Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
sie immer noch wollen, oder sich von ihr abwenden?
Schließlich führte sie ihn seit Monaten schrecklich an der Nase
herum; bereitete ihm sowohl körperliche als auch seelische Qualen.
Ravenna schob den
unliebsamen Gedanken beiseite. Es half alles nichts. Es kommt wie es
kommt, oder auch anders. Planen konnte sie es ohnehin nicht. Sie nahm
sich vor, solange wie möglich Widerstand zu leisten. So Gott will,
würde sich vielleicht schon in den nächsten Tagen eine neue Lösung
für sie auftun. Sie dachte kurz an ihren Vater und bat auch ihn ihr
zu helfen! Danach zog sie sich an, schminkte sich und ging nach unten
in die Küche. Ein Berg voller Arbeit wartete heute auf sie.
Nach dem Frühstück fuhr
sie mit Architekt Fielding und den beiden Küchenmädchen Beth und
Kate in das nahegelegene Städtchen Stratford-upon-Avon. Fielding
wollte Maurer, Zimmerleute und Schmiede für das Bauprojekt
„Wasserklosett“ engagieren und die anstehenden Arbeiten mit ihnen
besprechen. Die Küchenmädchen würden auf dem Markt einkaufen,
während Ravenna die liegengebliebene Post und die Wasserklosetts vom
Lagerhaus am Kanal abholen würde. Zum Mittagessen wollten sich alle
in der Schenke des alten O'Brian treffen. Während der gesamten Fahrt
schäkerten die beiden Küchenmädchen mit dem höchst geselligen
Architekten. Ravenna und William, der die Kutsche fuhr, tauschten
wissende Blicke. Eine der beiden würde heute Abend versuchen, das
Bett des Architekten zu wärmen.
Es war später Nachmittag
geworden, als sie schließlich wieder auf Manor Garden eintrafen.
Ravenna ließ William die bruchempfindlichen Klosett-Schüsseln aus
grobem Porzellan in einem der Geräteschuppen verstauen.
Als Ravenna die Küche
betrat, sprang ihre sonst so ruhige Eliza hastig auf und machte sich
eilig am Herd zu schaffen. Ravenna schaute sich verwundert um. Am
Tisch saß Johann, den Kopf tief gesenkt, damit man sein Schmunzeln
nicht sehen konnte. Auf dem Tisch standen sich zwei Teetassen
gegenüber.
Ravennas Blick wanderte
verwundert zwischen dem betagten Butler und ihrer Kinderfrau hin und
her. Hatte sie in den vergangenen Tagen und Wochen etwas nicht
mitbekommen? Sie tat so, als ob ihr nichts aufgefallen sei und bat
Eliza ihr ebenfalls eine Tasse Tee zuzubereiten.
Müde warf sie sich auf
einen der Stühle und streckte ihre langen Beine von sich. Was würde
sie jetzt für ein heißes Bad geben!
„Na, wie lief es heute
auf Manor Garden?“ fragte Ravenna. Ohne einen Namen zu nennen,
wussten alle Anwesenden, was sie wissen wollte.
„Seit der Duke hier
ist, hält sich der Teufel zurück,“ brummte Johann. Er schlürfte
seinen Tee und vermied es dabei Eliza anzusehen.
„Irgendetwas was ich
sonst noch wissen müsste?“ fragte sie in die Runde.
„Count Cunningham sucht
händeringend nach Euch!“ Ravenna schluckte. Oh je, den hatte sie
völlig vergessen.
„Was will er denn?“
fragte sie vorsichtig. Johann zuckte ahnungslos die Schultern. „Das
hat er nicht gesagt!“ Ravenna beschloss dem Count großräumig aus
dem Weg zu gehen.
„Sonst noch etwas?“
„Der Duke wünscht Euch
zu sprechen, sobald Ihr zurück seid!“
„Wo ist er?“ fragte
Ravenna.
„Im Bett!“
„Im Bett. Um diese
Zeit?“
„Er hat letzte Nacht zu
viel getrunken. Ihm brummt der Schädel!“ sagte Eliza. Ravenna
schaute zu Johann. Dieser blinzelte wissend und feixte: „Seinem
Gang nach zu urteilen, hat er den Schädel dann aber zwischen den
Beinen......!“ Ravenna drehte sich weg, damit man nicht sah, wie
sie heftig errötete.
Da sie auf keinen Fall
Charles oder Moira Cunningham in die Arme laufen wollte, schlich sie
leise und vorsichtig in ihr Zimmer. Sie schloss die Tür hinter sich
und drehte den Schlüssel zweimal um. Vorsichtig ging sie zur
Badezimmertür, um zu sehen, ob diese noch immer gut verschlossen
war. Erleichtert ging sie weiter zur Verbindungstür und blieb wie
angewurzelt stehen. Sie hörte die laute Stimme von Moira Cunningham.
Neugierig trat sie einen Schritt näher.
„..........weist mich
nicht schon wieder zurück, Nicolas. Ich ertrage das nicht mehr. Ich
flehe Euch an! Ich liebe Euch, seit ich Euch das erste Mal gesehen
habe!“ Ihre Stimme brach ab, als ob sie von Tränen erstickt würde.
„Ihr wisst nicht durch welche Höllenqualen ich gegangen bin, als
Ihr Mary statt mich erwählt habt! Ich war blind vor Eifersucht auf
meine eigene Schwester!“ Das Flehen in ihrer Stimme war
unüberhörbar.
Das passt so gar nicht zu
dem harten Biest,
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