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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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möglich stattfinden.«
    »Ja, ich weiß. Aber es wird noch einige Tage dauern, bis die Staatsanwaltschaft die … Leiche freigibt.«
    Sie wandte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen. »Wie kommt es, dass Sie über diese Dinge Bescheid wissen, Mr. Hoxley?«
    »Ich bin in Chelsea aufgewachsen, und unsere Nachbarn dort waren Juden. Unsere Familien waren recht eng befreundet, und ich war ein
neugieriges Kind. Ich wollte wissen, warum sie bestimmte Dinge anders machten als wir.«
    »Ein neugieriges Kind, das zu einem neugierigen Mann herangewachsen ist. Und zu einem vorurteilsfreien, denke ich.« Ihr Blick war prüfend. »Werden Sie herausfinden, wer meinem Mann das angetan hat? Und warum?«
    »Wenn ich kann.« Er wusste nicht, ob er ihr Lob schmeichelhaft oder beängstigend finden sollte. »Aber Sie werden mir helfen müssen. Sagen Sie mir, warum Sie befürchteten, Ihr Mann hätte Selbstmord begangen.«
    Der Wind bauschte ihren Rock auf und wehte ihr eine Strähne ihres Haars ins Gesicht. »Mein Mann... mein Mann hat seine Verpflichtungen sehr ernst genommen, Inspector. Er stand so tief in der Schuld gewisser Menschen, dass er es nie im Leben hätte wiedergutmachen können, jedenfalls in seinen Augen.« Sie seufzte. »Und David war zutiefst desillusioniert. Vor dem Krieg nahm er kein Blatt vor den Mund. Er sprach sich offen gegen die Nazis aus und gefährdete sich damit selbst. Er konnte nicht glauben, dass die Deutschen eine so barbarische Weltanschauung ernst nehmen würden, geschweige denn der Rest der Welt, und er glaubte ganz gewiss nicht, dass die Nazis den Sieg davontragen würden.«
    »Am Ende hat er damit ja recht behalten«, erwiderte Gavin und verdrängte die Bilder der blutigen Schlachtfelder von Frankreich, die vor ihm auftauchten.
    »Ja.Aber der Sieg kam zu spät für David und um einen allzu hohen Preis. Er konnte nicht vergeben. Oder irgendetwas Lebenswertes an der Gegenwart finden.« Hatte das auch seine Frau eingeschlossen?, fragte sich Gavin, doch im nächsten Moment fühlte er sich bereits schuldig, als ihm klar wurde, wie oft er seine eigene Frau und seine Kinder angesehen und genau das Gleiche gedacht hatte. Hatten Linda und die Kinder gewusst, dass sie gewogen und für zu leicht befunden worden waren?
    Allzu hastig erwiderte er: »Sie erwähnten, dass Ihr Mann zum Arbeiten ins Britische Museum zu gehen pflegte.Wissen Sie, was er geschrieben hat?«
    »Ein Buch. Aber ich habe es nie zu sehen bekommen. David war
schon immer sehr verschlossen, auch vor dem Krieg. Ich denke, es war einfach sein Charakter – er wollte seine Gefühle mit niemandem teilen, die guten so wenig wie die schlechten.«
    Gavin dachte an die leere Aktentasche, die bei David Rosenthals Leiche gefunden worden war. »Sie müssen doch irgendeine Vorstellung davon haben, worum es in diesem Buch ging.«
    »O ja. Es gab nur wenig, was ihn neben den Notwendigkeiten des täglichen Lebens wirklich beschäftigte. Ich glaube, er hat über den Krieg geschrieben – eine persönliche Anklageschrift gegen all diejenigen, die solche Gewalttaten begangen oder zugelassen haben.«
    Gavin überlegte einen Moment. »Glauben Sie, dass er Namen genannt hat?«
    »Möglich ist es. Ich weiß, dass seiner Überzeugung nach viele ungeschoren davongekommen waren. Und Kollaborateure hasste er mehr als alle anderen. Irgendwie fiel es ihm leichter, diejenigen zu verstehen, die von Hass getrieben waren, als solche, die aus Angst oder aus Gier Leiden zuließen. Oder vielleicht, Inspector...« Wieder sah sie ihm in die Augen. »Vielleicht hat er sich selbst am allermeisten gehasst.Weil er überlebt hatte.«
     
    Erika hatte sich bei Gemma und Kit mit aller ihr zu Gebote stehenden Liebenswürdigkeit bedankt, doch in Wahrheit hatte sie es kaum erwarten können, die beiden zu verabschieden. Sie musste über das nachdenken, was Gemma ihr erzählt hatte, und schon jetzt bereute sie ihren Gefühlsausbruch wegen der Brosche. Es war der Schock gewesen – sie hatte nie die Absicht gehabt, so viel preiszugeben.
    Es war sehr freundlich von Gemma gewesen, im Auktionshaus nachzufragen, aber Erika hatte inzwischen erkannt, dass es nur ihre eigene Feigheit gewesen war, die sie dazu gebracht hatte, Gemma um etwas zu bitten, das sie selbst hätte tun müssen. Sie hatte sich immer einiges auf ihre Fähigkeit eingebildet, den Dingen ins Gesicht zu sehen, doch jetzt erkannte sie ihren Stolz
als pure Anmaßung.Wenn sie sich schon so vielem gestellt hatte, wieso hatte sie es bei

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