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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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ist, nur ein furchtbarer Zufall.« Aber die Worte kamen ganz automatisch aus Gemmas Mund, und sie musste gegen die aufsteigende Übelkeit ankämpfen, als sie sich an Kristin Cahills blasses, knabenhaftes Gesicht erinnerte, an den verängstigten Blick der jungen Frau, als ihr Chef den Raum betreten hatte.
    »Aber Gemma …«
    »Es hat sicher nichts zu bedeuten«, sagte Gemma bestimmt. »Aber ich werde der Sache nachgehen, und zwar unverzüglich. Versprochen.«

    Zufall. Gemma glaubte verdammt noch mal nicht an Zufälle. Nicht, wenn sie so daherkamen – da hatte sie erst gestern mit einer jungen Frau über eine etwas zwielichtige Geschichte gesprochen, und heute war ebendiese junge Frau plötzlich tot.
    Sie saß an ihrem Schreibtisch, tippte mit ihrem Handy auf die Schreibunterlage und sortierte Bleistifte und Kugelschreiber in ordentlichen Reihen wie Regimenter auf dem Exerzierplatz. Melody war zu einem Einsatz gefahren, und so konnte Gemma in aller Ruhe über die unerfreulichen Auswirkungen von Erikas Geschichte nachgrübeln. Und je länger sie darüber nachdachte, desto weniger gefiel ihr das Ganze.
    Aber war es möglich, dass es bei Harrowby’s mehr als nur eine Kristin gab? Einen Nachnamen hatte Erika nicht gehört. Bevor Gemma mit irgendjemandem vom Auktionshaus sprach, sollte sie sich auf jeden Fall vergewissern, dass die Fakten stimmten. Erika hatte gesagt, der Unfall habe sich in World’s End ereignet, am äußersten westlichen Rand von Chelsea. Da bot es sich doch an, zunächst einmal beim Revier Chelsea nachzufragen.
     
    Harry Pevensey hatte nie viel von dem Spruch gehalten, dass Morgenstund Gold im Mund hat. Spät ins Bett und bis in die Puppen geschlafen, das war das Schauspielerleben, und es hatte ihm immer gelegen. Er hatte seine festen Gewohnheiten, alles musste genau so und nicht anders sein – dieVorhänge zugezogen, um das störend grelle Morgenlicht fernzuhalten; die Schlafbrille, die dem gleichen Zweck diente; der Morgenrock zur Hand, der Wasserkessel für den Tee einsatzbereit – auf diese Weise konnte er so schmerzlos in den Tag hineingleiten, wie es der Kater, mit dem er gewöhnlich aufwachte, eben zuließ. Und nicht weniger als acht Stunden Schlaf – sonst sah er einfach zum Fürchten aus, und da half auch keine noch so dicke Schicht Make-up.
    Entsprechend ungehalten reagierte Harry am Dienstagmorgen – er hatte gerade zuerst das eine und dann das andere
Auge vorsichtig geöffnet, um die Intensität des Lichts gegen die Schärfe des Messers abzuwägen, das zwischen seinen Augen zu stecken schien, und begann allmählich eine Lageveränderung in die Vertikale in Betracht zu ziehen -, als plötzlich jemand wie wild an seine Tür hämmerte.
    »Was zum Teufel …«, murmelte er, während er sich mit unnötigem Schwung aufsetzte und gleich darauf mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammenzuckte.Wer immer der ungebetene Besucher war, er hatte offenbar nicht unten klingeln müssen – hatte Harrys Nachbar Andy Monahan, der Möchtegern-Rockstar, wieder mal vergessen, die Haustür zu verriegeln? Oder … Harry erstarrte, die Füße halb in seinen ausgelatschten Pantoffeln.
    Da war die Rechnung des Weinhändlers, die er nicht bezahlt hatte, und die Schneiderrechnung – er konnte doch schließlich nicht beim Vorsprechen aufkreuzen wie der letzte Penner. Und wenn die Gläubiger ungeduldig wurden, dann griffen sie auch schon mal zu nicht ganz so zivilisierten Methoden, um ihren schnöden Mammon einzutreiben.
    Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, sich wieder unter die Bettdecke zu verkriechen, aber wenn sie ihm die Tür eintraten, dann würde er erst richtig Ärger kriegen, und er hätte die Chance vertan, wenigstens noch einen würdevollen Auftritt hinzulegen.
    Er war gerade wieder in die Pantoffeln geschlüpft und hatte den Morgenmantel übergeworfen, als das Hämmern noch lauter wurde und jemand rief: »Harry! Ich weiß, dass du da drin bist. Mach endlich die verdammte Tür auf!«
    »Dom?«, fragte Harry, als er die Stimme erkannte. Der Junge war ein echter Quälgeist, was hatte er jetzt schon wieder hier verloren, und warum machte er so einen Höllenlärm? »Jetzt gib erst mal Ruhe, ja?«, rief er, während er zur Tür schlurfte. Sein Kopf wummerte wie ein Pressluftbohrer.

    »Harry, lass mich …« Dom wankte mit erhobener Faust herein, als Harry die Tür aufriss. Er sah noch schlimmer aus, als Harry sich fühlte: die Haare zerzaust, das Gesicht kreidebleich, der Atem nach Alkohol und

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