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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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anhörte, wie sein Chef sich die Hierarchieleiter hinauftelefonierte, zuerst im zuständigen Revier, dann im Yard, und dabei immer mehr in Zorn geriet, war er heilfroh, dass nicht er es war, der das alles abbekam. Normalerweise
setzte Kincaid auf Diplomatie, und Cullen hatte den Verdacht, dass dieser untypische Wutausbruch zum Teil auch gegen ihn selbst gerichtet war.
    Aber wie hätten sie den Tod dieses Mannes verhindern können, da sie schließlich bis heute Morgen noch gar nicht gewusst hatten, wer er war? Wenn Kincaid glaubte, sie hätten die Information auch ohne richterlichen Beschluss aus Amir Khan herausbekommen können, dann überschätzte er seine Überredungskünste und die seiner Mitarbeiter gewaltig.
    Könnte Khan, nachdem er erfahren hatte, dass eine Durchsuchung drohte, beschlossen haben, Harry Pevensey zum Schweigen zu bringen? Cullens Kumpel vom Betrugsdezernat hatte noch nicht zurückgerufen – er würde es bei nächster Gelegenheit noch einmal bei ihm versuchen.
    Jetzt besah er sich den Unfallort, und nachdem Kincaid seine Telefonate beendet hatte, sagte er: »Chef, wie zum Teufel hat der Kerl es fertiggebracht, an dieser Stelle jemanden zu überfahren? Die Fahrbahn ist so verengt, dass es schon schwierig genug ist, ein Auto im Schritttempo um die Kurve zu manövrieren.«
    Kincaid folgte seinem Blick und runzelte die Stirn. »Er ist nicht um die Kurve gekommen. Sehen Sie das da?« Er wies auf einen renovierten Wohnblock direkt gegenüber der Stelle, wo der Hanway Place den scharfen Rechtsknick machte. »Er könnte rückwärts in diese kleine Einbuchtung gefahren sein und dort gewartet haben. So konnte er schnurstracks auf diesen Abschnitt der Straße hinausschießen.«
    »Trotzdem kann er auf dieser kurzen Strecke keine allzu hohe Geschwindigkeit erreicht haben«, wandte Cullen ein.
    »Genug, um ihn von den Beinen zu holen«, erwiderte Kincaid düster. »Und wenn es sich um dasselbe Auto handelt, mit dem Kristin Cahill überfahren wurde, dann war es ein Geländewagen. Mit so einem Gefährt kann man einen am Boden Liegenden leicht rückwärts überrollen.«

    »Puh.Verdammt riskant.«
    »Das war der Mord an Kristin Cahill auch, und das war ein Grund für meine Vermutung, dass die Tat vielleicht nicht geplant war. Aber möglicherweise hat die Tatsache, dass er beim ersten Mal nicht erwischt wurde, ihn übermütig gemacht.«
    »Wer immer es war, er kannte Kristin Cahills Verhaltensmuster, und die von diesem Pevensey«, spekulierte Cullen.
    »Oder er hat verdammt gut geraten«, meinte Kincaid. »Während wir darauf warten, dass unsere uniformierten Freunde uns den Namen und die Aussage des Zeugen bringen, lassen Sie uns doch mal sehen, ob die Jungs von der Unfallermittlung unsere Theorie bestätigen können. Und dann müssen wir irgendwie in Harry Pevenseys Wohnung kommen.«
     
    »Du liebe Zeit, der Typ war ja altmodisch«, sagte Cullen, während er Harry Pevenseys Wohnung von der Tür aus betrachtete. »Der Krempel sieht aus, als könnte er von meiner Oma stammen.«
    Sie hatten nicht gewartet, bis die Uniformierten ihnen einen Schlüssel aus den persönlichen Gegenständen des Ermordeten gebracht hatten, sondern sich die Wohnungsnummer geben lassen und einen Schlüsseldienst angerufen.
    Die Wohnung in einem Sozialwohnungsblock, der schon bessere Zeiten gesehen hatte, war kaum mehr als ein Einzimmerappartement mit einer kleinen Kochnische und einer Tür, die vermutlich zum Bad führte. Die Möbel waren genauso in die Jahre gekommen wie das Haus selbst, aber alles, was Kincaid sah, war von guter Qualität und – vielleicht der Not gehorchend – sorgfältig erhalten.
    Das Bett war ordentlich gemacht, der Küchenbereich aufgeräumt. Eine Wand war mit einer Sammlung signierter Fotos von Schauspielern geschmückt, die Kincaid mehr oder weniger bekannt vorkamen, während gegenüber ein falscher Kamin
einen elektrischen Heizofen umrahmte. Auf dem Sims standen Postkarten und Einladungen, teils vom Alter vergilbt. Ein kleiner lackierter Sekretär schien die einzige Möglichkeit zur Unterbringung von Papieren zu sein.
    »Er hatte ein Faible für Gin«, meldete Cullen, der sich als Erstes den Mülleimer in der Küchenzeile vorgenommen hatte. »Überwiegend Billigmarken.«
    Kincaid war zur Wand hinübergegangen, um die kleine Fotogalerie genauer zu betrachten. Mehrere der offensichtlich älteren Aufnahmen zeigten einen gut aussehenden dunkelhaarigen Mann zusammen mit diversen bekannteren Bühnenschauspielern

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