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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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fest. »Dieser Anruf, den sie gestern bekam.Anfangs war sie noch ganz freundlich. Aber als sie in ihr Schlafzimmer ging, kurz bevor sie die Tür zugemacht hat, da hörte ich sie noch einmal sagen:
›Nein, ich will nicht vorbeikommen‹, aber diesmal klang sie wütend.« Sie zog die Stirn in Falten, als suchte sie nach dem passenden Wort. »Nicht bloß wütend. Endgültig.«
     
    »Sie wird ihm nicht verzeihen.« Kincaid knallte die Autotür fester zu, als er beabsichtigt hatte.
    »Wer?«, fragte Gemma. »Wer wird wem nicht verzeihen?«
    »Die Mutter. Sie wird dem Vater nicht verzeihen. Und der arme Kerl wird vermutlich den Rest seines Lebens damit beschäftigt sein, sich selbst Vorwürfe zu machen. Ich wette mit dir, dass diese Ehe kein Jahr mehr halten wird.«
    »Ja, das war schlimm. Es wird bestimmt nicht einfach für die beiden.« Sie berührte leicht seine Wange. »Es tut mir leid.«
    »Nein.« Er legte für einen Moment seine Hand auf ihre. » Mir tut es leid. Ich sollte es nicht an dir auslassen. Und übrigens, du warst echt spitze da drin mit Mrs. Cahill. Ich musste gleich wieder denken, wie sehr du mir fehlst – wie ich es vermisse, so was jeden Tag mit dir zu machen.« Er drehte den Zündschlüssel um und sah sie von der Seite an. »Hast du Hunger?«
    »Nach der Szene?« Gemma schüttelte den Kopf. »Mir wird schon schlecht, wenn ich nur ans Essen denke.«
    »Na gut. Hat ja auch noch Zeit. Doug hat sich noch nicht gemeldet, und vom Yard gibt’s auch noch nichts Neues, was die Videoaufzeichnung und die Verbindungsdaten von Kristins Handy betrifft. Dann lass uns doch Kristins Freund Giles einen Besuch abstatten.Wissen wir auch seinen Nachnamen?«
    Gemma konsultierte die Notizen, die sie sich bei Harrowby’s gemacht hatte. »Oliver.« Sie nannte ihm die Adresse.
    Es war eine relativ wohlhabende Ecke von Fulham, so nahe am Stadion an der Stamford Bridge, dass man nach einem Spiel des FC Chelsea am besten zu Hause blieb, weil alle Straßen verstopft waren und man ohnehin keinen Fuß durch die Tür des Pubs an der Ecke bekäme. Kincaid dachte sich, dass der junge
Mann es als kleiner Verkäufer im Auktionshaus ganz schön weit gebracht haben musste, falls er nicht wie Kristin noch bei seinen Eltern wohnte.
    Doch als sie die Adresse erreichten, die Gemma sich notiert hatte, standen sie vor einem heruntergekommenen Reihenhaus, das offenbar in Mietwohnungen aufgeteilt war. An der Fassade bröckelte der cremefarbene Putz, die Farbe an Fenster- und Türrahmen blätterte ab, in einem Blumenkasten an einem Fenster kümmerten ein paar verwelkte Pflänzchen vor sich hin, und der kleine Vorgarten, der zur Erdgeschosswohnung gehörte, war mit leeren Chipstüten und Bierflaschen übersät und roch nach fauligen Essensresten und Katzenurin.
    »Entzückend«, murmelte Gemma halblaut, während Kincaid die Klingel der Wohnung im obersten Stock drückte. Ein Summer ertönte – offenbar gab es keine Gegensprechanlage. Kincaid hielt Gemma mit einer schwungvollen Geste die Tür auf. »Oh, du lässt mich vorgehen?«, fragte sie mit einem ironischen Grinsen. »Sehr galant von dir.« Doch als sie das Treppenhaus betraten, rümpfte sie sogleich angewidert die Nase. Das Ambiente passte zu dem des Vorgartens, nur dass hier weniger frische Luft war, um die Gerüche abzuschwächen.
    Kincaid ging voran, als sie die Treppe hinaufstiegen, vorbei an zerkratzten Wohnungstüren, der Teppich unter ihren Füßen zunehmend fadenscheinig. Ein kleines, dreckverschmiertes Flurfenster ließ ein wenig Licht und Luft ein, was auch dringend nötig war.
    Dann hatten sie den zweiten Stock erreicht, doch ehe Kincaid die Hand heben konnte, um an die Wohnungstür zu klopfen, ließ ein tiefes, dumpfes Grollen die Wände erzittern. Gemma schrak sichtlich zusammen, und selbst Kincaid trat einen Schritt zurück. »Verdammt, hält der Typ da drin einen Löwen oder was?«
    »Komm weg da, Mo, du Riesentrampel!«, rief eine Stimme
in der Wohnung, der es aber in beunruhigender Weise an Autorität mangelte.
    Dann ging die Tür auf, und ein junger Mann stand schwer atmend vor ihnen und zerrte mit aller Kraft am Halsband des größten Hundes, den Kincaid je gesehen hatte. »Keine Sorge«, versicherte der junge Mann. »Er tut Ihnen nichts – er sabbert Sie höchstens ein bisschen voll.«
    Angesichts der gewaltigen Lefzen des Ungetüms konnte sich Kincaid das mit dem Sabbern lebhaft vorstellen, und da der hektisch wedelnde Schwanz des Tieres auf freundliche Absichten

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