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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Gemüt.«
 »Aber ein Schwächling kann gefährlich werden.«
 »Nein. Du verstehst das nicht. Dieser da ist ganz und gar nicht mehr imstande, gefährlich zu werden.«
 »Ich verstehe das nicht.«
 »Du bist noch sehr jung«, sagte sie. »Du wirst es verstehen.«
 Dann zu dem Mädchen: »Komm, Maria. Wir sprechen nicht mehr.«
 Das Mädchen kam, Robert Jordan streckte die Hand aus und tätschelte ihren Kopf. Sie schmiegte sich unter seine Hand wie ein Kätzchen. Dann dachte er, sie würde zu weinen beginnen. Aber ihre Lippen strafften sich wieder, und sie blickte ihn an und lächelte. »Du tätest gut daran, jetzt schlafen zu gehen«, sagte die Frau zu Robert Jordan. »Du hast einen langen Weg hinter dir.«
 »Gut«, sagte Robert Jordan. »Ich hole meine Sachen.«

VII   
    Er lag schlafend im Schlafsack und hatte, wie ihm schien, schon lange geschlafen. Der Schlafsack war auf dem Waldboden ausgebreitet, an der geschützten Seite der Felsen hinter dem Höhleneingang, und im Schlafen wälzte Robert Jordan sich zur Seite, und dabei wälzte er sich auf seine Pistole, die mit einer Schnur am Handgelenk befestigt war und neben ihm unter der Hülle gelegen hatte, als er schlafen ging, Schultern und Rücken müde, die Beine ermattet, die Muskeln von Müdigkeit gespannt, so daß der harte Boden ihm weich erschien; und sich ausstrecken im Schlafsack unter dem Flanellfutter, das allein war voll köstlicher Trägheit. Als er nun aufwachte, wußte er nicht gleich, wo er sei, erinnerte sich, schob die Pistole zurecht und streckte sich behaglich aus, um wieder einzuschlafen, die Hand auf dem Kleiderbündel, das säuberlich um die Schuhe gewickelt war und als Kissen diente. Den einen Arm hatte er um das Kissen gelegt.
 Dann fühlte er eine Hand an seiner Schulter und drehte sich rasch um. Die Finger seiner Rechten umklammerten den Griff der Pistole.
 »Oh, du bist es!« sagte er. Er ließ die Pistole los, streckte beide Arme aus und zog sie zu sich herab. Er fühlte, wie sie zitterte.
 »Komm herein«, sagte er leise. »Es ist kalt.«
 »Nein. Ich darf nicht.«
 »Komm herein«, sagte er. »Wir werden uns später darüber unterhalten.«
 Sie zitterte, und er umklammerte nun mit der einen Hand ihr Handgelenk, und mit dem anderen Arm hielt er sie fest. Sie hatte den Kopf abgewandt.
 »Komm herein, kleines Kaninchen«, sagte er und küßte sie auf den Nacken.
 »Ich fürchte mich.«
 »Nein. Fürchte dich nicht. Komm herein.«
 »Wie?«
 »Schlüpf einfach hierherein. Platz ist genug. Soll ich dir helfen?«
 »Nein«, sagte sie, und dann war sie bei ihm im Schlafsack, und er drückte sie fest an sich und versuchte ihre Lippen zu küssen, und sie drückte ihr Gesicht in das Kleiderbündel, hatte aber beide Arme um seinen Hals gelegt. Dann fühlte er, wie ihre Arme erschlafften, und sie zitterte wieder in seiner Umarmung.
 »Nein«, sagte er und lachte. »Fürchte dich nicht. Das ist die Pistole.« Er hob die Pistole auf und schob sie hinter sich.
 »Ich schäme mich«, sagte sie mit abgewandten Gesicht.
 »Nein. Das darfst du nicht. Hier nicht. Jetzt nicht.«
 »Nein, ich darf nicht. Ich schäme mich, und ich fürchte mich.«
 »Nein, mein Kaninchen. Bitte.«
 »Ich darf nicht. Wenn du mich nicht liebst.«
 »Ich liebe dich.«
 »Ich liebe dich. Oh, ich liebe dich. Leg deine Hand auf meinen Kopf.«
 Sie hatte immer noch das Gesicht in das Kissen vergraben. Er legte die Hand auf ihren Kopf und streichelte sie, dann löste sich plötzlich ihr Gesicht aus dem Kissen, und sie lag in seinen Armen, drückte sich fest an ihn an, ihr Gesicht ruhte an dem seinen, und sie weinte.
 Er hielt sie fest im Arm, er fühlte die Länge des jungen Körpers, er streichelte ihren Kopf, er küßte das salzige Naß ihrer Augen, und während sie weinte, fühlte er unter dem Hemd, das sie trug, die gerundeten, festen, spitzen Brüste. »Ich kann nicht küssen«, sagte sie. »Ich verstehe es nicht.«
 »Du brauchst mich nicht zu küssen.«
 »Doch. Ich muß küssen. Ich muß alles tun.«
 »Du brauchst gar nichts zu tun. Es ist alles gut so. Aber du hast viele Kleider an.«
 »Was soll ich tun?«
 »Ich werde dir helfen.«
 »Ist das besser?«
 »Ja. Viel besser. Ist es nicht besser für dich?«
 »Ja. Viel besser. Und ich darf mit dir gehen, wie Pilar sagt?«
 »Ja.«
 »Aber nicht in ein Heim. Mit dir.«
 »Nein. In ein Heim.«
 »Nein. Nein. Nein. Mit dir, und ich will deine Frau sein.«
 Nun, als sie so

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