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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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dass sie ihr eher schaden als nützen würde, wenn sie sie noch länger vom Schlafen abhielte.
    Und sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil ihr bei dem Wortwechsel mit ihremVater die Nerven durchgegangen waren, noch
mehr aber wegen ihres Gefühlsausbruchs am Krankenbett. Das war das Letzte, was ihre Mutter jetzt gebrauchen konnte.
    »Hier bin ich«, kam Kits Antwort aus der Küche. Das Haus war warm von der Hitze des Tages, und es duftete verlockend nach Hefeteig und Gewürzen. Pizza.
    Nachdem sie Geordie noch einmal hinter den Ohren gekrault hatte, folgte sie ihrer Nase. Kit stand am Kühlschrank und inspizierte den Inhalt, als suchte er nach einem vergrabenen Schatz.
    »Wo sind denn die anderen?«, fragte Gemma.
    »Ich dachte, wir hätten noch mehr Milch«, murmelte Kit. Dann machte er den Kühlschrank zu und wandte sich zu ihr um. »Wes musste los.Toby ist im Wohnzimmer und schaut einen Trickfilm an. Ich hab ihm gesagt, wenn er mit den Hausaufgaben fertig ist, darf er ein bisschen fernsehen. Duncan hat angerufen; er sagt, er wäre aufgehalten worden – er hat versucht, dich anzurufen, aber dein Handy war aus.«
    »Oh, verdammt.« Gemma fiel siedend heiß ein, dass sie ihr Handy im Krankenhaus ausgeschaltet und vergessen hatte, es wieder einzuschalten. »Hat er gesagt, worum es ging?«
    »Nee, nur dass er’s später noch mal versuchen würde. Willst du ein Stück Pizza?«, fragte Kit. »Es ist Fertigpizza aus dem Tiefkühlfach.«
    »Oh, Kit.« Heute kam sie anscheinend aus dem Zerknirschtsein gar nicht mehr heraus. Sie hatte die Kinder sich selbst überlassen, und ihre eigenen Sorgen hatten sie so sehr in Anspruch genommen, dass sie gar nicht auf den Gedanken gekommen war, zwischendurch einmal anzurufen. »Es tut mir so leid.Wir muten dir so viel zu, und nie beklagst du dich.« Spontan ging sie auf ihn zu, schlang ihm die Arme um die Schultern und drückte ihn an sich.
    Die Art, wie er gleich den Kopf einzog, erinnerte sie an Toby, aber er lächelte immerhin. »Ist schon okay«, versicherte er ihr. »Wirklich. Das macht mir nichts aus.«

    Gemma ließ von ihm ab, ehe er vor Verlegenheit im Boden versank, doch sie konnte derVersuchung nicht widerstehen, ihm durch die Haare zu streichen.
    »Lass das«, sagte er und wich ihr grinsend aus. »Toby und ich wollten noch mal mit den Hunden rausgehen, bevor es dunkel wird. Hast du Lust, mitzukommen?«
    Gemma zögerte und schüttelte dann den Kopf. »Hm – nein, danke. Ich glaube, ich bleibe lieber hier und probiere ein bisschen von deiner Pizza.«
    Während Kit die Hundeleinen holte, ging sie ins Wohnzimmer zu Toby. Während sie ihren sich sträubenden Sohn knuddelte und herzte, schaltete sie den Fernseher aus, in dem gerade irgendeine amerikanische Polizeiserie lief.
    »He, das wollte ich gucken.« Ihr fünfjähriger Sohn riss sich mit mürrischer Miene von ihr los, ein sicheres Zeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Trotzanfall.
    »Du bist ja heute ganz schön widerspenstig, Sportsfreund«, sagte sie, wobei sie Duncans Spitznamen für den Jungen benutzte.
    »Ich bin nicht widergespenstig«, protestierte Toby. »Was heißt’n das überhaupt?«
    Gemma tat so, als dächte sie angestrengt nach. »Aufmüpfig.«
    »Du bist ja doof, Mami«, versetzte Toby, der sich offenbar nicht so leicht beschwichtigen ließ. »Das bin ich auch nicht.« Er schlug mit der Faust nach ihr, doch sie packte ihn an beiden Handgelenken.
    »Schluss jetzt.« Und Schluss mit diesen ganz und gar nicht jugendfreien Fernsehsendungen, fügte sie im Stillen hinzu. Sie würde mit Kit darüber reden müssen, da Toby offensichtlich umschaltete, sobald sein Stiefbruder das Zimmer verließ. Aber es widerstrebte ihr, an Kit herumzukritteln, wo er sich doch solche Mühe gab. Es war wieder einmal so, dass sie Kit mehr Verantwortung aufbürdete, als er eigentlich tragen sollte, ganz davon zu schweigen, dass sie selbst Tobys Erziehung nicht im Griff hatte.

    Sie wirbelte Toby durch die Luft und kitzelte ihn, bis er quiekte, um ihn dann aus dem Zimmer zu schieben. »Du und Kit, ihr geht jetzt mit den Hunden Gassi, und wenn ihr wieder da seid, machen wir was ganz Tolles zusammen. Ein Spiel.«
    »Können wir das Riesen-Leiterspiel spielen?«
    Schon verfluchte Gemma sich selbst für ihre Idee. Das war Tobys neueste Leidenschaft, und es war strapaziöser als ein Marathon, vor allem mit zwei kläffenden Hunden und einem Kater, die alles, was auf dem Boden ausgebreitet wurde, genau inspizieren mussten.

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