Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
etwas bis er mit heiserer Stimme fragte: „Gibt
es eine Alternative?“
Pennygram dachte nach.
Nach einer Weile kniff er die Lippen zusammen und sagte etwas
skeptisch: „Vielleicht gäbe es da eine Möglichkeit. Unsere
Gefängnisse sind hoffnungslos überfüllt. Viele der Gefangenen
werden zur Zeit als Strafarbeiter in die neuen Kolonien abgeschoben.
Ausgenommen davon sind nur Mörder!“
„Sie werden
...verkauft?“ fragte der Duke nüchtern.
„Man nennt sie
Strafarbeiter auf Zeit. Das heißt, sie werden an einen Farmer,
Fabrikbesitzer oder wer auch immer eine Arbeitskraft benötigt,
verliehen! Dieser Jemand verpflichtet sich im Gegenzug den
Strafarbeiter ordentlich unterzubringen, zu verpflegen und - naja,
gut zu behandeln. Er kann aber während dieser sieben Jahre die
Arbeitskraft des Gefangenen für sich nutzen!“
„Moderne Sklaverei?“
Der Blick des Dukes verdüsterte sich.
„Wenn Ihr so wollt, ja.
Aber ich kenne bislang keinen Gefangenen, der dieses Angebot
ausgeschlagen hätte. Keine harte Arbeit unter freiem Himmel kann so
schlimm sein wie ein paar Jahre in Newgate oder der Galgen!“
„Wie viel würde es
mich kosten, diese Gefangene für meine Plantage auf Jamaika …äh...
zu leihen?“
„Das geht nicht so
einfach, Mylord. Ihr müsst........!“ Pennygram hielt abrupt inne,
als er sah wie der Duke mit den vier Schuldscheinen seines Sohnes
wedelte.
„Das reicht nicht aus.
Ihr müsst mindestens noch tausend Pfund drauflegen!“ sagte
Pennygram bestimmt.
„Tausend Pfund?
Pennygram! - Das arbeitet kein Mensch in sieben Jahren ab!“
„Seht es mal so,
Mylord: Nur bei einem wirklich überaus großzügigen Angebot kann
ich sicherstellen, dass Ihr den vorzeitigen und exklusiven Zuschlag
für diese Strafgefangene erhaltet!“
Kapitel
30
Ravenna schlug die Augen
auf und sah in das lächelnde Gesucht von Eliza. Ich träume nur,
dachte sie und schloss schnell wieder ihre Augen. Doch als sie sie
erneut öffnete, saß Eliza immer noch lächelnd neben ihrem Bett.
Ravenna schaute sich unsicher um. Sie war in ihrem Zimmer im Haus in
der Regent Street. Egal wie lange sie ihre Augen geöffnet hielt –
diese feuchtkalten und grausamen Kellerwände, die sie die
vergangenen Tage so oft verflucht hatte, blieben verschwunden.
„Ich träume doch
nicht, Eliza, oder? Bitte sag' mir, dass ich nicht träume!“ Elizas
Lächeln wurde breiter.
„Nein, du träumst
nicht. Du bist tatsächlich hier in der Regent Street. Der Duke hat
dich vor drei Tagen aus diesem unsäglichen Loch befreit!“ sagte
Eliza zufrieden.
„Vor drei Tagen schon?“
„Du warst völlig
erschöpft, verdreckt, unterkühlt und halb verdurstet. Wir haben
dich gebadet und aufgepäppelt. Seitdem sitze ich hier an deinem
Bett!“ Ravenna wurde schwindelig. „Ihr habt mich gebadet?“
fragte sie mit zaghafter Stimme. Eliza nickte bestätigend. In
Ravennas Augen standen zwei unausgesprochene Fragen. Eliza nickte
abermals:
„Er weiß, dass du
Ravenna Sinclair bist und er weiß auch von seinem Kind!“ Ravenna
schloss die Augen, sie wagte kaum die nächste Frage zu stellen.
„Und wie hat er
reagiert?“ Eliza zuckte nur mit den Schultern. „Er hat Himmel und
Hölle in Bewegung gesetzt, um dich da rauszuholen!“
„Ich
meine, wie hat er reagiert als er erfuhr, dass ich eine Frau - und
schwanger bin!“
„Mir gegenüber hat er
sich nichts anmerken lassen. Ich fürchte aber, dass das eine
persönliche Sache zwischen dir und ihm sein wird!“ sagte Eliza mit
einem Gesicht, dass nicht allzu Gutes verhieß. Ravenna wußte
Bescheid: Das Schlimmste stand ihr also noch bevor.
„Wie hat er es
geschafft, mich da rauszuholen?“ Nach mehreren Versuchen gelang es
ihr endlich sich aufzusetzen.
„Hm, er hat dich
freigekauft?“
„Freigekauft?“ fragte
Ravenna überrascht. „Für wieviel?“
Eliza biss sich auf die
Lippen. Sie wußte nicht, ob sie es Ravenna sagen durfte, denn diese
Information hatte sie von Johann bekommen.
„Für sehr viel Geld!“
sagte sie deshalb nur.
„Eliza!“
„Frag' den Duke!“
„Seit wann kann man
Gefangene freikaufen?“
„Wäre dir die
Todesstrafe lieber gewesen?“
„Die Todesstrafe!“
rief Ravenna entsetzt. „Ich habe doch nur.....!“
„.....Urkundenfälschung,
Verletzung des Ständewesens, versuchte Aneignung von Land und
Adelstitel begangen!“ schnaufte Eliza laut.
„Wie konnte er mich vor
der Todesstrafe bewahren?“ Ihre Stimme war nur ein entsetztes
Flüstern.
„Er hat die
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