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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Hals wund vom vielen Schluchzen. »Sie haben an der Tür geklingelt. Zuerst dachte ich, es ist nur ein Traum, derselbe Albtraum, den ich immer hatte, wenn Kristin nicht zu Hause war, schon seit sie ein kleines Mädchen war. Und jedes Mal bin ich aufgewacht und habe gewusst, es war nur ein Traum, und dann konnte ich auch wieder einschlafen.Aber es hat nicht mehr aufgehört, dieses Klingeln, und ich konnte – ich konnte nicht – ich wusste …« Sie blickte von Kincaid zu Gemma, die Stirn in Falten gezogen, und nestelte am Saum ihrer schief geknöpften Strickjacke herum.
    Gemma kannte den Traum – sie hatte ihn selbst schon gehabt. Auch sie war mitten in der Nacht mit pochendem Herzen aus dem Schlaf gefahren, geweckt von einem imaginären Klopfen oder Klingeln. Dann setzte sie sich im Bett auf und lauschte, und wenn sie merkte, dass die Hunde still waren, wusste sie, dass sie sich alles nur eingebildet hatte und dass die Kinder in Sicherheit waren. Aber für diese Frau war der Albtraum Wirklichkeit geworden.
    Gemma stand auf, ging auf Wanda Cahill zu und ließ sich in
die Hocke sinken. Sie ergriff die Hand der Frau, was diese widerstandslos geschehen ließ. »Mrs. Cahill, erzählen Sie mir von gestern Abend.War Kristin zu Hause?«
    Wanda Cahill starrte sie mit dem gleichen leeren Blick an, den sie zuvor auf Kincaid gerichtet hatte, doch nach einer Weile blitzte ein Funke in ihren Augen auf, und sie antwortete mit festerer Stimme. »Sie kam nach der Arbeit zum Essen nach Hause. Es ist nicht einfach für sie, keine eigene Wohnung zu haben. Ihr Vater behandelt sie immer noch, als wäre sie ein Kind, und ich versuche bloß, so viel wie möglich aufzufangen.« Ihre Züge belebten sich, als die Erinnerung sie aus der Gegenwart in die Vergangenheit holte.
    »Hat sie beim Abendessen über irgendetwas Bestimmtes gesprochen?«
    »Nein. Aber ihr Handy hat geklingelt, während wir beim Essen waren, und Bob hat sich gleich wieder aufgeregt und gesagt, bei Tisch wird nicht telefoniert … Sie sollen nicht denken, dass er sie nicht liebt«, setzte sie unvermittelt, beinahe flehend hinzu. »Er will einfach nur, dass alles so bleibt, wie es war, als sie noch klein war.Vielleicht liebt er sie ja zu sehr …«
    Als Wandas Gesichtszüge wieder bedenklich zuckten, fragte Gemma rasch: »Wissen Sie, wer sie auf dem Handy angerufen hat?«
    »Nein. Sie ist nicht drangegangen. Aber ich dachte mir, dass es wohl der junge Mann war, der gleich danach auf unserem Apparat angerufen hat. Es war ihr Arbeitskollege Giles. Er war sehr höflich, aber sie schien keine große Lust zu haben, mit ihm zu reden.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Nun, er muss sie gefragt haben, ob sie irgendetwas mit ihm machen wolle, denn sie sagte nur: ›Danke, aber ich kann wirklich nicht.‹ Aber da hat Bob schon angefangen zu schimpfen, und sie ist mit dem Telefon aus dem Zimmer gegangen.«

    »Sie hat nichts von der Arbeit erzählt? Oder Ihnen gesagt, was sie vorhatte?«
    Wanda schüttelte nur langsam den Kopf, und Gemma konnte sehen, dass sie wieder in der ansteigenden Flut ihres Kummers zu ertrinken drohte. »Nein. Sie hat mir einen Kuss gegeben, wie sie es immer macht, wenn sie aus dem Haus geht, und gesagt, dass sie mich lieb hat. Aber sie war so furchtbar genervt von ihrem Vater.Wenn er nicht … wenn sie nicht …«
    Kincaid, der bis jetzt nur aufmerksam zugehört hatte, ergriff zum ersten Mal das Wort. »Mrs. Cahill, ich bin sicher, dass die kleine Meinungsverschiedenheit zwischen Ihrer Tochter und Ihrem Mann rein gar nichts zu bedeuten hatte. So etwas kommt in einer Familie ständig vor.«
    »Nicht wahr, so ist es doch?«, sagte Wanda Cahill, die den angebotenen Trost begierig annahm. »Und sie hat auch normalerweise nie gesagt, mit wem sie sich getroffen hat oder wo sie hinging. Es war … Sie wollte einfach unabhängig sein, denke ich.«
    »Hat sie je von ihrer Arbeit erzählt?«, fragte Gemma.
    »Mir schon, ab und zu. Ich habe einen kleinen Antiquitätenladen, hier ganz in der Nähe, deswegen kenne ich mich in der Branche ein bisschen aus.«
    »Hat sie eine Brosche erwähnt – eine Art-déco-Diamantbrosche, die sie zur Auktion angenommen hatte?«
    »Kristin? Eine Diamantbrosche?« Mrs. Cahill starrte Gemma so entgeistert an, dass die Antwort offensichtlich war.
    »Macht nichts«, sagte Gemma freundlich. »Es war bestimmt nicht wichtig.« Sie begann sich aufzurichten. »Wir lassen Sie dann mal mit …«
    »Da war noch etwas.« Wanda Cahill hielt Gemmas Hand

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