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Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie

Titel: Wen die Erinnerung trügt - Crombie, D: Wen die Erinnerung trügt - Where Memories Lie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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gefahren«, versicherte er ihnen, als fürchtete er, sie würden sich seinen Kumpel vorknöpfen. »Ich war also ein bisschen besoffen, okay, und dann seh ich da … Zuerst hab ich gedacht, es ist bloß ein Haufen Müll … Und dann hab ich gedacht, er wäre … Ich hab ihn mit der Schuhspitze angestupst …« Andy vergrub sein Gesicht in den Händen und rieb sich die
Wangenknochen, und Kincaid hatte den Eindruck, dass er mit den Tränen kämpfte. »Hab erst mal meinen verdammten Strato-Koffer vollgereihert, Mann«, nuschelte er durch seine Finger. »Ich fass es einfach nicht. Harry.«
    »Sie haben die Polizei gerufen?«
    »Mein Handy ist mir in den Rinnstein gefallen und in irgend’nem Siff gelandet. Konnte die Scheißtasten nicht drücken.« Er ließ die Hände sinken und sah Kincaid an. »Ich konnte nicht hinschauen. Als sie ihn in den Leichensack gesteckt haben. Ich dachte, das gibt’s nur im Fernsehen.«
    Kincaid blickte zu Cullen und sah, dass er aufmerksam zuhörte. Es war Zeit, aufs Ganze zu gehen. »Mr. Monahan, hat Harry Ihnen gegenüber je von Antiquitäten gesprochen?«
    »Antiquitäten? Sie meinen, so was wie das Zeugs hier?« Andy deutete auf die Möbel.
    »Nein, so was wie Schmuck. Hat er Ihnen irgendetwas von einer antiken Brosche erzählt?«
    Andys Blick ging von Kincaid zu Cullen. »’ne Brosche – was soll denn das sein?«
    Kincaid musste ein Grinsen unterdrücken. »Eine Anstecknadel. In diesem Fall mit Diamanten. Art déco. Angefertigt in Deutschland kurz vor dem Krieg.«
    »Wie soll denn einer wie Harry an so was rangekommen sein?«, entgegnete Andy mit ungläubig erhobener Stimme.
    »Das haben wir uns auch gefragt. Haben...«
    »Augenblick mal.« Andy Monahans Miene wurde wieder misstrauisch. »Sie haben doch gesagt, Sie sind von der Polizei, ja? Aber Sie sind in Zivil. Sie sind von der Kripo, hab ich recht? Wieso stellen Sie Fragen über einen Verkehrsunfall?«
    Die Unfallermittler hatten Kincaids Vermutung, der Wagen sei aus der Einbuchtung an der Biegung der Straße gekommen, vorläufig bestätigt. Nach den Reifenspuren zu schließen, hatte der verantwortliche Beamte hinzugefügt, sah es so aus,
als habe der Fahrer den Wagen auf den Gehsteig gelenkt, um Harry Pevensey zu erwischen, bevor dieser seine Haustür erreichen konnte.
    »Weil wir glauben, dass jemand Mr. Pevensey absichtlich überfahren hat, und weil Sie uns helfen sollen, herauszufinden, wer es war.«
    »Sie sagen, jemand wollte Harry umbringen?« Andys Züge verhärteten sich, und man sah ihm plötzlich sein richtiges Alter an. »Einen harmloseren Kerl als Harry kann man sich kaum vorstellen. Eitel mag er ja gewesen sein, aber da war nichts Bösartiges dabei.Was wollen Sie wissen?«
    »Wenn Mr. Pevensey Ihnen nichts von der Brosche gesagt hat, ist denn sonst in letzter Zeit irgendetwas Ungewöhnliches passiert?«
    »Harry hat nicht gerade ein sehr aufregendes Leben geführt. Die meiste Zeit war er ›vorübergehend ohne Engagement‹, wie er es gerne genannt hat, aber die letzten paar Wochen hatte er eine Rolle in einem Stück, an irgendeinem Stadtteiltheater. Ein Haufen hochtrabender Schwachsinn, hat er gemeint, aber wenigstens gab es Kohle dafür. Sonst fällt mir nichts … Moment mal.« Andy zog die Stirn in Falten. »Gestern Morgen. Wir schlafen beide gerne aus, Harry und ich, weil wir oft spät ins Bett kommen. Aber gestern Morgen hat irgendein Arsch in aller Herrgottsfrühe an Harrys Tür gehämmert. Ich bin raus aus dem Bett und hab nachgeschaut – dachte, die ganze Bude steht in Flammen oder was.Aber Harry ist aufgestanden und hat den Typen reingelassen, und ein paar Minuten später hab ich gehört, wie sie sich angebrüllt haben.
    Ich hatte ihn schon ein-, zweimal hier gesehen, diesen Kerl. Ungewöhnlicher Besuch für Harry – er steht eigentlich eher auf blonde Möchtegern-Schauspielerinnen mit Silikontitten.« Andy zuckte mit den Achseln. »Was die an ihm finden, ist mir ein Rätsel.«

    »Konnten Sie hören, worüber sie sich gestritten haben, Harry und dieser Typ, der gestern da war?«, fragte Cullen.
    »Nein.Tut mir leid.«
    »Wie sieht der Mann denn aus?«
    »Jung. Dunkle Haare, dunkle Augen. So ein Typ, bei dem die Mädels ganz weiche Knie kriegen. Und er weiß anscheinend nicht, wohin damit.« Auf Kincaids fragenden Blick hin präzisierte Andy: »Mit seinem Geld. Die Klamotten, die Schuhe, die Frisur.Wahrscheinlich geht er sogar zur Maniküre, ey. Aber...« Er brach ab und beäugte die beiden

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