Wen das Feuer verbrennt (German Edition)
einzige
Alternative akzeptiert: Deine Deportation in eine Strafkolonie!“
„Ich werde deportiert!“
Ravenna wich alles Blut aus dem Gesicht. Das wurde ja immer
schlimmer.
„Offiziell ja. Aber da
er dich nicht erst in Jamaika auf einer Auktion im Hafen kaufen
wollte, hat er das Verfahren mit ziemlich viel Geld abgekürzt. Du
gehörst jetzt dem Duke. Für sieben Arbeitsjahre!“ Ravenna fiel
fassungslos in ihre Kissen. Sie brachte kein einziges Wort mehr
heraus. Erst eine ganze Weile später gelang es ihr das Undenkbare in
Worte zu fassen.
„Bin ich jetzt etwa
seine - Sklavin?“ Sie spie das Wort geradezu heraus. Eliza holte
tief Luft und hätte es gerne für Ravenna schöngeredet, aber da gab
es nichts schönzureden. „So wie es aussieht – ja!“
Ravenna schlug entsetzt
die Hände vors Gesicht. Sie hatte zwar im Kerker gelobt jede Strafe
anzunehmen, die der Duke ihr auferlegen würde - aber war das jetzt
nicht ein bisschen sehr hart? Sieben Jahre dem Duke dienen? Ihm auf
Verdeih und Verderb ausgeliefert zu sein. Das war eine verdammt lange
Zeit! Und als was würde sie ihm wohl dienen müssen? Als Verwalter,
als Küchenmädchen oder als Mätresse?
„Alles ist besser als
die Todesstrafe!“ ermahnte Eliza sie sanft. „Der Duke ist kein
Unmensch. Und vergiss nicht, du trägst sein Kind unter dem Herzen!“
Ravenna war mulmig zumute
und sie fürchtete sich sehr vor dem ersten Zusammentreffen mit dem
Duke, nach so vielen Wochen.
„Ist er da?“ fragte
sie flüsternd.
„Nein, er ist zur Zeit
am königlichen Hof!“
„Was macht er denn da?“
fragte Ravenna erstaunt.
„König George und
Königin Sophie Charlotte haben den Zeitungsartikel über das
Wasserklosett gelesen und den Duke zu sich eingeladen. So wie es
aussieht, sind sie wohl so begeistert von dieser Erfindung, dass sie
den Buckingham Palace damit ausstatten wollen!“
„Oh, das dürfte den
Duke aber sehr freuen!“ sagte Ravenna und hoffte insgeheim, dass
dieses große Geschäft ihn ihr gegenüber etwas gnädiger stimmen
würde.
„Wohl eher nicht. Er
ist aufs Äußerste gereizt. Der König und die Königin haben sehr
großen Gefallen an Mylord gefunden und zwingen ihn seit Tagen am
Hofleben teilzunehmen. Johann sagt, der Duke ist fürchterlich
gelaunt. Er käme sich vor wie ein exotisches Tier, das alle begaffen
würden. Dabei verabscheut er alles was mit dem Hof zu tun hat: Das
Zeremoniell, die Soirees, den Smalltalk und vor allem das Interesse,
das ihm von allen Seiten entgegengebracht wird. Die Hofdamen scheinen
ihn besonders zu mögen. Der Duke will so schnell wie möglich zurück
nach Manor Garden!“
Ja, das klang ganz nach
dem Duke, den Ravenna kannte. Nach ihrem Duke. Sie seufzte
wehmütig. Sie hatte ihn schon so lange nicht mehr gesehen. Sie
konnte sich lebhaft vorstellen, wie seine kraftstrotzende Erscheinung
auf die Hofdamen wirken musste. Mit seinem gebräunten Gesicht,
seiner gesunden und vibrierenden Ausstrahlung, musste er den Hofdamen
vorkommen wie ein feuriger Hengst unter Wallachen. Und jede würde
ihn gerne reiten wollen...... Ravenna merkte, wie die Eifersucht in
ihr hochkroch. Warum nur hatte sie den Duke nicht unter normalen
Umständen kennen- und liebenlernen dürfen? Sie seufzte erneut.
„Um wie viel Uhr kommt
der Duke zurück?“ fragte Ravenna nervös.
„Selten vor
Mitternacht. Mach dir keine Sorgen, Ravenna. Alles wird gut. Ich
mach' dir jetzt erst einmal eine feine Hühnersuppe. Damit kommst du
wieder schnell zu Kräften - und die Welt sieht gleich ganz anders
aus!“ Eliza tätschelte liebevoll Ravennas Wange bevor sie sich auf
den Weg in die Küche machte.
Kapitel
31
Ravenna lag seit Stunden
wach. Sie hatte mit Hochgenuss die leckere Hühnersuppe von Eliza
gegessen, brav ein Glas warme Milch mit Honig getrunken und dennoch
konnte sie nicht einschlafen. Bei jedem Geräusch schreckte sie auf
und dachte es sei der Duke. Die Uhr hatte bereits Mitternacht
geschlagen und Ravenna bekam trotzdem kein Auge zu. Sie war innerlich
so angespannt und nervös, dass sie bereits einen völlig trockenen
Mund hatte.
Gegen ein Uhr hörte sie
ihn endlich heimkehren. Gespannt lag sie da und lauschte angestrengt
den zwei murmelnden Männerstimmen. Eine davon gehörte dem Duke, die
andere vermutlich Webbster, dem Kutscher. Nach einer schieren
Ewigkeit hörte Ravenna den Duke die Treppe nach oben laufen. Seine
Schritte führten ihn direkt in sein Zimmer. Kurz darauf ging er ins
Badezimmer und kehrte nach einigen Minuten
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