Wem die Stunde schlaegt
und wer weiß? Die Köpfe werden vielleicht Eindruck machen. Es gibt welche, denen so was gefällt. Möglich, daß sie sie nach Burgos schicken. Eine barbarische Sitte. Die Flugzeuge waren muchos. Famos. Famos. Aber mit einem Stokes-Mörser hätten wir es auch geschafft, und beinahe ohne Verluste. Zwei Maultiere mit der Munition, und ein Maultier mit je einem Mörser zu beiden Seiten des Packsattels. Dann wären wir eine Armee! Mit der Feuerkraft aller unserer Schnellfeuerwaffen! Und dazu noch ein Maultier. Nein, zwei Maultiere, die die Munition schleppen. Laß das sein, sagte er sich. Das ist ja keine Kavallerie mehr. Laß das sein. Du baust dir eine Armee auf. Nächstens wirst du auch noch Gebirgsartillerie haben wollen.
Dann dachte er an Julián, der auf dem Hügel gefallen war und jetzt kalt und starr über einem der Sättel hing, dort vorne in dem ersten Trupp, und als er in den finsteren Fichtenwald hinunterritt, das Sonnenlicht auf dem Berg zurücklassend, und dahinritt im Dunkel des Waldes, begann er wieder für ihn zu beten.
Begrüßet seist du, Königin, heilige Gnadenmutter, begann er. Unser Leben, unsere Wonne und unsere Hoffnung. Zu dir schicken wir unsere Seufzer, unsere Klagen und unser Flehen empor aus diesem Tränental...
Er betete weiter, die abgefallenen Kiefernnadeln dämpften den Hufschlag des Pferdes, das Sonnenlicht fiel in Streifen und Flecken zwischen den Stämmen herein wie zwischen den Säulen einer Kathedrale, und während er betete, blickte er voraus zu den Plänklern hin, die die Flanke deckten. Sie verließen den Wald und kamen auf die gelbe Straße, die nach La Granja führt, und die Hufe der Pferde wühlten eine Staubwolke auf, die über den Reitenden hängenblieb. Staub bestäubte die Toten, die mit dem Gesicht nach unten über den Sätteln hingen, dicker Staub hüllte die Verwundeten ein und die, die nebenher marschierten.
Und hier sah Anselmo sie in ihrer Staubwolke vorüberreiten.
Er zählte die Toten und Verwundeten, und er erkannte Sordos MG. Er wußte nicht, was das Poncho-Bündel enthielt, das mit den schwingenden Steigbügeln gegen die Flanken des Führerpferdes schlug, aber als er auf dem Heimweg im Dunkeln zu dem Hügel kam, auf dem das Gefecht sich abgespielt hatte, da wußte er gleich, was die lange Ponchorolle enthalten hatte. Im Dunkeln konnte er nicht sehen, wer die Toten waren, aber er zählte sie und marschierte dann über die Berge zu Pablos Lager.
Während er so durch das Dunkel wanderte, das Herz in Furcht erstarrt von dem Anblick der Bombenkrater und der Toten auf dem Hügel, entschlug er sich aller Gedanken an den kommenden Tag. Er marschierte einfach drauflos, so schnell er nur konnte, um die Nachricht zu überbringen. Und im Gehen betete er für die Seelen El Sordos und aller seiner Leute. Es war das erste Mal seit dem Beginn der Bewegung, daß er betete.
»Allergütigste, allermildeste, allergnädigste Jungfrau!« betete er.
Aber zuletzt mußte er doch an den kommenden Tag denken. Er dachte also: Ich werde genau das tun, was der Inglés sagt, und ich werde es genau so machen, wie er es sagt. Aber laß mich in seiner Nähe bleiben, mein Gott, und mögen seine Anweisungen sehr genaue sein, denn ich glaube nicht, daß ich mich unter dem Flugbombardement werde beherrschen können. Hilf mir, oh, mein Gott, daß ich mich morgen so benehme, wie ein Mann in seiner letzten Stunde sich zu benehmen hat. Hilf mir, oh, mein Gott, daß ich wirklich begreife, was der Tag verlangt. Hilf mir, oh, mein Gott, daß ich die Bewegungen meiner Beine beherrsche, damit ich nicht davonlaufe, wenn es schlimm wird. Hilf mir, oh, mein Gott, daß ich mich morgen am Tag der Schlacht wie ein Mann benehme. Da ich dich um diese Hilfe gebeten habe, bitte, gewähre sie mir, denn du weißt, ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht ernst wäre, und nie wieder werde ich dich um etwas bitten. Nachdem er gebetet hatte, war ihm wohler zumute, wie er so ganz allein im Dunkeln dahinmarschierte, und er war nun davon überzeugt, daß er sich gut halten würde. Während er von den Bergen hinunterstieg, betete er wieder für El Sordos Leute, und nach kurzer Zeit hatte er den oberen Posten erreicht, wo Fernando ihn anrief.
»Ich bin es«, sagte er, »Anselmo.«
»Gut«, sagte Fernando.
»Du weißt von der Geschichte mit Sordo, Alter?« fragte Anselmo. Die beiden standen im Dunkeln an der riesigen Felsenpforte.
»Wieso nicht?« fragte Fernando. »Pablo hat es uns
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