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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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salvoconducto an den Estado Mayor des General Golz, damit ich ihn unterzeichnen kann. Schreib ihn mit der Maschine, Pepe. Hier sind die Details.« Er bedeutete Andrés mit einer Geste, seinen Passierschein Pepe zu geben. »Und zwei Siegel!« Dann wandte er sich an Gómez. »Ihr werdet heute nacht etwas sehr Wirksames brauchen. Das gehört sich auch so. Man muß vorsichtig sein, wenn man eine Offensive plant. Ich gebe euch das beste Papier, das ich euch geben kann.« Dann fragte er Andrés in sehr freundlichem Ton: »Hast du einen Wunsch? Willst du etwas zu essen oder zu trinken?«
 »Nein, mi Teniente-Coronel «, sagte Andrés. »Ich habe keinen Hunger. An der vorigen Kommandostelle hat man mir einen Cognac gegeben, und mehr darf ich nicht trinken, sonst wird mir schlecht.«
 »Hast du unterwegs bemerkt, ob sich vor meiner Front etwas rührt?« fragte der Oberstleutnant höflich.
 »Es war das übliche, mi Teniente-Coronel . Alles ruhig. Alles ruhig.«
 »Sind wir uns nicht vor etwa zwei Monaten in Cercedilla begegnet?« fragte der Oberstleutnant.
 »Ja, mi Teniente-Coronel.«
 »Mir war es doch so!« Er klopfte Andrés auf die Schulter. »Du warst mit dem alten Anselmo zusammen. Wie geht es ihm?«
 »Es geht ihm gut, mi Teniente-Coronel «, sagte Andrés.
 »Gut. Das freut mich«, sagte der Oberstleutnant. Der Offizier zeigte ihm, was er getippt hatte, er las es durch und setzte seinen Namen darunter. »Ihr müßt euch jetzt beeilen«, sagte er zu Gómez und Andrés. »Fahr vorsichtig«, sagte er zu Gómez. »Stell die Scheinwerfer an. Ein einzelnes Motorrad ist keine Affäre, und du mußt vorsichtig fahren. Ich lasse den Genossen General Golz grüßen. Wie haben uns nach den Kämpfen bei Peguerinos kennengelernt.« Er reichte beiden die Hand. »Steck die Papiere unters Hemd«, sagte er. »Auf dem Motorrad ist es sehr windig.« Nachdem die beiden weggegangen waren, trat er zu einem Schrank hin, nahm ein Glas und eine Flasche heraus, goß sich etwas Whisky ein und goß gewöhnliches Wasser zu aus einem irdenen Krug, der auf dem Boden an der Wand stand. Während er dann das Glas in der Hand hielt und ganz langsam den Whisky schlürfte, stellte er sich vor die große Landkarte, die an der Wand hing, und studierte die Angriffsmöglichkeiten in der Gegend oberhalb von Navacerrada.
 »Ich bin froh, daß ich das nicht zu machen habe, sondern Golz«, sagte er schließlich zu dem Offizier, der am Schreibtisch saß. Der Offizier gab keine Antwort, und als der Oberstleutnant von der Landkarte zu ihm hinsah, bemerkte er, daß er den Kopf auf die Arme gelegt hatte und schlief. Der Oberstleutnant ging zu dem Schreibtisch und schob die zwei Telefone dicht zusammen, so daß sie von beiden Seiten her den Kopf des Offiziers berührten. Dann ging er zum Schrank, goß sich noch einen Whisky ein, schüttete Wasser dazu und kehrte zu der Landkarte zurück.
 Andrés klammerte sich an den Sitz fest, auf dem Gómez breitbeinig hockte, beugte den Kopf in den Wind, während das Motorrad mit lautem Geknatter durch die lichtzerspellte Finsternis der Landstraße raste, die sich mit scharfen Konturen zwischen den Reihen der hohen schwarzen Pappeln vor ihnen entrollte, klar und deutlich zuerst, dann verwischt und gelblich trübe, wie sie in die Nebelschwaden am Ufer des Flusses hinuntertauchte, scharf umrissen wieder, hell und klar, wie sie von neuem bergan lief, und dicht voraus, im Licht der Scheinwerfer, sahen sie an der Straßenkreuzung die graue Masse der leeren Transportautos, die aus den Bergen zurückkehrten.
 
XLI
 
 Im Dunkeln machte Pablo halt und stieg vom Pferd. Robert Jordan hörte das Knarren und schwere Atmen, wie sie alle absaßen, und das Rasseln eines Zaumzeugs, als eines der Pferde den Kopf zurückwarf. In seiner Nase war ein säuerlicher Geruch, von den neuen Männern, nach ungewaschener Haut und schlafverschwitzten Kleidern, und der holzrauchige, schlafschale Geruch der anderen, die aus der Höhle kamen. Pablo stand dicht neben ihm und roch nach Wein, nach verfaultem Wein, ein Messinggeruch, der wie eine Kupfermünze auf der Zunge schmeckt. Robert Jordan zündete sich eine Zigarette an, hinter der hohlen Hand, damit man das Flackern des Zündholzes nicht sehen könne, tat einen tiefen Zug und hörte Pablo ganz leise sagen: »Hol den Sack mit den Handgranaten, Pilar, wir fesseln inzwischen die Pferde.«
 »Agustín!« flüsterte Robert Jordan. »Du und Anselmo, ihr begleitet mich jetzt zur Brücke. Habt ihr den

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