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Wen das Grab ruft

Wen das Grab ruft

Titel: Wen das Grab ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ellen wollte sie beruhigen, als sie andere Laute vernahm. Schritte…
    So gleichmäßig klangen sie, als würde eine Maschine gehen. Auf den Knien rutschte die Frau zurück, da sie wusste, dass es keine Maschine war, die in das Haus kam. Es war das Monstrum mit der Stimme ihres Mannes.
    Dass Ellens Strumpfhose dabei zerfetzt wurde, kümmerte sie nicht. Sie wollte nur lebend aus diesem Inferno heraus, und sah, da sie den Blick nicht von der Tür ließ, auch den Schatten, der sich an dem Rechteck vorbeischob. Es war der Unheimliche.
    Da auf seinem Kopf der alte Stahlhelm saß, wirkte der Schädel wie ein plattes Ei, und der Unheimliche schaute überhaupt nicht in die Küche herein, sondern ging weiter durch den Flur, wobei er schon bald die Treppe erreicht haben musste.
    Würde er noch eine Granate werfen? Ellen zitterte vor Angst. Sie war dabei sehr nahe an ihre beiden Söhne herangerückt, hatte die Arme ausgebreitet und diese um die Schultern der Kinder gelegt. Die Jungen sollten wenigstens die Wärme spüren, die ihre Mutter ihnen gab, auch wenn sie ein Zittern nicht unterdrücken konnte.
    »Mummy?« jammerte Kevin. »Wer war das?«
    »Ein böser Mann.«
    »Aber er hatte so ein Gesicht…«
    »Nicht reden jetzt, mein Liebling. Bitte, sag keinen Ton. Wir wollen doch rauskommen, nicht?«
    Kevin nickte, während sich sein Bruder die Tränen aus den Augen wischte. Anschließend lauschten beide den wuchtigen Stiefeltritten, die bereits auf der Treppe zu hören waren. Das Monstrum ging nach oben. Jedes Klopfen hörte sich so zielstrebig an, als wüsste der andere genau, wohin er zu gehen hatte.
    Natürlich wusste er das, dachte Ellen. Schließlich war er hier zu Hause, auch wenn er so verändert und grausam aussah. Es fiel Ellen schwer, klar und logisch zu überlegen, aber sie sah ein, dass ihr der andere eine Chance geboten hatte. Wenn er sich in der oberen Etage aufhielt, musste es ihr und den Jungen gelingen, zu fliehen. Vorausgesetzt, er kam nicht wieder herunter. Daran wollte sie in diesen Augenblicken nicht denken.
    »Los wir müssen weg!« flüsterte Ellen ihren beiden Söhnen zu. »Haltet euch an den Händen und bleibt immer hinter mir - okay?«
    »Ja, ja, Mummy.« Die Kinder umklammerten sich gegenseitig. Es war die Angst, die sie so handeln ließ.
    Ellen ging vor. Ihren linken Arm drückte sie dabei nach hinten, so dass Frank Bescheid wusste und die Hand seiner Mutter nahm. Hintereinander gingen sie auf die Tür zu, die krumm in den Angeln hing und mit der rechten unteren Kante den Boden berührte. Ellen Long besaß trotz ihrer Angst noch die Nerven, nichts zu überstürzen. Sie schaute vorsichtig in den Flur, durch den dicke Staubwolken trieben. Trotzdem konnte Ellen erkennen, welche Zerstörungen die Detonation der Handgranate angerichtet hatte. In der Wand nahe der Treppe befand sich ein Loch. Dort hatte auch ein Bild gehangen. Auch die unteren Stufen der Treppe hatten einiges mitbekommen. Sie waren durch umherfliegende Splitter zerstört worden und sahen aus wie hölzerne Fragmente. Weiter oben war die Treppe in Ordnung.
    Aus der oberen Etage hörten die drei keine Geräusche mehr. Der Unheimliche verhielt sich still. Frank hüstelte leicht. Auf seinem und auf den Gesichtern der anderen beiden lag längst eine Staubschicht. Noch immer wunderte sich Ellen über ihre Ruhe. Ihre Gesichtszüge waren angespannt, als sie zur Ausgangstür hinschaute und ihren beiden Söhnen zunickte.
    Die nächsten Schritte legten sie schneller zurück, traten über die Schwelle, erreichten die Stufen und liefen durch den Vorgarten. Plötzlich wurde Ellen schnell. Die Angst, doch noch erwischt zu werden, ließ sie rascher laufen. Nur möglichst viele Yards zwischen sich und das verfluchte Haus bringen!
    Obwohl die Detonation der Granate einen großen Lärm verursacht hatte, waren andere Nachbarn nicht aus ihren Häusern gelaufen. Vielleicht saßen die Menschen alle vor den Glotzkisten und hatten diese so laut gestellt, dass sie auf nichts anderes achteten.
    Bis zur Straßenmitte lief Ellen Long mit ihren beiden Söhnen, blieb dort stehen und drehte sich um, weil sie noch einmal das Haus sehen wollte.
    »Mummy, warum gehen wir nicht weiter?« fragte Frank.
    »Gleich, Kleiner, gleich…«
    Noch immer quollen Staubwolken durch die Tür. Sie waren dünner geworden, und die Frau erkannte, dass in der oberen Etage jemand das Licht eingeschaltet hatte.
    Sie war es nicht gewesen, demnach kam nur der Unheimliche in Betracht. Ellen Long

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