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Wen der Rabe ruft (German Edition)

Wen der Rabe ruft (German Edition)

Titel: Wen der Rabe ruft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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wiederaufstehen würde, dann mussten sie dafür sorgen, dass sein Körper unversehrt blieb.«
    »Aber warum dann auch noch die Berge?«, beharrte Blue. »Warum liegt er nicht direkt an der Küste?«
    Das schien Gansey an etwas zu erinnern, denn statt ihr zu antworten, wandte er sich an Adam. »Ich habe Malory wegen des Rituals angerufen und gefragt, ob er es ausprobiert hat. Er glaubt nicht, dass man es einfach irgendwo auf der Ley-Linie durchführen kann. Er meinte, man muss sich dazu wahrscheinlich in ihrem ›Herzen‹ befinden, also da, wo die Energie am stärksten ist. Ich schätze, so was müsste in etwa auch auf den Ort zutreffen, an dem Glendower liegt.«
    Adam wandte sich zu Blue um. »Wie ist das mit deiner Energie?«
    Die Frage überraschte sie. »Was?«
    »Du hast doch gesagt, dass du für andere Wahrsager alles lauter machst«, sagte Adam. »Geht es dabei um Energie?«
    Blue war lächerlich glücklich darüber, dass er sich daran erinnerte, und ebenso lächerlich glücklich, dass er sich an sie gewendet hatte und nicht an Gansey, der gerade nach den Mücken vor seinem Gesicht schlug, und darauf wartete, was sie sagen würde.
    »Ja«, erwiderte sie. »Ich glaube, ich mache alles, was Energie benötigt, stärker. Ich bin so was wie eine wandelnde Batterie.«
    »Du bist der Tisch bei Starbucks, an dem jeder sitzen will«, murmelte Gansey und ging weiter.
    Blue blinzelte. »Was?«
    »Der an der Steckdose«, rief Gansey ihr über die Schulter zu. Er drückte das Messgerät an einen Baum und betrachtete beides voller Interesse.
    Adam warf Blue einen Blick zu und schüttelte den Kopf. Dann wandte er sich an Gansey: »Worauf ich damit hinauswollte, ist, dass sie eventuell einen gewöhnlichen Teil der Ley-Linie in einen geeigneten Ort für das Ritual umwandeln könnte. Warte mal, willst du jetzt etwa in den Wald? Was ist mit Helen?«
    »Die zwei Sekunden sind noch nicht um«, erwiderte Gansey, was ja nun ganz offensichtlich nicht stimmte. »Das mit der Energie ist eine interessante Idee. Obwohl – gibt es auch Sachen, die deine Batterie leer saugen? Außer Gespräche über Prostitution, meine ich?«
    Sie würdigte diesen Kommentar nicht sofort einer Antwort. Stattdessen dachte sie darüber nach, wie ihre Mutter gesagt hatte, dass man vor Toten keine Angst zu haben brauchte, und wie skeptisch Neeve gewirkt hatte. Die Kirchenwache hatte ihr eindeutig irgendetwas geraubt, also gab es vielleicht auch noch schlimmere Folgen, die ihr bislang nicht aufgefallen waren.
    »Tja, das ist interessant«, bemerkte Gansey. Er stand breitbeinig über einem winzigen Bächlein direkt am Waldrand, nicht viel mehr als ein kleines Rinnsal, das aus einer unterirdischen Quelle hochsprudelte und das Gras durchflutete. Ganseys Aufmerksamkeit war ganz und gar auf das Messgerät gerichtet, das er direkt über das Wasser hielt. Die Nadel war voll ausgeschlagen.
    »Helen«, mahnte Adam. Ronan hatte sich wieder zu ihnen gesellt und beide Jungen blickten zum Helikopter hinüber.
    »Ich habe gesagt: ›Das ist interessant‹«, wiederholte Gansey.
    »Und ich habe ›Helen‹ gesagt.«
    »Nur noch ein paar Meter.«
    »Sie wird echt sauer sein.«
    Ganseys Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes und Blue war sofort klar, dass Adam dagegen nichts würde ausrichten können.
    »Ich meine ja nur«, seufzte Adam.
    Der Bach floss träge zwischen zwei Hartriegelsträuchern mit schuppiger Rinde hervor. Gansey ging los und sie folgten dem Rinnsal in den Wald. Sofort fiel die Temperatur um einige Grad. Blue war gar nicht aufgefallen, wie viel Lärm die Insekten auf der Wiese veranstaltet hatten, bis plötzlich nur noch hier und da ein bisschen Vogelgezwitscher zwischen den Bäumen zu hören war. Der Wald war wunderschön und sehr alt, lauter massive Eichen und Eschen, die zwischen dicken, gesprungenen Felsen wurzelten. Farne sprossen zwischen den Steinen und die Baumstämme waren mit samtig grünem Moos bedeckt. Die Luft selbst war vom Duft grüner, wachsender und plätschernder Dinge erfüllt. Die Sonne schien golden durch die Blätter. Alles war lebendig, so lebendig.
    Sie atmete ein. »Ist das schön.«
    Die Bemerkung war für Adam bestimmt gewesen, nicht für Gansey, aber sie sah, wie dieser sich über die Schulter zu ihr umblickte. Ronan neben ihm war eigenartig stumm und seine Haltung hatte etwas Defensives an sich.
    »Was suchen wir hier überhaupt?«, fragte Adam.
    Wie ein Bluthund folgte Gansey dem Messgerät den Bach entlang. Dieser war

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