Wen das Grab ruft
John nur dort.«
Auch Bill schaute hin. Für eine Weile schwiegen sie und schauten zu, wie der Wind über den Buckel strich und das darauf wachsende Gras kämmte. Beide Männer versuchten herauszufinden, ob in der Nähe eine fremde Kraft lauerte, doch sie verspürten nichts.
»Lass uns einmal um den Hügel herumgehen«, schlug Bill vor.
»Vielleicht finden wir an irgendeiner Seite einen Einstieg.«
Damit war Suko einverstanden. Die beiden Freunde trennten sich und würden wieder an der Stelle zusammentreffen, wo sie zuvor gestanden. Bill Conolly ging nach rechts, und er ließ seinen Blick nicht nur über den langsam vorbeiziehenden Hügelhang gleiten, sondern schaute auch zu Boden, da er sich gut vorstellen konnte, Fußspuren zu finden. Er nahm den etwas fauligen Geruch des Grases wahr, sah die Feuchtigkeit, die sich zwischen die einzelnen Halme gesetzt hatte, und auch das helle Blinken. Zuerst hatte es der Reporter für einen Lichtreflex gehalten, bis er näher kam und erkannte, was dort tatsächlich auf dem Boden lag. Es war das Kreuz!
Für einen Moment wollte es der Reporter kaum glauben, bis er sich bückte und den Gegenstand aufhob. Für einen Moment stand er starr, schaute auf Johns Talisman und spürte dabei, wie ihn ein Zittern überkam. Aus seinem Gesicht entwich die Farbe. Er hatte das Kreuz auf dem flachen Handteller liegen, starrte es an und merkte, dass sich in seinem Kopf die Gedanken überschlugen.
Einer jedoch kristallisierte sich hervor. John Sinclair hatte diese für ihn so wichtige Waffe bestimmt nicht freiwillig abgegeben. Bill sah auch, dass die beiden magischen Dreiecke auf dem Kreuz verschwunden waren. Eine Tat der großen Dämonin Lilith, mit der John Sinclair in letzter Zeit aneinander geraten war und die sein Kreuz hatte manipulieren wollen. Obwohl die Dreiecke fehlten, besaß es nach wie vor seine Kraft, denn gegen die Macht der vier Erzengel war Lilith nun doch nicht angekommen. Was war hier passiert?
Bill kam nicht einmal der Gedanke, nach Suko zu rufen, er ging in Trance weiter und fand bereits nach dem zweiten Schritt die nächste Waffe. Sie hob sich dunkel vom Untergrund ab. Es war die Beretta!
Bill hob sie auf. Noch in gebückter Haltung befand er sich, als er die magische Kreide entdeckte. Sie lag in Reichweite der Beretta, und der Reporter nahm sie ebenfalls an sich. Jetzt war er völlig perplex. Der Reporter konnte sich nicht vorstellen, was dies zu bedeuten hatte. Eines war allerdings sicher und stand für ihn fest. Man musste John Sinclair auf hinterlistige Art und Weise überwältigt haben. Die Warnungen des Pete Olson fielen ihm wieder ein. Bisher hatte immer das Grab gesiegt. Die Spuren, die Bill gefunden hatte, wiesen darauf hin, dass dies fortgesetzt wurde.
Das Grab hatte gewonnen…
Der Reporter erschrak, als neben ihm ein Schatten erschien und ihn auch berührte. Suko war gekommen. Langsam drehte sich Bill um. Er hatte dabei die Arme ausgestreckt. Die Waffen des Geisterjägers lagen auf seinen Händen, und im Gesicht des Mannes rührte sich nichts. Auch Suko schwieg. Er schaute die Waffen an, danach Bill und blickte wieder auf Beretta, Kreuz und die magische Kreide. Dann fragte er leise.
»Du hast sie gefunden?«
»Ja.«
»Und wo?«
»Hier am Boden liegend.« Bill hob die Schultern. »Ich wäre fast darüber gestolpert.«
Suko nickte. Sein Gesicht wurde hart. Der Mund war nur mehr ein Strich. Er schaute auf das Grab und bekam eine Gänsehaut. Bill sprach aus, was der Chinese dachte. Und die Stimme des Reporters klang verdammt rauh. »Wir werden John bestimmt dort finden. Diesmal scheint das Grab wieder gewonnen zu haben.«
»Noch ist nichts bewiesen.«
Der Reporter lachte über die Antwort seines Freundes. »Kannst du dir eine andere Lösung vorstellen?«
»Lass uns nachschauen.«
Bill steckte die Waffen weg. Er sagte keinen Ton, als er neben Suko herging, und die beiden sich daran begaben, den Hügel zu erklettern. Auf dem rutschigen Boden hatten sie ihre Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu bewahren. Sie atmeten auf, als sie schließlich auf der Kuppe standen und ihre Körper gegen den starken Wind stemmten. Für die düstere Landschaft besaßen sie keinen Blick. Vielmehr interessierte sie das, was vor ihren Füßen lag. Es war eine Öffnung, der Einstieg ins Grab. Viereckig, fast wie mit dem Rasiermesser abgetrennt, und beide senkten die Köpfe, um in die Tiefe schauen zu können. Im Innern des Hügelgrabes erkannten sie nichts. Die Schwärze deckte
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