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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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hatte ein offenes Gesicht und schielte. »Ein paar Militärautos, wie gewöhnlich. Aber keine Truppenbewegungen, solange ich da war.«
 »Gehst du jeden Abend nach La Granja?« fragte ihn Robert Jordan.
 »Ich oder ein anderer«, sagte Fernando. »Einer geht immer.«
 »Neuigkeiten hören, Tabak und Kleinigkeiten holen«, sagte die Frau.
 »Haben wir Leute dort?« »Ja. Warum nicht? Die Arbeiter im Elektrizitätswerk. Und noch ein paar andere.«
 »Und was gibt es für Neuigkeiten?«
 » Pues nada. Nichts. Im Norden geht es immer noch schlecht. Das ist aber keine Neuigkeit. Im Norden ist es von Anfang an schlecht gegangen.«
 »Hast du etwas aus Segovia gehört?«
 »Nein, hombre. Ich habe nicht gefragt.«
 »Kommst du auch nach Segovia?«
 »Manchmal«, sagte Fernando. »Aber das ist gefährlich. Dort gibt es Kontrollstellen, wo man seine Papiere vorzeigen muß.«
 »Kennst du den Flugplatz?«
 »Nein, hombre. Ich weiß, wo er liegt, aber ich bin nie an ihn herangekommen. Dort wird man immerzu nach Papieren gefragt.«
 »Und hat gestern abend niemand von diesen Flugzeugen gesprochen?«
 »In La Granja? Niemand. Aber heute wird man sicherlich darüber reden. Man hat über die Rundfunkrede von Queipo de Llano geredet. Weiter nichts. Oh, ja. Es scheint, daß die Republik eine Offensive vorbereitet.«
 »Was?«
 »Daß die Republik eine Offensive vorbereitet.«
 »Wo?«
 »Das ist nicht sicher. Vielleicht hier. Vielleicht in einem anderen Teil der Sierra. Hast du davon gehört?«
 »Das sagt man in La Granja?«
 »Ja, hombre. Ich hatte es vergessen. Aber es wird immer so viel von Offensiven geredet.«
 »Woher kommt dieses Gerede?«
 »Woher? Nun, von verschiedenen Leuten. Die Offiziere reden in den Cafés von Segovia und Ávila, und die Kellner hören zu. Schnell verbreiten sich die Gerüchte. Schon seit einiger Zeit ist davon die Rede, daß die Republik in dieser Gegend eine Offensive plant.«
 »Die Republik und nicht die Faschisten?«
 »Die Republik. Wenn es die Faschisten wären, dann würden alle davon wissen. Nein, das soll eine ziemlich umfangreiche Offensive werden. Manche sagen sogar, zwei Offensiven. Die eine hier und die andere über den Alto del León beim Escorial. Hast du was davon gehört?«
 »Was hast du sonst noch gehört?«
  »Nada, hombre. Nichts. Oh, doch. Es wurde davon geredet, daß die Republikaner versuchen werden, die Brücken zu sprengen, wenn sie eine Offensive machen. Aber die Brücken sind bewacht.«
 »Ist das ein Scherz?« sagte Robert Jordan, seinen Kaffee schlürfend.
 »Nein, hombre«, sagte Fernando.
 »Fernando macht keine Scherze«, sagte die Frau. »Unser Pech, daß er's nicht tut.«
 »So«, sagte Robert Jordan. »Ich danke dir für alle die Neuigkeiten. Sonst hast du weiter nichts gehört?«
 »Nein. Es ist immer die Rede davon, daß sie Soldaten schicken wollen, um das Gebirge zu säubern. Es heißt sogar, sie sind schon unterwegs. Sie sind schon von Valladolid abmarschiert. Aber das ist das übliche Gerede. Das soll man gar nicht beachten.«
 »Und du!« sagte Pablos Frau fast böse zu Pablo. »Du mit deinem Geschwätz über Sicherheit!«
 Pablo musterte sie nachdenklich und kratzte sich das Kinn.
 »Du«, sagte er, »du und deine Brücken.«
 »Was für Brücken?« fragte Fernando heiter. »Dumm«, sagte die Frau zu ihm. »Holzkopf. Tonto. Trink noch einen Kaffee und denk nach, ob dir noch eine Neuigkeit einfällt.«
 »Sei nicht böse, Pilar«, sagte Fernando ruhig und heiter. »Man soll sich auch nicht durch Gerüchte erschrecken lassen. Ich habe dir und dem Genossen alles erzählt, was mir einfiel.«
 »Sonst erinnerst du dich an nichts?« fragte Robert Jordan.
 »Nein«, sagte Fernando mit Würde. »Es ist ein Glück, daß ich mich an diese Dinge erinnert habe, weil es doch bloße Gerüchte sind, die ich sonst gar nicht beachte.«
 »Es könnte also noch mehr Gerüchte geben?«
 »Ja. Möglich. Aber ich habe nicht darauf geachtet. Seit einem Jahr höre ich nichts als Gerüchte.«
 Robert Jordan hörte, wie dem Mädchen Maria, die hinter ihm stand, ein rasches, kurzes Lachen entschlüpfte.
 »Erzähl uns doch noch ein Gerücht, Fernandito«, sagte sie, und dann zuckten wieder ihre Schultern.
 »Und wenn ich noch eines wüßte, würde ich es nicht erzählen«, sagte Fernando. »Es ist unter der Würde eines Mannes, auf Gerüchte zu hören und sie zu beachten.«
 »Damit werden wir die Republik retten!« sagte die

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