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Wem die Stunde schlaegt

Wem die Stunde schlaegt

Titel: Wem die Stunde schlaegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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Stück. Aber von denen wurde keiner erschossen.«
 »Was geschah mit ihnen?«
 »Pablo ließ sie mit Dreschflegeln erschlagen und von der Klippe in den Fluß werfen.«
 »Alle zwanzig?«
 »Ich werde es dir erzählen. Es ist nicht so einfach. Und in meinem Leben möchte ich nie wieder so etwas mitansehen wie das Totprügeln auf der Plaza auf der Klippe über dem Fluß. Der Ort steht auf dem hohen Ufer, hoch über dem Fluß, und dort gibt es einen Platz mit einem Springbrunnen und Bänke und große Bäume, damit die Bänke Schatten haben. Die Balkone der Häuser schauen auf die Plaza. Sechs Straßen münden auf die Plaza, und vor den Häusern ist eine Arkade, die führt rund um die Plaza, so daß man im Schatten der Arkade gehen kann, wenn es sehr heiß ist. An drei Seiten der Plaza läuft die Arkade entlang, und an der vierten Seite stehen Bäume, die werfen ihre Schatten auf den Weg, am Rand der Klippe, hoch über dem Fluß. Hundert Meter sind es bis hinunter zum Fluß.
 Pablo hatte das alles organisiert, genauso wie den Angriff auf die Kaserne. Zuerst ließ er die Straßeneingänge mit Ochsenkarren verbarrikadieren, als ob auf dem Platz eine capea stattfinden sollte, ein Amateur-Stierkampf. Die Faschisten saßen alle im Ayuntamiento , im Rathaus, das war das größte Gebäude an der einen Seite der Plaza. Dort war die Wanduhr, und dort in den Häusern unter der Arkade hatten die Faschisten ihren Klub gehabt. Und unter der Arkade auf dem Bürgersteig vor dem Klub hatten sie ihre Stühle stehen und ihre Tische. Dort tranken sie immer – vor der Bewegung – ihre Apéritifs. Es waren Rohrstühle und Rohrtische. Es sah aus wie ein Café, war aber viel eleganter.«
 »Wurden sie ohne Kampf gefangengenommen?«
 »Pablo ließ sie in der Nacht festnehmen, bevor er gegen die Kaserne losging. Aber die Kaserne war schon umzingelt. Sie wurden alle aus ihren Wohnungen geholt, gerade als der Angriff begann. Das war klug. Pablo ist ein Organisator. Sonst hätten sie ihn in der Flanke und im Rücken angegriffen, während er gegen die Kaserne der guardia civil losging.
 Pablo ist sehr klug, aber sehr brutal. Er hatte sich die ganze Sache gut ausgedacht und sie gut arrangiert. Hör zu. Als der Angriff geglückt war und die letzten vier civiles sich ergeben hatten und er sie an der Wand erschossen hatte und wir Kaffee getrunken hatten in dem Café, das immer zuerst in der Frühe aufmacht, an der Ecke, von welcher der Früh-Bus abgeht, da machte er sich daran, die Plaza zu organisieren. Eine Menge Ochsenkarren wurden herangeschoben, genau wie für eine capea, nur die eine Seite, die nach dem Fluß ging, die wurde nicht verbarrikadiert, die blieb offen. Dann befahl Pablo dem Pfarrer, den Faschisten die Beichte abzunehmen und ihnen die nötigen Sakramente zu erteilen.« »Wo geschah das?«
 »Im Ayuntamiento , wie ich schon sagte. Draußen standen eine Menge Menschen, und während sich drinnen die Sache mit dem Pfarrer abspielte, ging es draußen etwas heiter zu, und einige machten ordinäre Witze, aber die meisten waren sehr ernst und respektvoll. Die, die Witze machten, das waren die, die schon betrunken waren von der Feier des Sieges, und das waren Taugenichtse, die sich bei jeder Gelegenheit betrunken hätten.
 Während der Pfarrer mit seinen Pflichten beschäftigt war, stellte Pablo die Leute auf der Plaza in zwei Reihen auf.
 Er stellte sie in zwei Reihen auf, so wie man die Leute beim Tauziehen aufstellt, oder wie sie in den Straßen einer Stadt stehen, um einem Radrennen zuzuschauen, so daß gerade genug Platz zwischen ihnen ist, daß die Radfahrer durchkönnen, oder wie die Menschen dastehen, wenn ein Heiligenbild in einer Prozession vorübergetragen wird. Zwei Meter breit war der Abstand zwischen den beiden Reihen, und sie reichten von der Tür des Ayuntamiento quer über die Plaza bis zum Rand der Klippe, so daß einer, der aus der Tür des Ayuntamiento kam und über die Plaza blickte, zwei dichte Menschenreihen sah, die dastanden und warteten...
 Sie waren mit Dreschflegeln bewaffnet, mit denen man das Korn ausdrischt, und sie standen eine gute Dreschflegellänge voneinander entfernt. Nicht alle hatten Dreschflegel, denn man hatte nicht genug Dreschflegel auftreiben können. Aber die meisten hatten welche aus dem Laden des Don Guillermo Martín, der ein Faschist war und alle möglichen landwirtschaftlichen Geräte verkaufte. Und die, die keine Dreschflegel hatten, hatten schwere Hirtenknüppel und Ochsenziemer,

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