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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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dieser einen Sache nicht fertiggebracht?
    Als sie am Dienstagmorgen erwachte, wusste sie, was sie zu tun hatte. Sie machte sich sorgfältig zurecht, wählte ihr bestes Kostüm aus, auch wenn es ein wenig aus der Mode war – anscheinend trug sie Kostüme in letzter Zeit nur noch zu Beerdigungen -, und frisierte und schminkte sich mit großer Konzentration, wenngleich mit leicht zitternden Händen.
    Als sie die Wohnung verließ, stellte sie fest, dass die Luft feucht und kühl war, der Himmel jedoch klar. Es hatte in der Nacht geregnet, und die Stadt war wie frisch gewaschen. Sie versuchte ein gutes Omen darin zu sehen.
    Sie winkte ein Taxi heran, und während der Wagen sich seinen Weg durch den dichten morgendlichen Verkehr bahnte, hatte Erika das Gefühl, in einem Zustand der Zeitlosigkeit zu schweben. Sie wusste, dass sie sich auf eine Reise begeben hatte, an deren Ende eine unwiderrufliche Veränderung in ihrem Leben stehen würde.
    Der Taxifahrer, ein älterer Mann von westindischer Abstammung, plapperte munter vor sich hin und scheute keine Mühen, um sie direkt vor dem Eingang von Harrowby’s absetzen zu können. Erika gab ihm zu viel Trinkgeld – ein allerletzter Versuch, den Moment noch ein wenig hinauszuschieben -, und dann stand sie da auf dem Gehsteig, allein mit sich selbst.
    Sie kannte das Auktionshaus, vor allem aus Henris Schilderungen der Schnäppchen, die er hier im Lauf der Jahre gemacht hatte, aber sie selbst hatte nie an einerVersteigerung teilgenommen oder auch nur einen Fuß in das Auktionslokal gesetzt.
    Als sie einen Blick in die Schaufenster warf, stellte sie fest, dass die Auslagen wunderschön gestaltet waren, doch sie enthielten nur Art-déco-Keramik und Möbel, keinen Schmuck.Wenn sie ihre Brosche, das Geschenk ihres Vaters, endlich wiedersehen wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als hineinzugehen.

8
    Damals hielten sämtliche Auktionshäuser die Fiktion aufrecht, wonach jedes Kunstwerk, das unter den Hammer kam, auch verkauft wurde.Wenn heutzutage ein Gemälde oder ein anderes Objekt »rückgekauft« wird – das heißt, wenn es nicht das Limit erreicht, also den niedrigsten Preis, den der Verkäufer gerade noch akzeptiert -, dann ruft der Auktionator einfach: »Nächstes Los, bitte.«
     
    Peter Watson, Sotheby’s: Inside Story
    Superintendent Mark Lamb hatte sehr verständnisvoll reagiert. Und Gemma hatte auch nichts anderes erwartet – er war schließlich nicht nur ihr Chef, sondern auch ein Freund, und alsVorgesetzter hatte er stets Großzügigkeit und diplomatisches Geschick bewiesen. Er hatte ihr gesagt, sie solle sich so viel Zeit nehmen, wie sie brauche, und ihm lediglich Bescheid sagen, wenn sie länger als einen Tag nicht im Büro sei.Als sie sich zum Gehen wandte, fügte er noch hinzu: »War übrigens ein wunderbarer Abend« – und das unerwartete Kompliment ließ sie erröten.
    Danach fiel es ihr schon leichter, sich Melody anzuvertrauen, die in gewohnt sachlicher Manier auf die Nachricht reagierte. »Sie wird schon wieder gesund, Chefin, da bin ich ganz sicher. Und jetzt fahren Sie schön ins Krankenhaus, und ich kann derweil …«
    Was immer Melody an praktischer Unterstützung hatte anbieten
wollen, ging im Trillern von Gemmas Handy unter. »Entschuldigung«, sagte sie und war überrascht, Erikas Namen auf dem Display zu lesen.
    »Gemma, ich konnte keine Telefonzelle finden«, hörte sie Erika sagen, nachdem sie sich gemeldet hatte. Sie klang außer Atem, fast ein wenig panisch. »Ich hab’s versucht, aber heutzutage geht ja alles nur noch mit Handys, und ich dachte mir, wenn ich nach Hause gehe … Aber ich hätte gleich anrufen sollen …«
    »Erika, was ist passiert?«, fragte Gemma, während sie ihre Tasche auf dem Schreibtisch abstellte und auf ihren Stuhl sank.
    »Harrowby’s. Das Auktionshaus. Ich bin hingefahren, um die Brosche zu sehen … Ich …« Erika holte stockend Luft und fuhr dann etwas ruhiger fort: »Ich wollte sie mit eigenen Augen sehen.Aber dort war alles in Aufruhr. Das Mädchen – die junge Frau, von der Sie sagten, sie wisse vielleicht etwas – Kristin. Ich habe mich an den Vornamen erinnert.«
    Gemma überlief es kalt. »Kristin Cahill.«
    »Ja. Es heißt, sie sei gestern Abend überfahren worden. Ein Unfall mit Fahrerflucht, in der Nähe ihrer Wohnung in World’s End. Gemma, wenn das irgendetwas mit mir zu tun hatte, mit der Brosche … Hätte ich nur nie …«
    »Erika, nein. Hören Sie zu, ich bin sicher, dass es nur ein Zufall

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