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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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schließen ließ, verließ er sich, was den Rest betraf, auf das Wort des Besitzers. »Mr. Oliver? Wir sind von der Polizei. Wir möchten gerne mit Ihnen über Kristin Cahill …«
    »Mo, sitz!« Giles Oliver zog den Hund von der Tür weg und drückte ihm das Hinterteil auf den Boden. Nachdem nun der Weg frei war, konnten sie eintreten, doch Kincaid fiel auf, dass Gemma sich einen Schritt hinter ihm hielt. »Sie wollen mit mir über Kris – über Kristin reden?« Olivers Stimme versagte, als er den Namen aussprach. Der Hund hatte unterdessen seine Versuche, sich auf die Besucher zu stürzen, eingestellt. Er lehnte sich an das Bein seines Herrchens und blickte zu ihm auf, die massige Stirn in Falten gezogen.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben. Mein Name ist Duncan Kincaid, und das ist Gemma James.« Kincaid blickte in das Gesicht des jungen Mannes, das fast ebenso verquollen war wie das von Wanda Cahill, und er vermutete, dass sie fürs Erste mit Mitgefühl mehr erreichen würden als mit dem Versuch, sich durch Nennen ihrer Dienstgrade Respekt zu verschaffen.
    Oliver deutete auf ein kleines Sofa. »Bitte, setzen Sie sich. Ich bürste es nur schnell ab …«
    »Lassen Sie nur, das stört uns nicht«, winkte Kincaid ab. Lieber ein paar Hundehaare an der Hose, dachte er, als von dem Monster über den Haufen gerannt werden.

    »Er ist ein Mastiff, nicht wahr?«, meinte Gemma, scheinbar unbeeindruckt von der Größe des Hundes. »Ein richtiger Prachtkerl.« Während Kincaid sich vorsichtig auf dem Sofa niederließ, ging sie in die Hocke und fragte: »Darf ich ihn streicheln?«
    Ein Lächeln erhellte Giles Olivers Gesicht mit seinem leicht fliehenden Kinn. »Das würden Sie echt machen? Die meisten Leute trauen sich nicht. Warten Sie, ich bringe ihn zu Ihnen, damit er Sie nicht umrennt.«
    Kincaid konnte sich lebhaft vorstellen, dass Gemma tausend Ängste um ihren neuen Per-Una-Rock und ihre Strickjacke mit Volants ausstand, aber sie ließ den Ansturm tapfer über sich ergehen und zuckte auch nicht mit der Wimper, als eine rosa Zunge – die längste, die Kincaid je gesehen hatte – ihr über die Wange schleckte. Nachdem sie den Hund noch einmal hinter den Schlappohren gekrault hatte, setzte sie sich zu Kincaid aufs Sofa, zog sich ein wenig geziert den Rock über die Knie und musste sich sichtlich beherrschen, um nicht an den nassen Stellen herumzuwischen.
    Gemmas beherzte Kontaktaufnahme mit dem Monstrum hatte Kincaid Gelegenheit gegeben, sich die Wohnung genauer anzusehen. Sie war zwar klein – die Rückenlehne des Sofas diente als Raumteiler zwischen Wohn- und Essbereich -, aber nicht so heruntergekommen wie der Rest des Hauses. Das Zimmer war sauber und frisch gestrichen – auch wenn der Hundegeruch alles andere überlagerte -, und die wenigen Möbel waren von guter Qualität, ebenso wie der in kräftigen Farben gemusterte Orientteppich. Aber das auffallendste Element der Einzimmerwohnung war eine komplette Regalwand voller Vinyl-Langspielplatten. Daneben standen ein Plattenspieler mit zwei Tellern und ein Mischpult. Es war nicht zu übersehen, dass Giles Oliver neben seinem Hund noch mindestens eine weitere Leidenschaft hatte, und Kincaid fragte sich, wo genau in dieser Konstellation Kristin Cahills Platz gewesen war.

    »Ich kenne Sie«, sagte Giles zu Gemma, während er sich in die Hocke fallen ließ und dem Hund den Arm um die Schultern legte, um sich abzustützen. »Sie waren im Auktionslokal, um mit Kris zu reden. Deswegen hat sie den Anschiss von Mr. Khan kassiert«, fügte er in merklich unfreundlicherem Ton hinzu.
    »Ich hatte nicht die Absicht, sie in Schwierigkeiten zu bringen«, erwiderte Gemma. »War er sehr verärgert?«
    »Mehr als sonst. Obwohl er mit Kris immer strenger ist als mit allen anderen. War.« Sein Kinn zitterte, was ihm eine flüchtige Ähnlichkeit mit seinem Hund verlieh. »Er war strenger mit ihr.«
    »Wissen Sie, warum?«
    »Nein. Ich hab sie sogar selbst darauf angesprochen, und sie sagte, sie hätte keine Ahnung. Allerdings habe ich mich auch gefragt, ob er – na ja, ob er vielleicht was von ihr gewollt hat. Und wenn sie ihm einen Korb gegeben hat …«
    »Steht Mr. Khan in dem Ruf, sich gerne mal an dieVerkäuferinnen ranzumachen?«, fragte Kincaid interessiert.
    »Hm, eigentlich nicht.Aber Kristin – ich meine, ich kann mir kaum vorstellen, dass er sie nicht gerne …« Sein Arm schlang sich noch etwas fester um den Hund, der laut aufseufzte und zu einem beige-schwarzen Haufen auf

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