Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie
fragte er.
»Bowers and Wilkins. Sitzen in Worthing. Die machen die besten High-End-Boxen diesseits des Atlantiks.«
Oliver trat einen Schritt zurück, als ob er ein Schlupfloch suchte, durch das er entkommen könnte. »Nein, das verstehen Sie falsch, Mann.« Er schüttelte den Kopf. »Die hab ich gebraucht gekauft. So viel hab ich niemals dafür bezahlt.«
»Ja, klar.« Cullen verdrehte die Augen. »Ich lasse mir die Kataloge kommen. Die da sind neu.«
Cullen, ein heimlicher Audio-Freak? Kincaid speicherte die Information zur künftigen Verwendung ab und sagte: »Na, na, Doug, Sie haben ja einen ganz schön exklusiven Geschmack für Ihr Polizistengehalt.« An Oliver gewandt fuhr er fort: »Und wenn man den Rest Ihrer Ausrüstung dazurechnet, Mr. Oliver, haben Sie sogar einen noch exklusiveren Geschmack für jemanden, der ein Verkäufergehalt bezieht. Muss ja ein einträglicher Schwindel sein, wenn Sie sich davon so ein Equipment leisten können.Vielleicht steckt ja auch mehr dahinter als ab und zu mal ein paar Prozente für ein Scheingebot. Ist Kristin dahintergekommen, dass Sie bei mehr als nur einem krummen Ding die Finger im Spiel hatten?«
»Es geht Sie überhaupt nichts an, wofür ich mein Geld ausgebe.« Oliver richtete sich zu voller Größe auf, doch Kincaid konnte sehen, dass er zitterte. »Meine Eltern unterstützen mich, wenn Sie es unbedingt wissen müssen. Und das hat alles absolut nichts mit Kristin zu tun. Sie war nie hier. Sie hat das alles nie zu Gesicht bekommen.«
Nachdenklich meinte Kincaid: »Das bringt uns ja ganz elegant wieder zum Anfang zurück, nicht wahr, Mr. Oliver? Zurückweisung. Eifersucht. Kristin hat Ihnen an dem besagten Abend einen Korb gegeben, und das auf ziemlich unmissverständliche Art, laut Aussage ihrer Mutter.«
»Dass Sie keinen Führerschein besitzen, heißt noch lange nicht, dass Sie nicht Auto fahren können«, schaltete Cullen sich ein. »Und wenn ich mir die ganze Technik hier anschaue, würde ich jede Wette eingehen, dass Sie auch geschickt genug sind, um ein Auto kurzzuschließen.Wie wir herausfanden, ist in der Nacht, als Kristin Cahill ermordet wurde, nur ein paar Straßen von hier entfernt ein Auto gestohlen worden. Es wurde am nächsten Tag verlassen aufgefunden – wir nahmen zunächst an, dass es jugendliche Autoknacker waren. Aber vielleicht haben Sie es ja gestohlen, Mr. Oliver, und es einfach irgendwo abgestellt, nachdem Sie Kristin Cahill überfahren hatten.«
»Ich habe Kristin kein Haar gekrümmt!«, protestierte Oliver, offenbar den Tränen nahe. »Ich habe sie geliebt.«
»Das ist Besessenheit, nicht Liebe, Mr. Oliver«, sagte Kincaid. »Sie wollte nichts von Ihnen.« Aufgeschreckt durch Kincaids veränderten Ton, hob der Hund den Kopf und ließ ihn dann mit einem Grunzen wieder sinken. »Hatten Sie Harry Pevenseys Namen aus der Kundenkartei?«, fuhr Kincaid fort. »Dachten Sie, er wäre Kristins heimlicher Liebhaber? Derjenige, der ihr die Rosen geschickt hatte?«
»Ich habe den Namen zum ersten Mal vor ein paar Minuten von Ihnen gehört.« Oliver blickte sich verstört im Zimmer um, als erwartete er, dass von irgendwoher Hilfe käme, aber selbst sein Hund hatte sich von ihm abgewandt. »Ich rede nicht mehr mit Ihnen. Es ist mir egal, was Sie sagen.«
Mit einem Seufzer schob Kincaid den Kopf des Hundes von seinem Knie und stand auf. »Dann sollten wir Sie wohl besser aufs Präsidium mitnehmen. Dann werden wir sehen, ob Ihre
Fingerabdrücke mit denen auf dem gestohlenen Wagen übereinstimmen.«
»Aber – das können Sie doch nicht machen.« Oliver klang eher geschockt als angriffslustig. »Was soll denn aus Mo werden?«
»Sie werden doch wohl irgendeinen Bekannten oder Nachbarn haben, der sich um Ihren Hund kümmern kann.«
»Nein. Es gibt niemanden. Da ist diese komische Frau mit den Katzen im Erdgeschoss, aber die kann ihn nicht leiden. Sonst kenne ich niemanden.«
»Ihre Eltern?«
»Die wohnen in Hampshire.«
Kincaid sah auf seine Uhr. »Zu spät, um den Tierschutzverein anzurufen. Ich fürchte, wir müssen ihn in den Hundezwinger bringen lassen.«
»Nein!«
»Sie werden ihn nicht vor Ablauf von vierundzwanzig Stunden einschläfern«, sagte Kincaid. Er hasste sich selbst für diese bewusste Grausamkeit, aber er war entschlossen, sie konsequent einzusetzen. »Doug, rufen Sie den Hundefänger an …«
»Nein, warten Sie!« Oliver sah aus, als könnte er jeden Moment Dominic Scott imitieren und vor ihren Augen in Ohnmacht fallen.
Weitere Kostenlose Bücher