gewesen?«
 »Andrés und Eladio.«
 »Welcher ist der Bessere von den beiden?«
 »Andrés.«
 »Wie lange braucht er von hier nach Navacerrada?«
 »Ohne Gepäck und bei aller Vorsicht drei Stunden, wenn er Glück hat. Wir haben wegen des Sprengstoffs eine längere und sicherere Route genommen.«
 »Kann er es bestimmt schaffen?«
 » No sé, nichts ist bestimmt.« »Auch bei dir nicht?«
 »Auch bei mir nicht.«
 Damit ist die Sache entschieden, dachte Robert Jordan. Wenn er gesagt hätte, daß er es unbedingt schaffen könnte, hätte ich ihn geschickt.
 »Andrés wird es ebensogut schaffen wie du?«
 »Ebensogut oder besser. Er ist jünger als ich.«
 »Aber er muß unbedingt hinkommen.«
 »Wenn nichts passiert, wird er hinkommen. Wenn etwas passiert, kann es jedem passieren.«
 »Ich werde eine Depesche schreiben und sie ihm mitgeben«, sagte Robert Jordan. »Ich werde ihm erklären, wo der General zu finden ist. Er wird im Estado Mayor der Division sein.«
 »Dieses ganze Zeug mit Divisionen und so weiter wird er nicht verstehen«, sagte Anselmo. »Mich hat das auch immer verwirrt. Du mußt ihm den Namen des Generals nennen und ihm sagen, wo er zu finden ist.«
 »Aber er ist eben im Estado Mayor der Division zu finden.«
 »Aber ist das nicht ein bestimmter Ort?«
 »Sicherlich ist es ein bestimmter Ort, Alter«, sagte Robert Jordan geduldig. »Aber es ist ein Ort, den der General sich ausgesucht haben wird. Der Ort, wo er sein Hauptquartier für den Kampf aufgeschlagen hat.«
 »Also, wo ist es nun?« Anselmo war müde, und die Müdigkeit machte ihn begriffsstutzig. Außerdem verwirrten ihn Worte wie Brigaden, Divisionen, Armeekorps. Zuerst waren es Kolonnen gewesen, dann waren es Regimenter, dann waren es Brigaden. Jetzt waren es Brigaden und Divisionen zugleich. Er konnte das nicht verstehen. Ein Ort ist ein Ort.
 »Immer mit der Ruhe, Alter«, sagte Robert Jordan. Er wußte, wenn er es Anselmo nicht begreiflich machen konnte, würde er es auch Andrés niemals begreiflich machen können. »Der Estado Mayor der Division ist ein Ort, den der General sich ausgesucht haben wird, um seinen Kommandostab zu organisieren. Er befehligt eine Division, die aus zwei Brigaden besteht. Ich kenne den Ort nicht, weil ich nicht dabei war, als er ausgesucht wurde. Wahrscheinlich wird es eine Höhle sein oder ein Unterstand, ein Schutzraum, zu dem Drähte hinführen. Andrés muß nach dem General fragen und nach dem Estado Mayor der Division. Er muß die Depesche dem General übergeben oder dem Chef des Estado Mayor oder einem Dritten, dessen Namen ich ihm aufschreiben werde. Einer von den dreien wird sicherlich da sein, auch wenn die anderen gerade weg sind, um die Vorbereitungen für den Angriff zu inspizieren. Verstehst du mich jetzt?« »Ja.«
 »Dann hole Andrés, und ich werde die Depesche schreiben und sie mit diesem Siegel versiegeln.« Er zeigte ihm den kleinen, runden, in Holz gefaßten Gummistempel mit dem Siegel des S.I.M. und die runde Blechdose mit dem Stempelkissen, das nicht größer war als ein Fünzig-Cent-Stück und das er in der Tasche trug. »Dieses Siegel werden sie anerkennen. Hole Andrés jetzt, und ich werde ihm alles erklären. Er muß so schnell wie möglich aufbrechen, aber zuerst muß er verstehen, worum es sich handelt.«
 »Wenn ich es verstehe, wird auch er es verstehen. Aber du

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