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Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Wen die Götter lieben: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Waters
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Zitadelle brachte.
    »Wir sollten zu Julian gehen«, sagte Marcellus zu mir.
    Bis wir in seinem Arbeitszimmer eintrafen, lag der Brief geöffnet auf dem Tisch, neben einer Karte von Britannien.
    Lupicinus, der neue Heermeister der Reiterei, war ebenfalls dort, zusammen mit anderen Offizieren des Korps – Victor, Arintheus und Valentinian. Eutherius, gekleidet in ein schweres winterliches Gewand aus gallischer Wolle mit Fuchspelzkragen, saß auf einem Schemel beim Feuer und wärmte sich die Hände. Oribasius in seinem schlichten dunklen Mantel stand abseits am Fenster.
    »Ah, Drusus, Marcellus«, sagte Julian, als er von der Karte aufblickte. »Kommt her. Ihr kennt Britannien besser als wir alle.«
    Dann berichtete er.
    Zwei barbarische Stämme, bekannt als Pikten und Skoten, die jenseits des nördlichen Grenzwalls ein wildes, unzivilisiertes Leben führten, hatten gegen das Abkommen verstoßen und waren über die Grenze vorgedrungen, während andere mit Segelschiffen an der Küste entlanggefahren waren, um den Grenzwall zu umgehen. Sie hatten Kastelle in Brand gesteckt, nachdem die Besatzung vor ihnen geflohen war. »Chester ist bedroht. Der Statthalter von London, ein gewisser Alypius – ich kenne ihn, er ist ein guter Mann –, vermutet, dass York bereits unter Belagerung steht, wenn sein Brief bei mir eintrifft. Er schreibt, es sei mehr als ein wahlloser Raubzug. Die Überfälle seien von einem guten Strategen geplant.«
    »Von einem Strategen?«, fragte Lupicinus scharf. »Was soll das heißen? Von wem?«
    Julian hielt inne und blickte ihn prüfend an, ehe er antwortete. Sie hatten noch keinen Feldzug zusammen geführt. Er konnte den Mann noch nicht zuverlässig einschätzen.
    »Das weiß Alypius selbst nicht.«
    »Er behauptet aber, dass eine bestimmte Absicht dahintersteckt?«
    »Es sind Stämme, die sich gewöhnlich zanken wie die Hofhunde. Sie sind Viehdiebe, doch plötzlich gehen sie mit vereinten Kräften vor. Sie haben mitten im Winter angegriffen, wenndie Verteidigung am schwächsten ist. Trotzdem haben unsere Spione, die das Entstehen von Feindseligkeiten aufmerksam beobachten, von alldem nichts bemerkt. Es steckt also ein kluger Kopf dahinter, meint Alypius. Du bist nicht verpflichtet, zuzustimmen, Lupicinus.«
    Julian schwieg kurz, für den Fall, dass Lupicinus etwas erwidern wollte. Doch das tat er nicht. Der Heermeister hielt einen glänzenden, kirschroten Stab mit Vergoldungen und elfenbeinernen Siegeskranzintarsien in der Hand und schlug sich damit ungeduldig in die Handfläche. Julian wandte sich der Karte zu.
    »Mit den Garnisonen allein können wir sie nicht zurückschlagen«, fuhr er fort. »Wie bald können wir marschbereit sein?«
    »Aber Cäsar«, rief Valentinian, »du wirst doch im Winter keine Überfahrt wagen!«
    »Du bist zu ängstlich«, meinte Lupicinus trocken.
    Valentinian schoss ihm einen zornigen Blick zu und holte tief Luft. Doch ehe er etwas sagen konnte, kam Julian ihm zuvor. »Das ist es ja gerade, worauf sich unsere Feinde verlassen. Die Pikten und Skoten erwarten uns nicht vor dem Frühling. Nun, wir werden sie überraschen.«
    Eutherius hüstelte, worauf Julian sich ihm zuwandte.
    »Ja, Eutherius?«
    »Falls tatsächlich ein Plan hinter diesen Überfällen steckt«, sagte er von seinem behaglichen Platz am Bronzeofen aus, »sollten wir uns fragen, wem er nützt und welche Reaktion von uns erwartet wird.«
    »Was für eine Frage!«, rief Lupicinus ungeduldig aus. »Er nützt natürlich ihnen selbst, zumindest glauben sie das. Man muss ihnen eine Lehre erteilen, und zwar schnell. Mehr ist an der Sache nicht dran. Sie müssen vernichtet werden. Julian muss unverzüglich aufbrechen.«
    Mit geduldiger Miene wartete Eutherius, bis Lupicinus fertig war. Während ich zuhörte, kam mir der Gedanke, dass Eutherius ihn an einen bestimmten Punkt locken wollte.
    »Ganz recht, Heermeister«, sagte er. »Doch nehmen wir einmal an, Alypius hätte recht.«
    »Was dann?«
    »Nun, wir können zum einen annehmen, dass es den germanischen Stämmen nützt, wenn Julian Gallien verlässt. Schließlich hat er ihnen genügend Scherereien gemacht, und seine Abwesenheit wäre zweifellos willkommen. Das gäbe ihnen wieder freie Hand.«
    Er schwieg kurz, während sein Blick von Lupicinus zu Julian wanderte und auf dessen Gesicht ruhen blieb. Dann, nach einer kurzen Pause und kaum merklichem Nicken, sagte er: »Das gäbe all unseren Feinden freie Hand.«
    Vielleicht war es nur das Gift der Intrigen,

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