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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Sack mit den Scheiben für die máquina ?«
 »Ja«, sagte Agustín. »Wieso denn nicht?«
 Robert Jordan ging zu Pilar hinüber, die damit beschäftigt war, einem der Gäule seine Last abzunehmen. Primitivo half ihr dabei.
 »Hör mal, Frau!« sagte er leise.
 »Was gibt's denn schon wieder?« flüsterte sie heiser, langte unter den Bauch des Pferdes und löste eine Sattelschnalle.
 »Du verstehst, daß der Posten erst angegriffen wird, wenn du die Bomben fallen hörst!«
 »Wie oft mußt du mir das erzählen?« fragte Pilar. »Du benimmst dich wie ein altes Weib, Inglés !«
 »Ich frage nur zur Kontrolle«, sagte Robert Jordan. »Nach der Erledigung des Postens zieht ihr euch zu der Brücke zurück und riegelt von oben her die Straße ab und deckt meine linke Flanke.« »Ich hab's beim erstenmal genauso verstanden wie beim zehntenmal«, flüsterte Pilar. »Mach dich an deine Arbeit.«
 »Daß mir keiner sich rührt oder einen Schuß abfeuert oder eine Handgranate schmeißt, bevor das Bombardement losgeht!« sagte Robert Jordan leise.
 »Belästige mich nicht!« flüsterte Pilar ärgerlich. »Das weiß ich schon, seit wir bei Sordo waren.«
 Robert Jordan ging zu Pablo hin, der den Pferden die Füße zusammenband.
 »Ich habe nur die gefesselt, die leicht scheu werden«, sagte Pablo.
 »Man braucht nur an dem Strick zu ziehen, dann sind sie frei, siehst du?«
 »Gut.«
 »Ich werde dem Mädchen und dem Zigeuner zeigen, wie man es macht«, sagte Pablo. Seine neuen Leute standen in einer Gruppe für sich, auf ihre Karabiner gestützt.
 »Hast du alles verstanden?« fragte Robert Jordan.
 »Wieso denn nicht?« sagte Pablo. »Den Posten niedermachen. Den Draht durchschneiden. Zur Brücke retirieren. Die Brücke abriegeln, bis du sie gesprengt hast.«
 »Und nicht eher beginnen, als bis das Bombardement losgeht!«
 »Richtig.«
 »Also dann viel Glück!«
 Pablo brummte. Dann sagte er: »Wenn wir zurückkommen, wirst du uns mit der máquina und mit deiner kleinen máquina decken, ja, Inglés ?«
  »De la primera«, sagte Robert Jordan. »Aus der obersten Lage!«
 »Also!« sagte Pablo. »Das wäre alles. Aber du mußt dann sehr vorsichtig sein, Inglés. Es wird nicht ganz einfach sein, wenn du nicht sehr gut aufpaßt.«
 »Ich werde selbst die máquina bedienen«, sagte Robert Jordan.
 »Hast du viel Übung? Ich möchte nicht, daß Agustín mich in der besten Absicht niederknallt.«
 »Ich habe viel Übung. Wirklich! Und falls Agustín eine der beiden máquinas bedient, werde ich dafür sorgen, daß er hoch über dich weghält. Ganz hoch. Ganz hoch.«
 »Das wäre also alles«, sagte Pablo. Dann sagte er leise und vertraulich: »Wir haben noch immer nicht genug Pferde.«
 Dieser Lump! dachte Robert Jordan. Oder glaubt er, ich habe ihn nicht gleich verstanden!
 »Ich gehe zu Fuß«, sagte er. »Die Pferde sind deine Sache.«
 »Nein, Inglés «, sagte Pablo leise, »für dich wird ein Pferd da sein. Für uns alle werden Pferde da sein.«
 »Das ist deine Sache«, sagte Robert Jordan. »Mit mir brauchst du nicht zu rechnen. Hast du genug Munition für deine neue máquina ?«
 »Ja«, sagte Pablo. »So viel, wie der Kavallerist bei sich hatte. Ich habe nur vier Schüsse abgefeuert, um das Ding auszuprobieren. Gestern, oben in den Bergen.«
 » Wir brechen jetzt auf«, sagte Robert Jordan. »Wir müssen früh dort sein, gut versteckt.«
 »Wir brechen jetzt alle auf«, sagte Pablo. »Suerte, Inglés.«
 Möchte wissen, was der Gauner jetzt vorhat, dachte Robert Jordan. Aber ich glaube es ziemlich genau zu wissen. Na, das ist seine Sache, nicht meine. Gott sei Dank, daß ich diese Leute nicht kenne! Er streckte die Hand aus und sagte: »¡S uerte, Pablo!«, und die beiden Hände trafen sich im Dunkeln.
 Als Robert Jordan die Hand ausstreckte, war er darauf gefaßt, daß es wie die Berührung mit einem Reptil oder mit einem Aussätzigen sein würde. Er wußte nicht, wie Pablos Hand sich anfühlen wird. Aber im Dunkeln drückte Pablos Hand die seine mit festem und ehrlichem Griff, und er erwiderte den Händedruck. Pablos Hand im Dunkeln fühlte sich gut an, und ihre Berührung erweckte in Robert Jordan ein seltsames Gefühl, das seltsamste, das ihn an diesem Morgen bewegte. Wir sind jetzt wohl Verbündete, dachte er. Unter Verbündeten ist das ein ewiges Händeschütteln. Ganz zu schweigen von den Dekorierungen und der Küsserei, dachte er, ein Schmatz auf die linke, ein Schmatz auf die

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